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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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Zweite? Der letzte Merowingerkönig von Austrasien? Von ihm stammen Sie ab?«
    »Ja. Und Ihre Geschichtskenntnisse sind offenbar genauso hervorragend wie Ihr Latein. Gut gemacht, Father.«
    »Frischen Sie mein Gedächtnis auf.« Maureen blickte verlegen drein. »Tut mir leid, aber meine Kenntnisse der französischen Geschichte fangen erst mit Ludwig XIV . an. Wer waren noch mal die Merowinger?«
    Peter antwortete: »Eine frühe Königsdynastie in dem Land, das heute Frankreich und einen Teil von Deutschland umfasst. Sie regierten etwa vom fünften bis zum achten Jahrhundert, anfangsim ganzen Land, später in Teilreichen. Ihre ostfränkische Linie ist mit diesem Dagobert ausgestorben.«
    Maureen deutete auf den Spalt im Schädel. »Irgendetwas sagt mir, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist.«
    »Nicht ganz«, bestätigte ihr Sinclair. »Sein Patensohn hat ihm im Schlaf eine Lanze durchs Auge ins Hirn gerammt.«
    »So viel zum Thema Familienbande«, erwiderte Maureen.
    »Traurigerweise hat er die religiöse Pflicht über die Familie gestellt, ein Dilemma, das viele im Laufe der Geschichte geplagt hat. Pflichten Sie mir da nicht bei, Father Healy?«
    Peter runzelte die Stirn ob der unterschwelligen Implikation. »Was soll das denn heißen?«
    Sinclair deutete mit einer weit ausholenden Geste auf einen Wappenschild an der Wand – ein Kreuz umgeben von Rosen und mit einem lateinischen Spruch darauf: ELIGE MAGISTRUM .
    »Mein Familienmotto: Elige Magistrum .«
    Maureen schaute zu Peter auf der Suche nach Klärung. Irgendetwas ging zwischen den beiden Männern vor, und das machte sie nervös. »Und das heißt?«
    »Wähle einen Herrn«, übersetzte Peter.
    Sinclair führte aus: »König Dagobert ist aufgrund eines Befehls aus Rom ermordet worden. Der Papst war mit seiner Version des Christentums nicht einverstanden. Dagoberts Patensohn wurde aufgefordert, sich für einen Herrn zu entscheiden, und er wählte Rom, was ihn zu einem Mörder im Dienst der Kirche machte.«
    »Und warum war Dagoberts Version des Christentums so ein Problem?«, hakte Maureen nach.
    »Er hat geglaubt, Maria Magdalena sei eine Königin gewesen und die rechtmäßig angetraute Ehefrau Jesu Christi und dass er von ihnen beiden abstammte, was ihm somit ein Königtum von Gottes Gnaden verlieh, das alle irdischen Mächte überragte. Der damalige Papst empfand es als schreckliche Bedrohung, dass ein König so etwas glaubte.«
    Maureen zuckte unwillkürlich zusammen und versuchte, die Diskussion ein wenig aufzulockern. Sie stieß Peter mit dem Ellbogen an. »Versprich mir, dass du mir keine Lanze durchs Auge jagen wirst, wenn ich schlafe.«
    Peter blickte sie von der Seite her an. »Ich fürchte, derartige Versprechen kann ich dir nicht geben. Du weißt schon … Elige Magistrum und so.«
    Maureen funkelte ihn in gespieltem Entsetzen an und konzentrierte sich wieder auf das Silberreliquiar, das mit einem kunstvollen Lilienmuster verziert war.
    »Für jemanden, der kein Franzose ist, haben Sie eine beachtliche Schwäche für dieses Symbol.«
    »Die Lilie? Natürlich. Vergessen Sie nicht, dass Frankreich und Schottland über Jahrhunderte hinweg verbündet waren. Aber ich benutze sie aus einem anderen Grund. Sie ist das Symbol der …«
    Peter beendete den Satz: »… der Dreifaltigkeit.«
    Sinclair lächelte ihn an. »Ja. Ja, das ist sie. Aber ich frage mich, Father Healy, ob sie das Symbol Ihrer oder meiner Dreifaltigkeit darstellt.«
    Bevor Maureen oder Peter nach einer Erklärung fragen konnten, betrat Roland den Raum und redete in einer Sprache, die Französisch ähnelte, verbunden mit mediterraneren Tönen, auf Sinclair ein. Sinclair drehte sich zu seinen Gästen um.
    »Roland wird Ihnen jetzt Ihre Zimmer zeigen, damit Sie sich ausruhen und vor dem Diner erfrischen können.«
    Er verbeugte sich förmlich mit einem Augenzwinkern zu Maureen und zog sich zurück.

    Maureen betrat das Schlafzimmer, und vor lauter Staunen klappte ihr die Kinnlade herunter. Die Suite war einfach umwerfend. Ein riesiges Himmelbett mit rotem Samtbehang voller gesticktergoldener Lilien beherrschte den Raum. Der Rest der Möbel war offenbar antik, und alle waren sie vergoldet.
    Ein Bild mit dem Titel »Maria Magdalena in der Wüste« von dem spanischen Meister Ribera beherrschte die Wand dem Bett gegenüber; das süße Madonnengesicht darauf war gen Himmel gerichtet. Schwere Kristallvasen voller roter Baccararosen und weißer Lilien standen überall im Raum verteilt;

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