Das magische Land 1 - Der Orden der Rose
… Er rappelte sich von seiner Decke hoch und zwang seine Füße, ihn ans andere Ende des Lagers zu tragen.
Averil hatte sich dort bereits eingefunden. Sie saß Mauritius gegenüber, die Hände im Schoß gefaltet. Die Stille zwischen ihnen war wie eine Wand.
Gereint hätte sich fast wieder zurückgezogen, aber Averil warf ihm einen schnellen Blick zu. Obwohl er ihm nicht direkt einladend erschien, nahm er an, dass es ratsam war zu bleiben.
Nach einer Weile seufzte Mauritius und sagte: »Ich schlage vor, Ihr sagt mir besser, was Euch herführt. Wir brauchen Schlaf. Wir haben morgen einen langen Weg vor uns, aber er wird uns endlich an die Küste bringen. Dort wartet ein Schiff. Wir können nur hoffen, dass der König es nicht vor uns entdeckt.«
Averil schaute stirnrunzelnd auf ihre Hände. »Das wird er nicht«, sagte sie. Mauritius zog eine Braue hoch. »Wirklich nicht?«
»Wirklich nicht«, sagte sie. »In den Wildländern haben sie es versprochen. Der König wird noch ein gutes Stück vom Hafen entfernt sein.« »Ihr vertraut ihnen«, sagte er. Es war eine Feststellung, keine Frage. »Ich glaube, sie haben keinen Grund, uns zu hintergehen«, sagte sie. Sie atmete tief ein, dann ein zweites Mal. Schließlich sagte sie: »Ich kann nicht mit Euch kommen.«
»Ihr müsst«, sagte Mauritius.
Sie schüttelte den Kopf. »Bei allem Respekt, Messire, ich habe es satt, von Euch herumgetragen zu werden wie ein Gepäckstück. Ich gehe zurück nach Fontevrai.«
»Euer Vater hat mir Befehle gegeben«, sagte er. »Ich beabsichtige, sie zu befolgen.«
»Mein Vater weiß nicht alles, was wir mittlerweile erfahren haben«, sagte Averil. »Quitaine ist mein Erbe. Es ist meine Pflicht, es zu schützen.« »Euer Väter und sein Landvogt —«
»Sie sind würdige Männer und machtvolle Magier«, unterbrach sie ihn, »aber der König hat die Schwachstelle in ihrer Magie aufgespürt. Meine hat er noch nicht gefunden.«
Mauritius' Brauen zogen sich zusammen. »Noch ein Grund mehr, kein Risiko einzugehen, Euch zu verlieren. Auf der Insel seid Ihr von starken Schutzzaubern umgeben. Dort könnt Ihr im Interesse von Quitaine wirken.« »Ich muss in Fontevrai sein«, sagte sie. »Was ich tun muss, kann ich nur dort tun.«
»Wenn das die Wahrheit ist«, meinte Mauritius schwermütig, »dann hoffe ich, dass Ihr uns alle schützen könnt, denn uns wurde befohlen, Euch zu folgen, wohin Ihr auch geht.«
»Nein«, sagte sie. »Ihr werdet zur Insel gehen und dann nach Prydain. Bündelt dort alle Mächte, und stärkt den Orden jenseits des Meeres. Ich werde mitten im Herzen des Feindes Krieg fuhren.«
»Ihr könnt nicht allein gehen«, sagte Mauritius. »Ich kann eine Kompanie zu Eurem Schutz abstellen, aber —«
»Ich werde mitgehen«, warf Gereint ein.
Mauritius fuhr ihn an. Der sonst so besonnene Ritter verlor die Fassung. Trauer und Sorge stiegen übermächtig in ihm hoch, und er schrie: »Du? Was kannst du schon tun? Dein Talent ist beachtlich, aber ohne jede Ausbildung. Du kannst nicht mit Waffen umgehen. Deine Magie —«
»Seine Magie verbindet sich mit meiner«, unterbrach Averil ihn erneut. »Er macht mich stärker, und ich lehre ihn Kontrolle.«
Mauritius stutzte. Damit hatte er nicht gerechnet. Gereint ergriff die Gelegenheit, endlich das in Worte zu fassen, was er zu sagen hatte. »Es ist etwas ganz Neues«, sagte er, »aber es ist wahr. Es hat uns mehr als einmal das Leben gerettet. Deshalb werden wir sicher sein. Der König weiß nicht von uns. Er wird glauben, Averils Magie ist ebenso zerbrochen wie die aller anderen. Und was mich angeht, so bin ich doch nichts weiter als ein Stallbursche.«
»Das ist verrückt«, sagte Mauritius. »Das Risiko … Wenn Ihr die Sache falsch eingeschätzt habt, wenn Ihr Euren Feind unterschätzt habt …«
»Dieses Risiko müssen wir auf uns nehmen«, erwiderte Averil. »Ihr habt Euren Kampf zu kämpfen, Messire. Ich habe meinen.«
Mauritius hörte nicht zu. »Ich kann es nicht erlauben. Nicht nur wegen der Gefahr, sondern auch, weil das Ganze vollkommen unschicklich wäre. Ein junger Mann, eine junge Frau …«
»Eine herzogliche Thronerbin und ein Ritter in der Ausbildung«, sagte sie. »Daran werden wir immer denken, Messire. Jede Sekunde.«
Mauritius schüttelte den Kopf. »Nein. Ihr dürft nicht. Notfalls werde ich Euch fesseln. Ihr werdet zur Insel gehen.«
Sie hob das Kinn. Ihr Gesicht war ruhig, ihre Stimme klang gelassen. »Das werdet Ihr nicht noch einmal tun.«
Ihre
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