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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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ursprüngliche Bedeutung als Führerin der Nazarener zu verbergen – denn diese trugen Rot, wie wir ja gesehen haben. Ehrlich gesagt habe ich das immer für Unsinn gehalten. Für mich war immer klar, dass Weiß und Blau für die Reinheit der Jungfrau stehen.
    Aber jetzt«, sagte er abschließend und erhob sich müde, »erscheint mir nichts mehr klar.«

    Cape Cod, Massachusetts
30. Juni 2005
     
    Auf der anderen Seite des Atlantiks, in Cape Cod, saß der Immobilienmogul Eli Wainwright und starrte durch die Fenster auf den Rasen seines riesigen Anwesens. Seit fast einer Woche hatte er nichts von Derek gehört, und das beunruhigte ihn tief. Eine amerikanische Abordnung des Ordens war zum Namenstag Johannes des Täufers nach Frankreich gereist, und der Führer dieser Gruppe hatte Eli informiert, als Derek nicht in Paris aufgetaucht war.
    Eli zermarterte sich das Hirn, versuchte sich in Derek hineinzuversetzen. Sein Sohn war immer eine Art verlorenes Schaf gewesen, aber der Junge wusste doch, wie wichtig die Sache war! Er musste nur genau nach Plan handeln, in der Nähe dieses Lehrers der Gerechtigkeit bleiben und so viel wie möglich über dessen Pläne und Beweggründe herausfinden. Wenn sie dann alles erfahren hatten, konnten die Amerikaner mit der Durchführung ihres Coups beginnen: den Europäern ihre Machtposition im Orden abzujagen.
    Bei seinem letzten Besuch in den Staaten war Derek nicht gerade begeistert gewesen von der langen Zeitspanne, die Elifür nötig hielt, um ihre Ziele zu erreichen. Eli war ein Stratege, sein Sohn wusste nichts von den Tugenden der Geduld und Vorausplanung, die die Wainwrights zu Milliardären gemacht hatten. War es möglich, dass Derek etwas Überhastetes, Törichtes getan hatte?
    Die Antwort – oder eine Art Antwort – bekam Eli Wainwright am Nachmittag, als die Ruhe von Cape Cod vom Entsetzensschrei seiner Frau gestört wurde. Er sprang aus seinem Sessel und rannte in die Eingangshalle, wo seine Frau als wimmerndes Bündel auf dem Boden hockte.
    »Susan, um Himmels willen! Was ist passiert?«
    Susan war außerstande, Antwort zu geben. Sie schluchzte hysterisch und stammelte unverständliche Worte, während sie eine Handbewegung zu dem Federal-Express-Paket machte, das neben ihr auf dem Boden stand.
    Eli wappnete sich für das, was er sehen würde, und nahm eine kleine hölzerne Schatulle aus dem Karton. Darin befand sich Dereks Klassenring von der Universität Yale.
    Der Ring steckte am abgeschnittenen Zeigefinger von Derek Wainwrights rechter Hand.

    Château des Pommes Bleues
30. Juni 2005
     
    Schon unter normalen Umständen hatte Maureen einen leichten Schlaf; nun aber gingen ihr so viele Dinge durch den Kopf, dass sie trotz ihrer Erschöpfung keinen Schlaf fand. Als sie im Korridor Schritte hörte, setzte sie sich sofort auf. Die Schritte waren sehr leise, so, als versuche jemand, sich ungehört davonzuschleichen. Maureen horchte gespannt, ohne sich zu rühren. Ist ja auch ein riesiges Haus mit vielen Zimmern und Dienern, die ich noch gar nicht alle kenne, redete sie sich ein …
    Maureen legte sich wieder hin und versuchte einzuschlafen, wurde jedoch wieder gestört, diesmal von Motorengeräusch. Ein Blick auf die Uhr belehrte sie, dass es kurz vor drei war. Wer konnte das sein? Maureen stand auf und ging zum Fenster, das auf die Vorderseite ging. Sie rieb sich die Augen und spähte hinaus.
    Das Fahrzeug, das unter dem Fenster vorbeifuhr und durch das vordere Tor des Châteaus davonrauschte, war ihr Mietwagen – mit Peter am Steuer.
    Nun eilte sie den Gang hinunter zu Peters Zimmer. Das eingeschaltete Licht zeigte ihr einen leeren Raum. Peters Sachen waren verschwunden. Die schwarze Reisetasche war fort, ebenso seine Brille, seine Bibel und sein Rosenkranz – alles Dinge, die er stets auf dem Nachttisch liegen hatte.
    Maureen suchte verzweifelt, ob er ihr eine Nachricht hinterlassen hatte. Einen Zettel? Oder vielleicht etwas anderes? Aber ihre Suche blieb erfolglos.
    Father Peter Healy war fort.

    Maureen versuchte die Ereignisse der vergangenen vierundzwanzig Stunden in Gedanken zu ordnen. Zuletzt hatten sie am Brunnen miteinander gesprochen, wo Peter ihr die Bedeutung des »Halte mich nicht fest« erklärt hatte. Er hatte erschüttert gewirkt, doch das hatte Maureen seinen aufgewühlten Emotionen und dem Schlafmangel der letzten Woche zugeschrieben. Was hatte ihn dazu gebracht, mitten in der Nacht das Haus zu verlassen? Wohin war er gefahren? So eine Aktion passte

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