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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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Museum of Art, die sich auf mittelalterliche Kunst spezialisiert hatte.

    Am nördlichen Ende Manhattans mit großartigem Blick auf den Hudson gelegen, ist The Cloisters die elegante Schwester des Metropolitan Museums in Uptown. Seine fantastische Sammlung mittelalterlicher Kunst und Architektur wird in einem einzigartigen Gebäude ausgestellt, das aus den echten Steinen europäischer, vor allem französischer Klöster wiederaufgebaut wurde. Zwar gibt es unter den fast fünftausend Artefakten in The Cloisters viele Schätze zu entdecken, die Hauptattraktion jedoch bilden die Einhorn-Gobelins. Es handelt sich um sieben prächtige Wandteppiche, die während der Renaissancezeit in Flandern gewebt wurden. Sie zeigen sämtliche Stadien einer erbarmungslosen Jagd auf ein prächtiges Einhorn und schließen mit seiner brutalen Ermordung ab.
    In Frankreich hatte Maureen Repliken der Gobelins gesehen, als sie im Hauptsitz des Ordens vom Heiligen Grab dessen geheimnisvollem geistlichem Lehrmeister begegnet war, den alle nur unter dem Namen Destino kannten. Für den Orden war das Einhorn das Symbol der wahren Lehre Christi, wie sie von seinen Nachfolgern mittels des Buches der Liebe weitergegeben wurde. »Der Tod des Einhorns« war eine Art Lehrbuch des Ordens, eine mit Wollfäden gewobene Illustration dessen, wasgeschieht, wenn wahre Schönheit vernichtet wird und die Wahrheit den Tod erleidet. Da die Aufzeichnung dieser Vernichtung Häresie gewesen wäre, musste der Orden andere Wege der Mitteilung finden – für jene, die Augen hatten zu sehen und Ohren zu hören. »Der Tod des Einhorns« stand für die Zerstörung der wahren Lehre Jesu, des Weges der Liebe, und wurde anhand von Symbolen erzählt. Die Gobelins waren eine Mahnung, dass wir in einer Wirklichkeit leben, in der die Liebe nicht den ihr gebührenden Platz einnimmt, und dass Männer nur zu sehr geneigt sind, Einhörner zu töten.
    Maureen nahm sich ein wenig Zeit, die erlesenen Gobelins zu betrachten, bevor sie hineinging, um ihren Pflichten als Ehrengast auf der Verlagsparty nachzukommen.

    Maureen spürte ihre Anwesenheit, bevor sie sie sah. Diese seltsame Intuition war mittlerweile zu einem Teil ihrer selbst geworden und hatte ihr oft das Leben gerettet. Während sie ein Exemplar ihres Romans für einen Leser signierte, überlief sie ein Frösteln und warnte sie, dass gleich etwas Bedeutsames geschehen werde.
    Die lange Reihe von Lesern, die mit einem Buch in der Hand warteten, um es von der Autorin signieren zu lassen, zog sich durch das Klostergebäude und die herrlichen Gärten, in denen die gleiche Flora und Fauna zu sehen war wie auf den Einhorn-Gobelins. Am Ende der Schlange entdeckte Maureen eine Frau, die sich deutlich von der Menge abhob.
    Auch ohne Stöckelabsätze eins achtzig groß und wunderschön, erschien sie wie die Wiedergeburt einer Göttin. Sie schritt mit der Anmut einer Frau einher, die genau weiß, dass die ganze Welt bei ihrem Anblick innehält und starrt. Seidig glänzendes schwarzes Haar fiel ihr bis zur Taille und rahmte ihr ebenmäßiges Gesicht ein. Perfekt geschminkte, bernsteinfarbene Katzenaugen blickten Maureen durch den Saal hinweg an, ohne zu blinzeln.
    Maureen schnappte nach Luft, als sie die Fremde erkannte, das derzeitige Hätschelkind der Medien. Einer Königin gleich glitt Vittoria Buondelmonti zwischen den gaffenden Normalsterblichen hindurch, die auf Maureens Autogramm warteten. Jeder erkannte das Supermodel, und ein paar Leute richteten ihre Handykameras auf Vittoria. Die achtete gar nicht darauf, sondern präsentierte Maureen mit schwungvoller Handbewegung einen großen braunen Umschlag. Ein klangvoller italienischer Akzent färbte ihr Englisch, als sie zu Maureen sagte:
    »Happy Birthday, Maureen. Hier ist das Geschenk, das ich Ihnen versprochen habe. Aber ich empfehle, es erst aufzumachen, wenn Sie allein sind.«
    Der Umschlag war fest zugeklebt. Ohne Messer oder Schere würde Maureen ihn nicht öffnen können, auch wenn die Neugier sie beinahe umbrachte. Die SMS vom Morgen fiel ihr ein. »Sie sind eine Freundin von Destino? Und Berenger?«
    »Oh ja. Ich kenne beide sehr gut. Sie würden dieses Geschenk ebenfalls sehr interessant finden.« Sie gestikulierte in Richtung der wartenden Schlange. »Ich gratuliere. Berenger hat mir gesagt, Sie seien … die einzig Wahre.« Dabei zog sie ein wenig die Nase kraus, als steige ihr ein übler Geruch in die Nase. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um. »Buona sera e buon

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