Das magische Land 1 - Der Orden der Rose
stärker und ihr Herz leichter zu machen.
Er hatte sie nie enttäuscht. Sie wusste, dass er es nie tun würde. Sie hoffte — betete —, dass sie für ihn dasselbe tun konnte.
Kapitel 32
Auf dem langen Rückweg von der Wohnstätte der Mutter ging Averil still und in sich gekehrt einher. Gereint machte keinen Versuch, das Schweigen zu brechen. Er hatte seine eigenen Gedanken, die ihn beschäftigten, und seine eigenen Entscheidungen zu treffen.
Es schien offensichtlich, dass die Ritter ihre Freiheit wählen und zur Insel fliehen würden. Sie hatten schon darüber gesprochen, nach Prydain zu ziehen, wo ihr Orden noch am Leben sein musste: Die Königin des Landes war kein Freund des Königs von Lys. Es wurde erwartet, dass Gereint ihnen folgte. Er war ein Postulant; er ging dorthin, wohin sein Orden es befahl. Mehr als je zuvor wollte er ein Ritter der Rose sein. Aber er war auch zu etwas anderem bestimmt. Die Mutter hatte nicht zu ihm gesprochen wie zu Averil, und dennoch hatte er gespürt, wie sie seinen Geist berührt hatte. Könnte man es in Worte fassen, hätten sie gelautet: Geh, wohin dein Herz dich führt. Sein Herz führte ihn hinter Averil durch die Wildländer. Während des Rückwegs hatte er eine starke Wahrnehmung der Welten, die sie durchquerten. Aber noch stärker nahm er Averil wahr.
Irgendwo zwischen dem Feld der Bindung und dem Kreis der Mutter hatte er seine Verzweiflung verloren. Vielleicht konnte er Averil niemals in der Form besitzen, wie sein Körper es wollte, aber er hatte bereits mehr als das. So redete er es sich ein. Vielleicht glaubte er es sogar.
Ihr Rücken war gerade. Er konnte ihre Erschöpfung fühlen; sie war bis in die Knochen gedrungen. Und dennoch war sie seltsam erfrischt.
Der Kreis der Mutter lag weit hinter ihnen. Wenn sie sich umschauten, konnten sie gerade noch den Weg durch die uralte Welt ausmachen. Die Gefahren, die auf dem Weg zur Mutter gelauert hatten, waren so stark wie zuvor, aber ein bisschen von IHREM Licht umgab sie noch immer. Es hielt die dunklen Dinge in Zaum.
Gereint versuchte, alles im Gedächtnis zu behalten: wie es sich anfühlte, was er tat. Es konnte sich vielleicht als nützlich erweisen.
Es dauerte eine Weile, bis ihm bewusst wurde, dass Messire Perrin verschwunden war. Er war im Steinkreis der Mutter gewesen. Daran konnte sich Gereint genau erinnern. Sie waren ihm aus dem Kreis heraus gefolgt, oder nicht?
Gereint war Averil gefolgt. Sie hatte den Weg gekannt, sie beide hatten ihn gekannt. Er war schnurgerade und nicht zu verfehlen.
Es sei denn, sie waren in die Irre geführt worden. Es sei denn … Zweifel war wie eine Krankheit. In diesem Wald konnte er tödlich sein. Gereint richtete seine ganze Konzentration auf den Weg und die Frau und den Ort, auf den sie zugingen: das Bauernhaus am Waldrand, wo die Ritter schliefen. Sobald er an die Ritter dachte, konnte er sie fühlen. Das Amulett, das er immer um den Hals trug, war warm. Er hätte fast sagen können, dass es ihn führte: Es wurde wärmer, je mehr er sich den Rittern näherte, und kälter, wenn er sich in eine andere Richtung wandte.
Über den Rittern lag ein Zauber, aber es war nichts, wovor man Angst haben musste. Es war ein Zauberwerk aus Heilung und Frieden. Es milderte ihre schmerzliche Trauer und stärkte ihre Herzen.
Gereint folgte dem Pfad, bis die Bäume spärlicher wurden und sie vor dem Bauernhaus eintrafen. Messire Perrin saß dort auf der Türschwelle und betrachtete die Morgendämmerung.
Bei ihrem Anblick erhob er sich lächelnd und machte eine Verbeugung. »Willkommen«, sagte er.
Gereint dachte, Averil würde ihn vielleicht zur Rede stellen, wo er gewesen sei und wie er hierhergekommen war, aber sie hielt ihre Zunge im Zaum. Sie schritt an ihm vorbei, als wäre er gar nicht anwesend.
Es war unmöglich, Messire Perrin zu kränken. Er blieb scheinbar reglos stehen, aber als Gereint sich anschickte, Averil zu folgen, stand er plötzlich im Türrahmen. »Gebt gut auf sie Acht«, sagte er.
»Das tue ich immer«, sagte Gereint. »Gibt es etwas, weswegen ich besonders achtsam sein muss?«
»Nicht mehr, als du es bislang gewesen bist«, sagte Messire Perrin. »Sie ist noch wertvoller, als ihr Volk ahnt. Und Ihr seid es auch.«
»Wegen dem, was wir sind, wenn wir Magie ausüben?«
Messire Perrins Augen glitzerten. »Ja, aber auch wegen anderer Dinge. Ihr solltet es dem Ritter sagen, dem dunklen, Mauritius. Es ist etwas, was er wissen sollte.«
»Ich werde es ihm sagen«,
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