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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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überhaupt nicht zu Peter. Er hatte sie nie im Stich gelassen oder enttäuscht, niemals. Maureen spürte Panik in sich aufsteigen. Wenn sie Peter verlor, hatte sie niemanden mehr. Er war ihre Familie, der einzige Mensch auf der Welt, dem sie bedingungslos vertraute.
    »Reenie?«
    Maureen fuhr erschrocken zusammen, als sie die Stimme hinter ihrem Rücken hörte. Tammy stand auf der Schwelle, auch sie rieb sich den Schlaf aus den Augen. »Sorry. Hab ein Auto gehört, und dann war es auf einmal laut hier oben. Schätze, wir sind im Augenblick alle ein bisschen nervös. Wo steckt denn unser Padre?«
    »Ich weiß es nicht.« Maureen versuchte, die Verzweiflung in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Das Auto – das war Peter. Ich habe keine Ahnung, warum er weggefahren ist oder wohin er wollte. Verdammt! Was hat das nur zu bedeuten?«
    »Warum rufst du ihn nicht auf dem Handy an und fragst einfach?«
    »Peter hat kein Handy.«
    Tammy sah Maureen verblüfft an. »Natürlich hat er eins! Ich hab ihn doch damit gesehen.«
    Nun war die Reihe an Maureen, verblüfft dreinzuschauen. »Peter hasst die Dinger. Er hat keine Zeit für diese technischen Kinkerlitzchen, und speziell Handys kann er nicht ausstehen. Selbst als ich ihn bedrängt habe, sich eins zuzulegen, weil es doch auch für Notfälle ist, wollte er keins.«
    »Maureen, ich hab ihn zweimal mit Handy gesehen. Wobei mir wieder einfällt, dass er beide Male in einem Auto saß. Ich sag’s nicht gern, aber ich glaube, da ist etwas faul im Staate Arques.«
    Maureen wurde fast übel vor Angst. Sie sah Tammy an, dass sie denselben Gedanken hatte.
    »Komm«, sagte Maureen und eilte durch den Korridor zur Treppe, die hinunter zu Sinclairs Arbeitszimmer führte. Tammy folgte ihr auf den Fersen.
    Vor der Tür des Arbeitszimmers hielten sie inne. Die Tür stand einen Spalt offen. Seit die Schriftrollen dorthin gebracht worden waren, war sie jetzt immer zugesperrt gewesen, selbst wenn einer von ihnen sich im Zimmer aufhielt. Maureenschluckte hart und wappnete sich für das, was sie gleich erblicken würde. Hinter ihr drehte Tammy das Licht an – und ihr Blick fiel auf einen leergefegten Arbeitstisch. Schimmernd glänzte das polierte Mahagoni.
    »Sie sind weg«, flüsterte Maureen.
    Gemeinsam durchsuchten sie den ganzen Raum, doch die Schriftrollen blieben verschwunden. Auch Peters Notizblöcke waren fort, kein Fetzen Papier war übrig geblieben, nicht einmal ein Stift. Der einzige Beweis für die Existenz des Magdalena-Evangeliums waren die Tonkrüge, die sie in die Ecke geräumt hatten, damit keiner über sie stolperte. Doch auch die Krüge waren leer. Der wahre Schatz war fort.
    Und wie es schien, hatte Father Peter Healy, der Mensch, dem Maureen am meisten vertraute, ihn mitgenommen.
    Auf wackeligen Beinen torkelte Maureen auf das Samtsofa zu. Sie brachte keinen Ton heraus, wusste nicht, was sie sagen oder denken sollte. Sie ließ sich einfach aufs Sofa plumpsen und starrte ins Leere.
    »Maureen, ich muss Roland suchen. Bleibst du hier? Wir kommen bald zurück.«
    Maureen nickte; sie war wie betäubt und konnte nicht antworten. Als Tammy mit Roland zurückkam, gefolgt von Berenger Sinclair, saß sie immer noch in der gleichen Haltung auf dem Sofa.
    »Mademoiselle Paschal«, sagte Roland sanft, indem er vor dem Sofa niederkniete. »Es tut mir so leid, dass diese Nacht Ihnen Kummer zufügen wird.«
    Maureen schaute zu dem hünenhaften Okzitanier hoch, der sich voller Sorge über sie beugte. Später, als sie sich den Luxus erlauben konnte, in Ruhe an die Ereignisse zurückzudenken, sollte sie die Seelenhaltung dieses außergewöhnlichen Menschen zu würdigen wissen. Der kostbarste Schatz seines Volkes war gestohlen worden, und seine Hauptsorge galt ihrem Kummer. Roland sollte ihr mehr als jeder andere Mensch zeigen, waswahre Spiritualität bedeutete. Und sie sollte verstehen, warum diese Menschen in ihrer Muttersprache les bonnes hommes genannt wurden – die guten Menschen.
    »Ah, ja. So hat Father Healy also letzten Endes seinen Herrn gewählt«, sagte Sinclair ruhig. »Ich hatte damit gerechnet. Es tut mir leid, Maureen.«
    Sie war verwirrt. »Sie haben damit gerechnet? «
    Sinclair nickte. »Ja, meine Liebe. Nun muss alles heraus, nehme ich an. Wir wussten, dass Ihr Cousin für jemanden arbeitete, wir wussten nur nicht genau, für wen.«
    Maureen konnte es nicht glauben. »Was sagen Sie da? Dass Peter mich verraten hat? Dass er sich die ganze Zeit mit dem Gedanken getragen hat,

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