Das Mädchen.
kam es komisch vor, wenn sie daran dachte, daß sie den Sendebereich dieser Station beinahe zu Fuß verlassen hatte, so wie man bei einer längeren Autoreise aus ihm hinausgefahren wäre. Sie fühlte sich dabei komisch, wirklich sehr komisch. Komisch im Magen.
»Also gut«, sagte Joe Castiglione. Seine Stimme klang dünn, schien aus weiter Ferne zu kommen. »Mo stellt sich bereit, und damit beginnt die zweite Hälfte des vierten Innings.«
Plötzlich hatte sie das bibberige Gefühl auch in der Kehle, nicht nur im Magen, und die starken, vollmundigen Hickser - urk-urk, urk-urk - gingen wieder los. Trisha wälzte sich von ihrem Unterschlupf weg, richtete sich kniend auf und übergab sich im Dunkel zwischen zwei Bäumen, mit der linken Hand hielt sie sich dabei an einem Baumstamm fest, und die rechte preßte sie gegen ihren Magen. In dieser Stellung blieb sie, rang keuchend nach Atem und spuckte den Geschmack von leicht anverdauten Jungfarnen aus - säuerlich, scharf -, während Mo mit drei Strikes ausschied. Nach ihm war Troy O'Leary dran. »Also, die Red Sox haben jetzt ein hartes Stück Arbeit vor sich«, bemerkte Troop. »Sie liegen in der zweiten Hälfte des vierten Innings mit eins zu sieben zurück, und Andy Pettitte wirft heute echt klasse.«
»Oh Scheiße«, sagte Trisha, dann übergab sie sich wieder. Sie konnte nicht sehen, was herauskam, dazu war es zu dunkel, und sie war froh darüber, aber es fühlte sich dünn an, mehr wie dünne Grütze als Kotze. Irgend etwas am Gleichklang dieser beiden Wörter, Grütze und Kotze, bewirkte, daß ihr Unterleib sich sofort wieder verkrampfte. Sie rutschte, immer noch auf den Knien, von den Bäumen weg, zwischen denen sie sich übergeben hatte, und spürte dann, wie ihr Unterleib sich erneut verkrampfte, diesmal schmerzhafter als zuvor.
»Oh, Scheiße!« jammerte Trisha, während sie an ihren Jeans herumzerrte. Sie wußte, daß sie es nicht schaffen würde, wußte es ganz sicher, aber zuletzt gelang es ihr doch, sich eben lange genug zu beherrschen, um Jeans und Slip herunterreißen und wegziehen zu können. Dann kam alles dort unten in einem heißen, brennenden Strom heraus. Trisha schrie auf, und im letzten Abendlicht antwortete ein Vogel mit einem Schrei, als wolle er sie verspotten. Als es endlich vorbei war und sie aufzustehen versuchte, brandete eine Woge von Schwindel über sie hinweg. Sie verlor das Gleichgewicht und plumpste in ihre eigene heiße Schweinerei.
»Verirrt und in meiner eigenen Kacke sitzend«, sagte Trisha. Sie begann wieder zu weinen, konnte dann aber auch lachen, weil ihr das komisch vorkam. Verirrt und in meiner eigenen Kacke sitzend, ehrlich! dachte sie. Sie rappelte sich auf, weinte und lachte durcheinander und griff nach Jeans und Slip, die um ihre Knöchel zusammengeballt waren (die Jeans waren an beiden Knien durchlöchert und steif vor Schmutz, aber sie hatte es wenigstens vermieden, sie in Scheiße zu tunken ... zumindest bisher). Sie zog ihre Sachen aus und ging an den Bach: ab der Taille nackt und mit ihrem Walkman in der Hand. Etwa zur selben Zeit, als sie umgekippt und in ihren eigenen Dreck gefallen war, hatte Troy O'Leary ein Single geschlagen; als sie jetzt barfuß in den eiskalten Wildbach stieg, ermöglichte Jim Leyritz den Yankees ein doppeltes Aus. Wechsel von Schlag- und Feldmannschaften. Echt SEX-sationell.
Während Trisha sich bückte, Wasser schöpfte und damit ihr Gesäß und die Rückseite der Oberschenkel abspülte, sagte sie: »Das war das Wasser, Tom, das verdammte alte Wasser, aber was hätte ich tun sollen? Es bloß ansehen?« Ihre Füße waren ganz gefühllos, als sie aus dem Wasser kam; auch ihre Kehrseite war ziemlich taub, aber dafür war sie wenigstens wieder sauber. Sie zog ihren Slip und ihre Jeans an und war eben dabei, ihre Jeans wieder zuzuknöpfen, als ihr Magen sich erneut verkrampfte. Trisha war mit zwei großen Schritten wieder bei den Bäumen, umklammerte denselben wie zuvor und übergab sich nochmals. Dieses Mal schien überhaupt nichts Festes mehr hochzukommen; sie hatte das Gefühl, zwei Tassen heißes Wasser von sich zu geben. Sie beugte sich nach vorn und legte ihre Stirn an die harzige Rinde der Kiefer. Einen Augenblick lang konnte sie sich ein Schild daran vorstellen, wie es die Leute über die Haustür ihrer Ferienhäuser am See oder am Meer hängen: TRISHAS KOTZ-KATE. Davon mußte sie wieder lachen, aber es war ein böses Lachen. Und durch den weiten Luftraum zwischen diesen Wäldern und
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