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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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sie zurück in die Kissen. Lorenzo trat zum Bett und kniete sich daneben.
    »Ruht Euch aus, Schwester.« Er lächelte sie an, und Fioretta betrachtete ihn fragend. Obwohl sie blass und geschwächt war von der Niederkunft, konnte Lorenzo erkennen, warum sein Bruder von dieser Frau so hingerissen war. Sie war eine makellose Schönheit. Ihre Haut war wie Milch, und ihr Haar – wenngleich jetzt zurückgebunden – musste glänzend und sehr lang sein. Doch was Lorenzo am meisten faszinierte, waren ihre Augen. Giuliano hatte recht: Diese Augen besaßen die Farbe des Bernsteins, der von der Ostsee kam. Und nun blickte Fioretta ihn mit diesen großen, klaren Augen an.
    »Schwester …«, flüsterte sie. »Wie sehr ich es wünschte.«
    »Du bist es bereits«, sagte Lorenzo zärtlich und streichelte ihre Hand. »Du bist die Mutter von Giulianos Sohn, Fioretta. Das macht dich zu einer Angehörigen der Familie. Wichtiger aber ist, dass mein Bruder dich liebt.«
    »Aber er ist nicht gekommen.«
    »Er wollte es.« Lorenzo berichtete, was sich am Morgen zugetragen hatte, und versicherte Fioretta rasch, dass Giuliano sich erholen werde, als er sah, wie bestürzt sie auf die Nachricht reagierte, er sei vom Pferd gestürzt.
    Die bernsteinfarbenen Augen füllten sich mit Tränen. »Er ist mein Leben, mein Herz, meine Seele … alles, was ich bin. Alles gehört Giuliano. Ich liebe ihn so sehr. Ich wünschte, er wäre kein Medici. Hasst mich nicht dafür, dass ich das sage, Magnifico. Wenn er ein einfacher Mensch wäre, so wie ich, dürften wir beisammen sein. Wir könnten heiraten und unser Kind großziehen … unsere Kinder, vielleicht.« Sie schwieg, und die Tränen strömten stärker. »Aber das kann niemals sein, ich weiß es wohl.«
    Auch Lorenzo fühlte ein Brennen hinter den Augen. Wie gut kannte er dieses Gefühl: lieber sterben zu wollen, als von dem Menschen getrennt zu sein, der in seinem Leben die Sonne, denMond und die Sterne verkörperte. Ohne sie gab es kein Licht und kein Leben.
    »Giuliano hat mich geschickt, dir etwas zu geben, Fioretta. Hier.«
    Er zog einen schweren Beutel aus Samt aus der Innentasche seines Wamses und reichte ihn dem erschöpften Mädchen. Dann half er ihm, als es sich auf einen Arm aufstützte, um die Kordel aufzuschnüren.
    Eine Kaskade aus Bernstein ergoss sich auf die wollene Bettdecke.
    Fioretta schnappte nach Luft, als sie das Geschenk zwischen ihre Finger flocht. Es war eine Kette aus Bernsteinen und makellosen Perlen, einer Königin würdig und ein Vermögen wert.
    »Giuliano sagte, die Bernsteine hätten die Farbe deiner Augen, und die Perlen stünden für deine ewige Schönheit, die jener der Aphrodite gleicht. Seine Liebe zu dir ist tiefer als das Meer, hat er gesagt.«
    Fioretta weinte, als wollte ihr das Herz brechen, und drückte die Perlen an ihre Brust.
    Lorenzo fuhr fort: »Es ist sein Versprechen an dich, Fioretta, sein Versprechen der Liebe, das er niemals brechen wird. Und hiermit gebe auch ich dir ein Versprechen: Du bist meine Schwester, und dein Kind wird mir so teuer sein wie mein eigener Sohn. Komme, was da wolle, du wirst auf ewig zu den Medici gehören.«
    Und wie um einen Schlusspunkt unter Lorenzos Gelöbnis zu setzen, begann das Kind – das den Namen Giulio erhalten sollte – nach seiner Mutter zu schreien, weil es Hunger hatte.

    Als Lorenzo nach Fiesole zurückkehrte, hatte Madonna Lucrezia de’ Medici bereits das Kommando übernommen. Wie eine Henne gluckte sie um Giuliano, der immer ihr »Kleiner« bleiben würde. Doch Lorenzo sah die Anspannung im Gesicht der Mutter.So stark Lucrezia auch war – wenn es um ihre Familie ging, war sie die empfindlichste Frau der Welt. Sie sorgte sich mehr denn je um ihre Söhne.
    »Deine sind ja noch klein«, sagte sie zu Lorenzo. »Und du kennst väterliche Ängste. Aber glaube ja nicht, dass die Furcht mit der Zeit abnimmt, mein Sohn. Die Sorgen wachsen so rasch wie die Kinder. Ihr Leben wird schwerer, und die Eltern machen sich mehr Sorgen. Ich habe stets nur gewollt, dass ihr gesund und glücklich seid. Aber dieses Geschenk zu machen, ist selbst für die sorgsamsten Eltern schwer.«
    Lorenzo freute sich, dass seine Mutter über die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern sprach. Er wollte ein schwieriges Thema anschneiden, und sie hatte ihm einen Einstieg verschafft.
    »Ich weiß, dass Ihr mir gegeben habt, was in Eurer Macht stand, Mutter. Und was Ihr mir nicht geben konntet, lag eben nicht in Eurer Macht …« Er

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