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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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sie ihre Arbeit und ließen die junge Römerin allein, verließen kopfschüttelnd das mediceische Brautgemach.
    »Was für eine Verschwendung eines prächtigen Mannes«, flüsterte eine von ihnen, und die anderen brachen in zustimmendes Lachen aus. Noch jahrelang würde man sich über die frigide Braut aus Rom die Mäuler zerreißen, und viele Florentinerinnen würden sich an ihrer Stelle anbieten, um Lorenzo die Wertschätzung zu zeigen, die er von seiner Frau nicht erhielt.
    Nun war Clarice allein, in einer Ecke des Bettes hockend, vor Furcht wie erstarrt. Hier saß sie, verheiratet mit einem Mann, um den jede Edelfrau Europas sie beneiden würde, und wollte nichts als flüchten, so schnell und so weit sie konnte, heim in die Sicherheit Roms. Denn auch wenn Clarice aus einer der edelsten und berühmtesten Familien Italiens stammte, war sie doch erst ein sechzehnjähriges Mädchen, umgeben von Fremden und einer Kultur, die es nicht verstand, und einem ungeheuren Druck ausgesetzt. Florenz kam ihr so exotisch vor wie Afrika oder der Ferne Osten. Und nun sollte sie mit der erschreckenden Körperlichkeit dieses kräftigen jungen Mannes konfrontiert werden, über den auf so sagenhafte Art gesprochen wurde.
    Als Lorenzo schließlich das Brautgemach betrat, schluchzte Clarice, weil sie so viel Angst vor ihm hatte.
    Er näherte sich seiner jungen Braut mit aufrichtigem Mitgefühl.Die Ereignisse des Tages hätten jeden überwältigt, doch besonders sie, die den scharfen Blicken der Florentiner ausgesetzt gewesen war. So ein junges, behütetes Mädchen würde Zeit brauchen, um sich an die fremde Stadt zu gewöhnen.
    »Geht es Euch nicht gut, Clarice? War dieser Abend zu viel für Euch?«
    Clarice, die sich für das Kommende wappnete, hob das Kinn – ein Zeichen, dass ein Teil ihres römischen Stolzes noch vorhanden war – und erwiderte schnippisch: »Nein. Ich bin eine Orsini. Ich habe keine Angst vor euch Florentinern. Und ich werde meine Pflicht als christliches Eheweib erfüllen, Lorenzo. Ich habe Gott geschworen, dass ich Euch gehorsam sein will, und Ihr könnt gewiss sein, dass ich meinen Schwur einlösen werde.«
    Lorenzo näherte sich ihr mit der gleichen Behutsamkeit wie einem Rehkitz im Wald. Sanft berührte er ihr Haar und entfernte die Nadeln, mit denen es hochgesteckt war. »Ihr habt wunderschönes Haar, Clarice. Lasst es doch herunter.«
    Doch ihre Hand fuhr nach oben und gebot ihm Einhalt. »Nicht!«
    Lorenzo hielt inne, zog rasch die Hände zurück. »Was ist denn?«
    Clarices Herz schlug wie das eines Fuchses, der von der Meute eingekreist ist. Sie versuchte das Unvermeidliche hinauszuschieben. »Offenes Haar ist ein Zeichen von Liederlichkeit.«
    »Clarice, ich bin jetzt Euer Mann. Ihr könnt Euch mir ohne Scheu zeigen.«
    Doch als er die Hand nach ihr ausstreckte, zuckte sie zurück, als hätte er sie geschlagen.
    Lorenzo atmete tief durch, zwang sich zur Geduld. Er setzte zu einer beruhigenden Erklärung an. »Wisst Ihr, manche Frauen finden das erregend und lustvoll. Eines Tages mögt auch Ihr es lustvoll finden, denn so sollte es sein zwischen Mann und Frau. Wenn Ihr mir die Möglichkeit gebt, Euch ein guter Ehemann zu sein, werden unsere gemeinsamen Jahre viel besser. Sogar erfreulich.«
    Wieder richtete Clarice sich auf, mit einem Rückgrat so steif wie ein Brett. »Mein Beichtvater sagt, es sei das Los des Weibes, zu leiden, zuerst im Ehebett und dann bei der Geburt. Es ist der Fluch Evas.«
    Lorenzo nahm sich fest vor, Clarices Beichtvater gleich morgen früh nach Rom zurückzuschicken. Auf einem schnellen Pferd.
    »So muss es nicht sein, Clarice. Ich will es Euch zeigen.«
    Ihre Antwort war hochmütig. »Tut Eure Pflicht, mein Ehemann, und ich werde die meine tun. Aber erwartet nicht, dass ich es genieße.«
    Lorenzo erschreckte sie, indem er rasch aufstand und Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen.
    »Wohin geht Ihr?«
    »Ich werde Euch nicht gegen Euren Willen nehmen, Clarice. Ich bin ein anständiger Mann. Niemals werde ich eine Frau, und sei sie meine Gemahlin, dazu zwingen. Wenn Ihr so weit seid, mich im Ehebett als Euren Gatten zu empfangen, werde ich zurückkehren und meine Pflicht tun, wie Ihr sagt. Ich versichere Euch, so wird es auch für mich nicht vergnüglich sein. Außerdem werde ich nicht zulassen, dass meine eigene Frau mich zum Vergewaltiger macht.«
    Clarice war geschockt von seinen derben Worten und vor Angst halb von Sinnen, weil sie einen Fehler gemacht hatte. »Ihr dürft

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