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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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engsten Freund Roland Gelis in seinem Arbeitszimmer. Roland liebte Berenger wie einen Bruder, doch als er sich nun mit seiner großen Hand über die Stirn fuhr, stand Zorn in seiner Miene. »Also hast du zu allem Überfluss auch noch Maureen angelogen.«
    Berenger nickte schwach. Wie widerlich das alles war!
    »Warum?«
    »Warum? Weil ich sie über alles liebe und Angst habe, sie zu verlieren. Ich wusste, dass die Daten nicht stimmen konnten, dass das Kind zu früh geboren war, um von mir zu sein. Und weil ich sicher war, dass ein DNA-Test es beweisen würde, hielt ich es für das Beste, Maureen zu sagen, ich hätte nie mit Vittoria geschlafen. Sie brauchte das nicht zu erfahren, wenn es nicht bewiesen werden konnte. Es hätte sie nur unnötig verletzt. Außerdem sind wir jetzt fest zusammen, und ich werde sie nie mehr betrügen.«
    »Aber du hast mit Vittoria geschlafen …«
    »Ja. Und wenn es stimmt, dass Dante eine Frühgeburt war,könnte er tatsächlich von mir sein. Vittoria behauptet, er sähe mir ähnlich, aber das glaube ich erst, wenn ich Fotos gesehen habe. Und die hält sie zweifellos zurück, um für die Presse noch ein Ass im Ärmel zu haben. Gott allein weiß, wann und wo diese Fotos auftauchen werden.«
    Roland funkelte seinen Freund wütend an, während er eine Geste zum Tisch machte. »Und jetzt haben wir das da am Hals.«
    Zwischen ihnen auf dem Tisch lag der Inhalt aus Vittorias FedEx-Päckchen. Eine Geburtsurkunde, die das geringe Geburtsgewicht des Kindes bestätigte – vermutlich deshalb, weil es eine Frühgeburt war –, und ein Geburtshoroskop für das Baby samt Auswertung. Berenger zuckte zusammen, als sein Blick auf die Überschrift fiel: »Erstellt für Dante Buondelmonti Sinclair.«
    Die beiden lasen erneut das Horoskop durch. Unter den alten Prophezeiungen des Ordens wurde die astrologische Qualifikation des Dichterfürsten besonders hervorgehoben:
     
    Er, der ein Geist von Erde und Wasser ist,
    geboren im verzweigten Reich der See-Ziege
    und in der Blutlinie der Gesegneten.
    Er, der das Feuer des Mars dämmen wird
    und das der Venus höher lodern lässt,
    um die Anmut über die Gewalt zu stellen.
     
    Nach diesem Dokument – und wenn man Vittoria Glauben schenken konnte – erfüllte Dante sämtliche Voraussetzungen der Prophezeiung ebenso wie Berenger. Er war unter dem Sternzeichen Capricorn, der See-Ziege, geboren; sein Horoskop war eine Mischung aus Wasser- und Erdelementen. Das Feuer des Planeten Mars wurde im Wasserzeichen Fische »gelöscht«, und Venus hatte zum Zeitpunkt von Dantes Geburt in einer »verstärkten« Position gestanden. Außerdem war er am ersten Januar geboren, am gleichen Tag wie der berühmteste aller Dichterfürsten: Lorenzo de’ Medici.
    »Berenger, ich muss dir nicht erst sagen, wie ernst die Sache ist. Du bist ein Diener des Grals. Du kannst dieses Kind nicht ignorieren, und wenn es dich noch so viel kostet.«
    Traurig schüttelte Berenger Sinclair den Kopf. Unter keinen Umständen hätte er ein Kind vernachlässigt, das er gezeugt hatte. Wenn aber Dante wirklich sein Sohn war und wenn sein Horoskop die tatsächliche Position der Planeten zum Zeitpunkt seiner Geburt darstellte, waren die Dinge mit einem Mal noch komplizierter geworden. Berenger Sinclair war mehr als nur der Erbe eines riesigen Ölimperiums: Er war auch Erbe einer mächtigen spirituellen Tradition, die auf Jesus und Maria Magdalena zurückging und in den ältesten Familien Europas weitergegeben wurde. Berenger war den Lehren der Blutlinie mit ganzer Seele ergeben und hatte geschworen, diese Tradition mit seinem Leben zu verteidigen, als er unter der Ägide seines Großvaters den Eid des Gralsritters leistete. Es war in ebendiesem Schloss geschehen, und er hatte neben Roland auf den Knien gelegen und sein Gelübde abgelegt.
    Wenn der kleine Dante das Kind der Prophezeiung war, musste Berenger seine Bildung und Erziehung aktiv begleiten, um das Gelübde zu erfüllen. Es war ein moralisches und spirituelles Gebot.
    War es möglich, dass er sein Glück opfern musste, um das Richtige zu tun? Im Moment war er nicht einmal sicher, was das Richtige war. Aber die Übelkeit in seinen Eingeweiden verriet ihm die traurige Wahrheit: dass es vermutlich seine Pflicht war, Vittoria zu heiraten und Dante ein guter Vater und Lehrer zu sein, um sein Schicksal als Dichterfürst zu erfüllen.
    Denn es gab eine weitere Komponente, die er noch gar nicht erwähnt hatte – ein Element, das Vittoria kannte und

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