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Das Mädchen.

Das Mädchen.

Titel: Das Mädchen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ihn für verrückt gehalten. Und jetzt sah er nur ein kleines Mädchen, das offenbar hohes Fieber hatte und wie ein Strichmännchen aussah, das nur noch von Schmutz und zerfetzten Kleidungsstücken zusammengehalten wurde. Wie die Kleine hieß, fiel ihm gerade nicht ein, aber er wußte, wer sie war; ihr Verschwinden war im Radio und auch im Fernsehen gemeldet worden. Er hatte keine Ahnung, wie sie so weit nach Nordwesten gelangt sein konnte, aber er wußte genau, wer sie war. Trisha stolperte über ihre eigenen Füße und wäre auf die Straße geknallt, wenn Herrick sie nicht aufgefangen hätte. Dabei löste sich dicht neben ihrem Ohr noch ein Schuß aus seinem Gewehr - ein Krag Kaliber 350, das sein ganzer Stolz war - und machte sie vorübergehend taub. Aber Trisha nahm es kaum wahr. Das alles erschien ihr irgendwie normal.
    »Hast du's gesehen?« fragte sie, ohne imstande zu sein, ihre eigene Stimme zu hören, und nicht einmal völlig sicher, ob sie wirklich sprach. Der kleine Mann wirkte verwirrt und ängstlich und nicht besonders intelligent, aber sie fand, er sehe auch freundlich aus. »Ich hab' ihn mit 'nem Curveball erwischt, ihm keine Chance gelassen, verstehst du?« Seine Lippen bewegten sich, aber sie verstand nicht, was er sagte. Er legte sein Gewehr am Straßenrand ab, und das war eine Erleichterung. Dann nahm er sie über seine Schulter und drehte sich so rasch um, daß ihr schwindlig wurde -hätte sie noch etwas im Magen gehabt, hätte sie sich vermutlich übergeben müssen. Sie begann zu husten. Auch das konnte sie nicht hören, weil ihre Ohren schrecklich laut dröhnten, aber sie konnte es fühlen, konnte das Ziehen tief unten in ihrem Brustkorb spüren.
    Sie wollte ihm sagen, daß sie froh war, getragen zu werden, froh war, gerettet zu werden, aber sie wollte ihm auch sagen, daß das Bären-Ding zurückgewichen war, noch bevor er geschossen hatte. Sie hatte die Verwirrung auf dem Gesicht des Bären-Dings, hatte seine Angst vor ihr gesehen, als sie aus der Ausgangsposition in die Bewegung übergegangen war. Sie wollte diesem Mann, der jetzt mit ihr rannte, etwas sagen, etwas sehr Wichtiges sagen, aber er schüttelte sie durch, und sie mußte husten, und in ihrem Kopf klingelte es, und sie wußte nicht, ob sie es sagte oder nicht.
    Trisha versuchte noch immer zu sagen: Ich hab's geschafft, ich hab' das Spiel gemacht, als sie ohnmächtig wurde.

NACH DEM SPIEL

Sie war wieder im Wald, und sie kam auf eine Lichtung, die sie kannte. Mitten darauf, neben dem Baumstumpf, der kein Baumstumpf, sondern ein Torpfosten mit einem in seine obere Fläche eingelassenen Ringbolzen war, stand Tom Gordon. Er schnippte den Ringbolzen nachlässig vor und zurück. Diesen Traum habe ich schon mal gehabt, dachte sie, aber als sie näher herankam, merkte sie, daß er sich in einem Punkt verändert hatte: statt seiner grauen Spielerkleidung für Auswärtsspiele trug Tom die weiße für Heimspiele mit der Nummer 36 in leuchtend roter Seide auf dem Rücken. Also war die Reise an die Westküste vorbei. Die Sox waren wieder in Fenway Park, wieder zu Hause, und die Auswärtsspiele lagen hinter ihnen. Aber Tom und sie waren hier; sie waren wieder auf dieser Lichtung.
    »Tom?« fragte sie zaghaft.
    Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Zwischen seinen talentierten Fingern kippte der rostige Ringbolzen vor und zurück. Vor und zurück. »Ich hab' das Spiel entschieden.«
    »Ich weiß, daß du's getan hast, Schätzchen«, sagte er. »Das hast du gut gemacht.«
    Vor und zurück, vor und zurück. Wen rufen Sie an, wenn Ihr Ringbolzen kaputt ist?
    »Wieviel davon ist Wirklichkeit gewesen?«
    »Alles«, sagte Tom, als sei das nicht weiter wichtig. Und dann noch einmal: »Das hast du gut gemacht.«
    »Es war dumm von mir, den Weg zu verlassen, wie ich's getan habe, nicht wahr?«
    Er sah sie leicht überrascht an, dann schob er seine Mütze mit der Hand hoch, die nicht damit beschäftigt war, den Ringbolzen vor und zurück zu kippen. Er lächelte, und als er lächelte, wirkte er jung. »Welchen Weg?« fragte er. »Trisha?« Das war eine Frauenstimme, die von hinten kam. Sie klang wie die Stimme ihrer Mutter, aber was hätte Mom hier draußen im Wald zu suchen gehabt? »Sie hört Sie wahrscheinlich nicht«, sagte eine andere Frau. Diese Stimme kannte sie nicht.
    Trisha drehte sich um. Im Wald wurde es dunkel, die Umrisse der Bäume verschwammen, wurden unwirklich, glichen einer Theaterkulisse. Schemen bewegten sich, und sie fühlte

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