Das magische Land 1 - Der Orden der Rose
erwiderte Gereint. »Obwohl ich nicht weiß, ob er mir glauben wird.«
»Er wird Euch glauben«, versicherte ihm Messire Perrin.
Gereint musste zugeben, dass dies wahrscheinlich so sein würde. Mauritius war ein Mann, der zuhörte, und er hatte sich Gereint gegenüber immer gerecht verhalten.
Messire Perrin nickte, als ob Gereint seine Gedanken laut ausgesprochen hätte. »Einen schönen Morgen, Messire, und eine schöne Reise. Wir werden uns wiedersehen.«
Gereint öffnete den Mund, doch bevor er etwas sagen konnte, erstrahlte die Tür im ersten Sonnenlicht und Messire Perrin verschmolz darin. Drinnen erwachten die Ritter. Aus der Richtung der Weide hörte Gereint das Schnauben von Pferden.
Sie waren da, all die Pferde und Maultiere, die die Schlacht überlebt hatten. Die beiden Novizen, die sich um sie gekümmert hatten, saßen blinzelnd im Gras. Es hätte kein deutlicheres Zeichen geben können, dass es an der Zeit war, diesen Ort zu verlassen, noch hätten sie dies freudiger tun können. Gereint weigerte sich, den Gedanken weiterzuspinnen, der ihm in den Kopf kam - nämlich dass er sich hier wohlfühlte. Er war ganz entspannt zwischen den Scharen von Geistern; die Magie, die alles durchdrang, ob lebendig oder nicht, sang in klarer Harmonie mit seiner eigenen Magie. Wenn es einen Ort gab, an dem er sich vollkommen zugehörig fühlte, so war es dieser. Und dennoch musste er diesen Ort verlassen. Sein Herz trieb ihn fort von diesem Ort des Behagens hin zu Sorge und Schmerz, aber Averil würde dort sein, und die Ritter. Sie waren das Zuhause seines Herzens, mochte er auch noch so schlecht in die Welt passen, in der sie lebten.
Als die Sonne über den Horizont stieg, waren die Pferde gesattelt und bereit. Die Ritter hatten ein letztes Frühstück aus Gerstenbrot und Sommerbeeren mit Quark und Sahne gegessen. Gereint hatte den Geschmack noch auf der Zunge, als er vom Bauernhaus fortritt.
Er war der Letzte der Gruppe. Averil war unter den Ersten. Sie hatte noch kein Wort gesprochen, seit sie zurück waren. Man hätte denken können, sie sei verzaubert, aber sie dachte nach. Die Wahl, vor die die Mutter sie gestellt hatte, war getroffen, aber sie brauchte Zeit, sie zu verkraften.
Der Rückweg war kurz, viel kürzer als der Hinweg. Um die Mittagszeit waren schon die vertrauten kahlen Berge in Sichtweite. Am Nachmittag befanden sie sich bereits kurz vor dem Feld der Bindung.
Die Armeen des Königs waren fort. Von der Schlacht war nichts mehr zu sehen. Der Himmel war blau; der Falke, der darin kreiste, war kein Spion irgendeines Feindes. Dennoch ritten sie unschlüssig am Rand des Feldes auf der Suche nach Deckung entlang. Wenige von ihnen konnten direkt auf die trostlose Ebene schauen. Erinnerungen, uralte und jüngste, lasteten schwer auf ihren Seelen.
Bei Einbruch der Dunkelheit hatten sie endlich den Weg Richtung Meer erreicht. Sie lagerten außer Sichtweite der Stadt Deauville, wo einst ein Ordenshaus der Rose gestanden hatte.
Es war verschwunden. Sie spürten seinen Verlust bereits Wegstunden vorher. Die Männer des Königs hatten es dem Erdboden gleichgemacht und seine Gärten mit Salz bedeckt.
Es war Riquier, der aussprach, was alle dachten. »Das Netz. Es ist wieder in uns. Aber wie —«
Mauritius langte in seine Gürteltasche und zog ein Glasstück hervor. Es glitzerte im Feuerschein. Er drehte es langsam herum, die Augen halb geschlossen, als würde er darin die Pfade der Magie suchen, die ihnen so viele Tage lang versperrt gewesen waren.
Alle schauten in ihre Gürtel- oder Satteltaschen. In jeder befand sich ein längliches geschliffenes Glasstück, nicht länger als das letzte Glied eines kleinen Fingers.
»Das ist eine große Gabe«, sagte Mauritius.
»Oder ein Bestechungsgeschenk«, meinte einer der älteren Ritter. »Was erwarten sie als Gegengabe?«
Es war Averil, die antwortete: »Rettung. Wenn der König siegt, werden sie genauso tot sein wie wir alle.«
Das leuchtete allen ein, obwohl sie nicht glücklich darüber waren. Es war ein ruhiges Lager an diesem Abend — kein Gemurmel, kein Lachen, kein Gesang. Viele legten sich schnell unter ihre Decken, umschlossen die Kristalle mit ihren Händen, um die Magie zu schützen, die als Geschenk des Wildvolks zu ihnen zurückgekehrt war.
Gereint war stark in Versuchung, der Aufgabe aus dem Weg zu gehen, die Messire Perrin ihm aufgetragen hatte. Am Morgen war auch noch Zeit dafür. Oder er konnte warten, bis sie die Küste erreicht hatten. Oder
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