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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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und zu naiv, um zu begreifen, dass er als Köder für eine Falle missbraucht wurde.
    Der jüngste Riario kam denn auch bereitwillig nach Florenz und war begeistert, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.Nachdem er behaglich in Jacopo de Pazzis Haus untergebracht war, schickte er ein Schreiben an Lorenzo de’ Medici, in dem er sich vorstellte.
    Erwartungsgemäß lud Lorenzo Raffaelo unverzüglich in seine Villa in Fiesole ein, wo er auf Giulianos Bitte hin einige Tage mit seinem Bruder verbrachte. Die Opfer des Attentats waren nun an Ort und Stelle. Alles, was die Verschwörer jetzt noch bestimmen mussten, war die Wahl der Mittel: Arsen oder Dolche?
     
    RRRRRRRRRRRRR
     
    Medici-Villa in Fiesole
    1478
     
    Lorenzo machte sich Sorgen um seinen Bruder. Giuliano hatte sich in letzter Zeit seltsam verhalten und wollte sich ihm, dem Älteren, zum ersten Mal in seinem Leben nicht anvertrauen. Er hatte Lorenzo förmlich angefleht, nach Fiesole zu kommen, und versprochen, er werde reden, sobald sie in der Villa weilten, fernab aller Florentiner Lästerzungen. Doch bislang hatte Giuliano den Mund nicht aufgetan. Und heute war er im Morgengrauen losgeritten, ohne jemandem Bescheid zu sagen außer seinem Pferdeknecht, der sein Pferd gesattelt hatte.
    Lorenzo richtete sich auf ein oder zwei Tage geduldigen Wartens ein, in denen er die Ruhe genießen wollte und den einmaligen Blick auf Florenz mit seinem prächtigen Dom. Cosimo war die treibende Kraft hinter der Finanzierung dieses architektonischen Meisterwerkes gewesen, das Aristokraten aus ganz Europa anzog, die es unbedingt besichtigen wollten. Tatsächlich waren sämtliche prächtigen Kunstwerke in der Stadt Cosimos Weitblick geschuldet. Die massiven Bronzeportale des Baptisteriums, der gewaltige Dom und seine beispiellose Kuppel, die größte und höchste, die je gebaut worden war – dies alles war durch die Medici angeregt und zumindest zum Teil mit ihrem Geld finanziert worden.
    Lorenzo, der froh war, Clarice und die Kinder in der Stadt bei seiner Mutter lassen zu können, hatte Angelo nach Fiesole mitgenommen. Vielleicht fanden sie Zeit, seine jüngsten Gedichte zu begutachten. In letzter Zeit hatte Lorenzos Dichtkunst unter dringenden politischen Geschäften gelitten, und er sehnte sich nach Muße, um sich wieder seiner ureigenen Kunst widmen zu können. Auch hatte er gehofft, Colombina für einen Tag nach Fiesole einladen zu können, doch diesem Vorhaben war kein Erfolg beschieden. Er vermisste sie schmerzlich, aber zurzeit war es so gut wie unmöglich, dass sie Florenz verließ. Sie hatte sich ganz der Arbeit mit dem Meister verschrieben, der in ihrer Nähe in der Stadt wohnte, und musste überdies ihren Sohn versorgen.
    Jedes Mal, wenn er an den kleinen, dunkeläugigen Knaben dachte, der nun drei Jahre alt war und offenbar Anzeichen früh entwickelter Intelligenz zeigte, fühlte Lorenzo, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Er hatte wenig Zeit, über sein trauriges Privatleben nachzudenken, doch diese Trauer hing wie ein steter Nebel über seiner ansonsten privilegierten Existenz.
    Lorenzo war gerade auf der Suche nach Angelo, als er einen Tumult in den Ställen hörte. Männer schrien, Pferde wieherten.
    Lorenzo lief, um nachzusehen, als ihm das Herz stockte: Giuliano lag regungslos auf einer Trage und wurde von zwei Stallknechten und einem Unbekannten zum Haus getragen.
    »Was ist passiert?«, rief Lorenzo, an alle und niemanden gewandt.
    »Er ist vom Pferd gestürzt«, erklärte der Unbekannte, der sich als Majordomus einer Nachbarsfamilie vorstellte. »Ich war gerade auf meiner Runde, um die Ländereien zu inspizieren, als ich ihn gefunden habe. Er atmet, und es scheint nichts gebrochen zu sein, aber er hat sich offensichtlich den Kopf angeschlagen, denn er ist schon die ganze Zeit bewusstlos. Im Dorf gibt es einen Arzt, der bereits gerufen wurde, aber ich nehme an, Ihr möchtet lieber Euren eigenen Arzt holen.«
    Lorenzo erteilte sogleich Befehl, den besten Arzt von Florenzzu holen, eine Nachricht an seine Mutter zu überbringen und das Haus für Giuliano herzurichten. Sobald sein Bruder im Bett lag, setzte Lorenzo sich zu ihm, tupfte ihm die Stirn mit einem feuchten Tuch ab und redete sanft auf ihn ein. Giuliano regte sich und stöhnte vor Schmerz.
    »Giuliano, bist du da drin?«, neckte Lorenzo, als er sah, wie die Augenlider seines Bruders flatterten. Obwohl Giuliano inzwischen fünfundzwanzig Jahre auf der Erde weilte, würde er immer Lorenzos kleiner

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