Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
Vom Netzwerk:
Orden gerettet, nachdem Girolamo de Pazzi aus Krankheitsgründen nicht mehr in der Lage dazu gewesen war. Seit Felicitys Rückkehr nach Italien vor zehn Jahren war Schwester Ursula die Hüterin des Mädchens und pflegte dessenVisionen unter ihrer sorgsamen Obhut. Bei den öffentlichen Auftritten Felicitys spielte sie eine Schlüsselrolle, indem sie dafür sorgte, dass die Emotionen der Menge in die richtige Richtung gelenkt wurden. Andere Mitglieder der Bruderschaft waren zum gleichen Zweck strategisch im Saal verteilt.
    Ein tiefes Knurren entrang sich Felicitys Kehle, gefolgt von einem so furchtbaren, schmerzlichen Schrei, dass die Fenster klirrten.
    »Meine Kinder!«, heulte sie. »Meine Kinder!«
    Die Erregung im Saal erreichte ihren Siedepunkt. Darauf hatten die Zuschauer gewartet: Auf das Erscheinen der heiligen Felicitas, die nun durch das Gefäß der jungen Frau sprach, das sie für ihre Botschaft erwählt hatte.
    »Meine Kinder sind nicht umsonst gestorben! Ich habe meine Kinder Gott geschenkt, als Opfer für seinen heiligen Namen. Jeder meiner Söhne hat gelitten und geblutet für die Ehre, im Namen Jesu Christi gemartert zu werden!«
    Felicity fiel auf die Knie. Sie heulte und raufte sich das Haar, als sie mit ihrer Tirade fortfuhr.
    »Ihr Mütter dort im Saal, weint ihr für mich?«
    Murmeln und Rufe erklangen in der Menge. »Ja, ja!« und »Gott segne dich!«
    »Tut es nicht!«, donnerte Felicity. »Ich war voller Freude an dem Tag, als meine Kinder lieber den Tod finden wollten, als ihren Gott zu verleugnen. Und ich war entzückt über den Tod meiner Söhne! Meine Kinder haben das ewige Leben erworben!«
    Wieder verdrehte Felicity die Augen und fiel zuckend und um sich schlagend zu Boden. Sie drückte den Rücken durch, und ihre Hand schmetterte so fest auf den Betonboden, dass die Krusten ihrer Wunden aufplatzten. Blut spritzte in die erste Reihe der Zuschauer. Erregt schnappte die Menge nach Luft.
    Felicity jedoch erstarrte plötzlich und rief mit völlig veränderter Stimme: »Ihr alle müsst euch vorbereiten. Denkt nicht mehr an das irdische Leben, denn es bedeutet nichts! Das Leben nachdem Tod ist unendlich viel schöner, als sich in diesem irdischen Jammertal jemand auch nur vorstellen kann!«
    »Die Stimme des Heiligen Geistes!«, rief Schwester Ursula. »Gelobt sei Gott für diese Gnade! Gelobt sei der Herr, denn er hat uns diese Heilige gesandt, die für uns leidet!«
    Nun war die Menge ganz in Felicitys Bann, gefangen in der aufgeladenen Atmosphäre, die das Erscheinen der Heiligen hervorgerufen hatte. Rufe wurden laut: »Gelobt sei Gott! Gelobt sei die heilige Felicitas!«
    Felicity drehte sich auf die Seite, erschöpft und blutend. Dennoch sprach sie immer noch mit der seltsamen knurrenden Stimme.
    »Ihr müsst euch euren Platz im Himmel bewahren. Ihr müsst Gott zeigen, dass ihr seiner würdig seid. Ihr müsst für ihn und seine heilige Wahrheit kämpfen. Jene unter euch, die kämpfen, um das Böse zu vernichten, werden ihren Lohn erhalten. Doch es gibt ein großes Übel, das unseren heiligen Weg bedroht! Eine Ketzerei, der ein Ende gesetzt werden muss …«
    Felicity verließ die Kraft, als sie sich darauf vorbereitete, das Bewusstsein zu verlieren und in die Schwärze einzutauchen. Bevor ihr Kopf zurückfiel, lallte sie noch: »Haltet die Gotteslästerin auf … Haltet die Hure auf, die über die Keuschheit des Herrn Lügen verbreiten. Ihr müsst sie … aufhalten … ehe …«
    Felicity fiel in Ohnmacht, bevor sie den Satz beenden konnte. Mitglieder der Bruderschaft, für alle Eventualitäten gerüstet, kamen mit einer Trage herbei und brachten die junge Frau davon, wobei sie Mühe hatten, sich einen Weg durch die aufgewühlte Menge zu bahnen.
    Schwester Ursula packte die Gelegenheit beim Schopf und schnappte sich das Mikrofon vom Podium.
    »Brüder und Schwestern! Geht nicht, ehe ihr nicht die Warnung verstanden habt, die uns der Heilige Geist übermittelt hat! Gotteslästerung bedroht uns … ein verlogener, falscher Dämon, der vernichtet werden muss.«
    Wie aufs Stichwort verteilte eine Gruppe Freiwilliger Flugblätteran die Menge, während Schwester Ursula am Mikrofon den Tumult im Saal übertönte.
    »Nehmt diese Zettel und handelt nach den Weisungen, die darauf geschrieben stehen! Euer Seelenheil hängt davon ab. Ihr müsst Satan daran hindern, noch mehr Lügen zu verbreiten! Helft uns, den Teufel zu besiegen! Wir werden diese Woche jeden Abend eine Versammlung abhalten, um den

Weitere Kostenlose Bücher