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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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überlassen. Immer, wenn sie sich zum Schreiben hinsetzte, trug Maureen das Fragment in einem kleinen Lederbeutel um den Hals.
    Es war während jenes Sommers in Israel gewesen, dass der junge Peter seine Berufung gefunden hatte, als Gelehrter und auch als Priester. Er hatte mit einer Gruppe von Jesuiten die heiligen Stätten der Christenheit besucht, und die Erfahrung hatte einen nachhaltigen Eindruck bei dem jungen und idealistischen Iren hinterlassen. Die Gesellschaft Jesu hatte sich als perfekt für ihn erwiesen, konnte er hier doch seine wissenschaftliche Passion mit der religiösen verknüpfen.
    Maureen plante alles, um sich Ende der Woche wieder mit ihrem Cousin zu treffen. Als sie das Handy zuklappte, fühlte sie sich so erleichtert wie schon seit Monaten nicht mehr.
    Für Father Peter Healy galt das nicht.

    Zu den schönsten und interessantesten historischen Gebäuden an der Westküste der Vereinigten Staaten zählen die kalifornischen Missionen. Im 18. Jahrhundert von dem umtriebigen Franziskanermönch Junipero Serra gegründet, finden sich diese Relikte spanischer Architektur im gesamten Staat. Die meisten sind entweder mit wunderschönen Gärten gesegnet oder liegen in Gegenden von natürlicher Schönheit.
    Peter hatte eine große Sympathie für den Franziskanerorden, und schon bei seiner Ankunft in den Vereinigten Staaten hatte er es sich zum Ziel gesetzt, alle Missionsstationen des Staates zu besuchen. In den Missionen verschmolzen Geschichte und Glauben, eine Kombination, die in Peters Seele eine verwandte Saite anklingen ließ. Wenn er Zeit und Freiraum brauchte, um nachzudenken, floh er oft in eine dieser Stationen, die in Südkalifornien überall leicht erreichbar waren. Jede hatte ihren besonderen Charme und stellte eine Oase der Ruhe zu seinem hektischen Lebensstil in Los Angeles dar.
    Diesmal hatte er sich die Missionsstation von San Fernando ausgesucht, denn von dort war es nicht weit zu seinem Freund Father Brian Rourke, der in der Nähe lebte und das Oberhaupt der Jesuitenkongregation im Tal von San Fernando war. Peters Bekanntschaft mit Father Brian datierte zurück zu seinen frühen Jahren im Seminar, als der ältere Mann so etwas wie sein Mentor gewesen war. Nun brauchte Peter einen vertrauenswürdigen Freund; er war auch auf der Suche nach einer Zuflucht – selbst vor der Kirche, der seine Liebe und sein Gehorsam galt. Father Brian war der leicht panische Unterton in Peters Stimme nichtentgangen, als dieser ihn angerufen hatte, und so hatte er sich bereit erklärt, ihn kurzfristig zu treffen.
    »Deine Cousine, ist sie praktizierende Katholikin?« Der ältere Priester spazierte mit Peter durch die Gärten der Mission. Die Nachmittagssonne brannte auf das Tal hinab, und Peter wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn.
    »Eine abgefallene. Aber als Kind war sie sehr fromm. Das waren wir beide.«
    Father Rourke nickte. »Ist irgendetwas Besonderes geschehen, was sie dazu veranlasst hat, sich von der Kirche abzuwenden?«
    Peter zögerte einen Augenblick lang. »Das sind Familienangelegenheiten. Darauf möchte ich lieber nicht eingehen.« Er hatte ohnehin schon das Gefühl, Maureen verraten zu haben, weil er ohne ihr Wissen von ihren Visionen gesprochen hatte. Die Familiengeheimnisse wollte er nicht auch noch ausplaudern – jedenfalls noch nicht. Aber er war sich nicht schlüssig, was er als Nächstes tun sollte, und er brauchte einen guten Rat von jemandem innerhalb der Kirchenhierarchie, dem er vertrauen konnte.
    Der alte Priester nickte verständnisvoll. »Ja, das verstehe ich. Was nun das andere betrifft … Es ist äußerst selten, dass sich solche Dinge tatsächlich als göttliche Visionen erweisen. Manchmal sind es einfach nur Träume, manchmal schlicht Selbsttäuschungen. Vermutlich ist das nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Wirst du sie nach Frankreich begleiten?«
    »Ja. Ich war schon immer ihr geistlicher Beistand, und vermutlich bin ich der einzige Mensch, dem sie wirklich vertraut.«
    »Das ist gut, das ist sehr gut. Dann kannst du sie ja im Auge behalten. Bitte, ruf sofort an, wenn du glaubst, das Mädchen könnte sich in irgendeiner Weise selbst gefährden. Wir werden dir da durchhelfen.«
    »Ich bin sicher, dass es nicht so weit kommen wird.« Peter lächelte und dankte seinem Freund. Das Gespräch wandte sich dann einer Diskussion über die glühende Hitze Kaliforniens imGegensatz zu den milden Sommern ihrer irischen Heimat zu. Sie plauderten über alte

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