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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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genau das, was du tun musst, Lorenzo, und zwar sofort. Seit vierzehnhundert Jahren vernichten Menschen die wahre Lehre Jesu und den Weg der Liebe. In der Spanne eines Menschenlebens wird es dir nicht gelingen, diesen Schaden wiedergutzumachen. Aber du kannst den Menschen ein Beispiel für ihre Zukunft geben, indem du deine Botschaft des Friedens verkündest.«
    Colombina drückte Lorenzos Hand und schaute ihm in die Augen. »Die Menschen dieser Stadt fürchten, dass dir etwas geschehen ist, und auf den Straßen regiert der Mob. Unschuldige Menschen werden verletzt. Die Atmosphäre ist so aufgeladen, dass es jederzeit zu einem Blutbad kommen kann. Aber die Menschen lieben dich, Lorenzo, und werden deiner Führung folgen. Sprich zu ihnen. Auf dich werden sie hören.«
    Wieder nickte Lorenzo. Er versuchte aufzustehen, doch es gelang ihm nicht. Schock und Blutverlust bewirkten, dass ihm schwindelig wurde. Colombina, der Meister und der Arzt halfen ihm erneut auf und stützten ihn.
    Angelo kam keuchend ins Zimmer und verkündete, die Menge sei aufgebrachter denn je. Er hatte den Menschen gesagt, Lorenzowerde durch ihn eine Erklärung abgeben, und diese wolle er nun aufsetzen.
    »Ich gebe die Erklärung persönlich ab, Angelo. Aber du wirst meine Worte wiederholen müssen, wenn ich mich in dem Lärm nicht verständlich machen kann.«

    »Schaut doch! Lorenzo lebt!«
    Die Menge vor dem Palazzo wartete auf Angelos Bericht, als sich das Fenster im ersten Stock zur Linken des Hauptportals öffnete und Lorenzo erschien. Sein Hals war verbunden, seine Kleidung blutgetränkt, sein Gesicht immer noch totenbleich. Selbst aus der Entfernung konnte man erkennen, dass Il Magnifico bei dem Angriff schwer verletzt worden war. Alle schnappten nach Luft, als sie sahen, dass Lorenzo sich nur mühsam auf den Beinen hielt. Neben ihm erschien Angelo. Was die Menge unten nicht sehen konnte, waren Colombina und der Arzt, die Lorenzo von hinten stützten, damit er nicht umkippte.
    »Bürger von Florenz, Brüder und Schwestern.« Lorenzo musste seine ganze Kraft aufbringen, um sich verständlich zu machen. Die Leute geboten einander Schweigen, damit sie ihn hören konnten. »Heute ist ein schreckliches Verbrechen geschehen. Eine Kränkung Gottes, eine Schändung unserer Republik und ein Verbrechen an meiner Familie. Wie einige von euch bereits wissen, ist mein Bruder Giuliano … tot. Er wurde heute, am heiligsten aller heiligen Tage, während der Messe im Dom ermordet.«
    Als die Menge die Nachricht von Giuliano de’ Medicis Ermordung vernahm, gellten Schreie der Wut und des Entsetzens. Lorenzo, der sich gegen eine drohende Ohnmacht wehrte, fuhr nach kurzer Pause fort:
    »Aber wir sind zivilisierte Menschen und dürfen uns nicht jener Verbrechen schuldig machen, die an diesem Schreckenstag bereits begangen wurden. Wir, die Republik Florenz, werdenvon den Menschen in ganz Europa als fortschrittlicher und unabhängiger Staat betrachtet, der für seine Kultur, Gelehrsamkeit und vor allem für sein Rechtssystem berühmt ist. Deshalb müssen wir weiterhin ein Beispiel setzen, indem wir Gerechtigkeit walten lassen und dafür sorgen, dass die Täter vor ein ordentliches Gericht gestellt werden.«
    Bei dem Wort »Gerechtigkeit« wurden wieder Schreie laut, doch Lorenzo fuhr unbeirrt fort. »Wir dürfen die Gerechtigkeit nicht auf den Straßen üben, auch wenn wir uns im Recht wähnen, die scheußlichen Verbrechen auf diese Art zu sühnen. Doch solches Handeln wäre unserer Republik unwürdig. Unsere Freiheit rührt daher, dass wir uns dem Gesetz unterwerfen. Lasst uns frei bleiben, indem wir gerecht bleiben.
    Meine Familie weiß eure Liebe und Verbundenheit mehr zu schätzen, als ich mit Worten ausdrücken kann, aber wir bitten euch, als Zeichen eurer Treue und Verbundenheit keine eigenmächtige Vergeltung zu üben. Diejenigen von euch, die meinen Bruder kannten, wissen sehr gut, dass er ein sanfter und freundlicher Mann war. Er verabscheute Gewalt und hätte ein Blutbad in seinem Namen niemals gutgeheißen.
    Vor allem bitte ich euch, in dieser Zeit schrecklicher Prüfungen als Gemeinschaft zusammenzuhalten. Kümmert euch um eure Nachbarn. Genießt die kostbaren Momente, die ihr im Kreis eurer Familie verbringt …«
    Lorenzos Stimme schwankte, als Schmerz über den Verlust Giulianos ihn zu ersticken drohte. Er riss sich ein letztes Mal zusammen. »Die einzige Botschaft, die jetzt zählt, lautet, dass ihr einander lieben sollt! Ich danke euch. Ich

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