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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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vertreten hatte.
    »Tamara Wisdom ist eine Spinnerin, und ich kann einfach nicht glauben, dass du dich von ihr dazu hast überreden lassen. Sie ist nicht gerade der glaubwürdigste Charakter, was diesen Sinclair betrifft.«
    Die Debatte hatte fast über das gesamte Abendessen hinweg getobt. Peter hatte Maureens älteren Bruder und Beschützer gespielt, der nur um ihre Sicherheit besorgt war, und Maureen hatte versucht, ihm ihren Entschluss verständlich zu machen.
    »Peter, du weißt, dass ich nie sonderlich risikofreudig gewesen bin. Ich mag Ordnung in meinem Leben und ziehe es vor, über alles die Kontrolle zu haben, und ich würde lügen, sollte ich behaupten, dass mir das Ganze keine Angst einjagt.«
    »Und warum willst du es dann tun?«
    »Weil die Träume und die Zufälle mir noch mehr Angst machen. Ich habe keinerlei Kontrolle darüber, und es wird immer schlimmer, je häufiger und lebendiger sie werden. Ich habe das Gefühl, dass ich diesem Weg einfach folgen und herausfinden muss, wohin er mich führt. Vielleicht hat Sinclair ja tatsächlich die Antworten, nach denen ich suche, wie er behauptet. Wenn er der weltweit führende Experte in Sachen Maria Magdalena ist, dann ergibt manches von dem für ihn vielleicht einen Sinn. Aber um das herauszufinden, gibt es nur eine Möglichkeit: Ich muss hinfahren.«
    Am Ende der ermüdenden Diskussion gab Peter schließlich unter einer Bedingung nach. »Dann, kleine Maria, fahre ich mit«, verkündete er.
    Und damit war die Sache erledigt.

    Als sie am folgenden Samstagmorgen das Reisebüro verließ, drückte Maureen auf ihrem Handy die Schnellwahltaste für Peter. Sie hatte ihm noch nicht alles erzählt. Manchmal behandelte er sie, als wäre sie noch ein Kind und er ihr Beschützer. Zwar wusste sie das zu schätzen, aber sie war eine erwachsene Frau, die an diesem Wendepunkt ihres Lebens ein paar wichtige Entscheidungen zu treffen hatte. Nun, da die Entscheidung getroffen war und sie die Flugtickets in Händen hielt, war der Zeitpunkt gekommen, es ihn wissen zu lassen.
    »Hi. Alles geregelt. Ich habe die Tickets. Hör zu: Ich habe mich kurzfristig entschlossen, einen Tag vorher noch nach New Orleans zu fliegen.«
    Überrascht schwieg Peter einen Augenblick lang. »New Orleans? Meinetwegen. Fliegen wir dann von dort aus nach Paris?«
    Das war der harte Teil. »Nein. Ich werde allein nach New Orleans reisen.« Maureen redete rasch weiter, bevor er sie unterbrechen konnte. »Da ist etwas, das ich allein tun muss, Pete. Einen Tag später treffe ich dich dann am JFK , und von dort fliegen wir zusammen nach Paris.«
    Peter hielt kurz inne, bevor er mit einem schlichten »Okay« zustimmte.
    Maureen hatte wegen ihres Täuschungsmanövers beinahe ein schlechtes Gewissen. »Hör zu, ich bin in Westwood, gerade aus dem Reisebüro raus. Kannst du dich zum Mittagessen mit mir treffen? Du kannst dir auch aussuchen, wohin. Ich bezahle.«
    »Das geht nicht. Ich habe heute Repetitorien im Loyola.«
    »Komm schon. Es wird sich doch wohl jemand finden, der ein paar Stunden den Lateinunterricht für dich übernehmen kann.«
    »Latein, ja, aber ich bin der einzige Griechischlehrer hier; deshalb bleibt heute alles an mir hängen.«
    »Okay. Vielleicht wirst du mir eines Tages ja erklären, warum Teenager im einundzwanzigsten Jahrhundert tote Sprachen lernen müssen.«
    Peter wusste, dass Maureen scherzte. Sie hatte einen immensen Respekt vor Peters Bildung und linguistischen Kenntnissen.
    »Aus demselben Grund, aus dem ich tote Sprachen gelernt habe und mein Großvater vor mir. Es hat uns bis jetzt doch gute Dienste geleistet, oder?«
    Dem konnte Maureen nicht widersprechen, noch nicht einmal im Scherz. Peters Großvater, der geschätzte Dr. Cormac Healy, hatte in Jerusalem einem Komitee angehört, das die außergewöhnliche Bibliothek von Nag Hammadi studiert und einen Teil davon übersetzt hatte. Peters Passion für antike Manuskripte war schon in seiner Jugend erblüht, als er einmal einen Sommer in Israel bei seinem Großvater verbracht hatte. Im Rahmen eines Praktikums hatte Peter an einer Ausgrabung im Skriptorium von Qumran teilgenommen, wo die Schriftrollen vom Toten Meer verfasst worden waren. Jahrelang hatte ein winziger Stein aus der Skriptoriumswand in einer kleinen Vitrine auf seinem Schreibtisch gestanden; doch als seine Cousine wahre Leidenschaft zeigte und mit ihrer Arbeit als Publizistin begann, hatte er es für angemessen gehalten, ihr den Stein zur Inspiration zu

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