Das Mädchen.
der Welt, die sie auf so törichte Weise für die ihre gehalten hatte, trällerte der vertraute Jingle: »Wählen Sie 1-800-54-GIANT.« Nun war es wieder ihr Unterleib, der sich schmerzhaft verkrampfte.
»Nein«, sagte Trisha, deren Stirn weiter an der Rinde lag, mit geschlossenen Augen. »Nein, bitte nicht noch mal. Lieber Gott, hilf mir. Bitte nicht noch mal.« Du vergeudest nur deinen Atem, sagte die kalte Stimme. Zum unterschwellig Wahrnehmbaren zu beten hat keinen Zweck.
Der Krampfließ nach. Trisha, deren Beine sich gummiartig und instabil anfühlten, ging langsam zu ihrem Unterschlupf zurück. Ihr Rücken schmerzte von ihrer verkrampften Haltung während des Erbrechens; ihre Bauchmuskeln waren eigenartig angespannt. Und ihre Haut war heiß. Vielleicht habe ich Fieber, dachte Trisha.
Derek Löwe kam als Pitcher für die Red Sox ins Spiel. Jörge Posada begrüßte ihn mit einem Triple ins äußerste rechte Feld. Trisha kroch in ihren Unterschlupf, wobei sie darauf achtete, keinen der Zweige mit den Armen oder ihrer Hüfte anzustoßen. Hätte sie das getan, wäre das ganze Ding vermutlich in sich zusammengefallen. Mußte sie wieder dringend (so nannte es ihre Mom; Pepsi nannte es »die Hershey-Spritztour machen« oder »die Abortpolka tanzen«), würde sie vermutlich ohnehin alles umstoßen. Aber zumindest vorläufig lag sie hier.
Chuck Knoblauch schlug einen Ball, den Troop als »turmhohen Flugball« bezeichnete. Darren Bragg fing ihn, aber Posada punktete trotzdem. Acht zu eins für die Yankees. Sie waren heute abend nicht zu stoppen, das stand fest. Absolut nicht zu stoppen.
»Wen rufen Sie an, wenn Ihre Windschutzscheibe kaputt ist?« sang Trisha auf den Kiefernnadeln liegend halblaut. »1-800-54-GI...«
Ein krampfartiger Schauder ließ sie erzittern; sie fühlte sich plötzlich nicht mehr heiß und fiebrig, sondern fror am ganzen Leib. Sie umklammerte ihre schlammigen Arme mit ihren schlammigen Fingern, hielt sie an sich gedrückt und konnte nur hoffen, die mit solcher Mühe aufgestellten Zweige würden nicht über ihr zusammenfallen. »Das Wasser«, stöhnte sie. »Das Wasser, das verdammte blöde Wasser, nichts mehr davon.«
Aber sie wußte, daß das nicht stimmte, es war gar nicht nötig, daß die kalte Stimme es ihr mitteilte. Sie war bereits wieder durstig, das Erbrechen und der Nachgeschmack der Jungfarne hatten ihren Durst noch vergrößert, und sie würde den Bach bald wieder aufsuchen. Trisha lag da und hörte weiter zu, wie die Red Sox spielten. Sie wachten im achten Inning auf, erzielten vier Runs und ließen Pettitte schlecht aussehen. Während die Yankees es in der ersten Hälfte des neunten Innings mit Dennis Eckersley (»Eck«, so nannten Joe und Troop ihn) als Pitcher zu tun bekamen, gab Trisha auf- sie konnte es nicht ertragen, das dämliche Gemurmel des Bachs noch länger zu hören. Auch wenn sie den Walkman lauter stellte, war es da, und ihre Zunge und Kehle bettelten um das, was sie hörte. Sie kroch vorsichtig rückwärts aus ihrem Unterschlupf, ging an den Bach und trank erneut. Das Wasser war kalt und köstlich; es schmeckte nicht wie Gift, sondern wie Nektar und Ambrosia. Während sie zu ihrem Unterschlupf zurückkroch, war ihr abwechselnd heiß und kalt, mal schwitzte, mal fror sie, und als sie sich wieder ausstreckte, dachte sie: Wahrscheinlich bin ich morgen früh tot. Tot oder so krank, daß ich mir wünsche, ich wäre tot.
Die Red Sox, die jetzt mit fünf zu acht zurücklagen, hatten Runner an allen Bases, als ihr letzter Batter antrat. Nomar Garciaparras weiter Schlag ging ins Mittelfeld. Wäre er ins Außenfeld gegangen, hätten die Sox das Spiel mit neun zu acht gewonnen. Statt dessen sprang Bernie Williams vor der Mauer der Aufwärmzone hoch, konnte den Ball fangen und durchkreuzte so Garciaparras Plan. Dieser Flugball brachte einen Run, aber das war bereits alles. O'Leary trat als Batter gegen Mariano Rivera an und mit drei Fehlschlägen wieder ab, womit das Spiel und ein durchschnittlicher Abend zu Ende gingen. Trisha schaltete ihren Walkman aus, um die Batterien zu schonen. Dann ließ sie ihren Kopf auf ihre verschränkten Arme sinken und begann schwach und hilflos zu weinen. Sie hatte Magenkrämpfe und Durchfall; die Sox hatten verloren; Tom Gordon war nicht mal ins blöde Spiel gekommen. Das Leben war Hühnerkacke. Sie weinte noch immer leise, als sie einschlief. In der Kaserne der Maine State Police in Castle Rock ging ein kurzer Anruf ein, als Trisha eben wider
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