Das magische Land 1 - Der Orden der Rose
gläsernen Kirchenfensters, blauer als blau, das Licht des Himmels schien durch sie hindurch. Er sonnte sich darin.
»Genug.« Die Stimme war sanft und tief. Sie rief Gereint zurück in das schwindende Licht der Sonne.
Gereint verstand, was der Ritter zu tun versuchte. Er leistete einen Hauch von Hilfe, die Andeutung eines Stoßes, um sie beide sanft und sicher zurück in die äußere Welt zu geleiten.
Als er wieder zu sich kam, lag er ausgestreckt vor einer Wand. Ihn schmerzten alle Knochen, und in seinem Kopf war ein solches Hämmern, dass er kaum etwas sehen konnte. Die Luft roch wie nach einem Gewitter.
Mit rauschenden Ohren und schwerem Herzen richtete Gereint sich auf. Leute hatten sich in der Mitte des Hofes versammelt, wo eine Gestalt in Ritterrüstung lag.
Das hatte er getan -, oder seine verfluchte, grässliche Magie war es gewesen. Diesmal hatte sie Schlimmeres angerichtet, als eine Scheune oder einen Heuschober zu zerstören: Sie hatte einen Mann niedergestreckt. Er schlich an der Wand entlang in Richtung Tor, das in diesem Augenblick unbewacht war. Gott wusste, wohin er gehen und was er tun würde, aber er konnte nicht hierbleiben. Er konnte nirgendwo bleiben. Wenn selbst dieser stark geschützte Ort ihn nicht aufhalten konnte, was um alles in der Welt konnte es dann?
Er lief gegen eine Mauer, die er nicht gesehen hatte. Er spürte sie erst, als er gegen sie prallte.
Zwei grimmig dreinblickende Männer packten ihn an den Armen. Er machte nicht den Versuch, sie abzuwehren. Sie schleiften ihn über den Hof ins Innere des Schlosses.
Gereint verbrachte die Nacht in einer kleinen kahlen Kammer. Es gab kaum mehr als eine Pritsche, einen Stuhl und einen Nachttopf.
Auf der Pritsche lagen ein Laken aus grobem Leinen und eine kratzige Wolldecke. Das einzige Zierstück im Zimmer, wenn man es so nennen konnte, war eine emaillierte Rose an der Wand über der Pritsche. Sie hatte starke Magie in sich, einen Schutzzauber, der alle vier Wände und die Tür einschloss. Nachdem Gereint eine Weile reglos auf der Pritsche gesessen hatte, brachte ihm ein Junge ein karges Mahl: Brot, Bier und eine eingelegte Zwiebel. Der Junge sprach nicht und mied Gereints Blick. Er war genauso stark geschützt wie die Kammer.
Vielleicht sollte Gereint sterben für das, was er getan hatte. Das wäre keine schreckliche Sache. Er war früher schon gefährlich gewesen; nun war er tödlich.
Er rührte das Essen nicht an, legte sich hin und hielt den Arm über die Augen. Die Erinnerung glitt immer wieder fort von jenem kurzen, aber zerstörerischen Augenblick auf dem Hof.
Er drehte sich auf den Bauch. Ein Teil von ihm hätte sich gern in Tränen aufgelöst, aber er konnte keine vergießen. Sie waren aus ihm herausgebrannt. Er schlief ein wenig. Seine Träume waren dunkel und formlos. Manchmal meinte er, ein Zischen und das Gleiten von Schuppen zu hören.
Der Morgen war grau und feucht. Die Männer, die ihn holen kamen, waren Doppelgänger des schweigenden Paars, das ihn am Abend zuvor hierhergebracht hatte. Er folgte ihnen in stummem Gehorsam und hoffte nur, dass das, was auch immer ihm bevorstehen mochte, schnell vorüber wäre. Der Raum, in den ihn seine beiden Wächter brachten, war kaum größer oder schmuckreicher als der, in dem er die Nacht verbracht hatte — abgesehen von dem Fenster. Es war schmal und hoch und aus farbigem Glas wie ein Kirchenfenster. Selbst an diesem trüben Tag schimmerte es hell. Gereint nahm kaum wahr, dass seine Wächter vor der Tür stehen blieben. Das Fenster zog ihn magisch an. Da waren Formen aus Glas, Farbe und Blei, aber sie schienen sich zu bewegen und zu verändern, und je genauer er hinschaute, desto weniger sicher war er sich, was sie darstellten.
Eine ganze Welt wurde in dem Glas lebendig: Felder und Wälder, Flüsse und Ströme, ein Meer aus tobenden Wellen und glänzender Gischt. Tiere und Vögel rannten, krochen und flogen umher. Menschliche Gestalten zogen als Schatten vorbei, verschwommene Tintenzeichnungen auf dem schillernden Glas.
Er hob die Hand, um es zu berühren, worauf es zerfloss. Er stolperte durch eine Wolke vielfarbenen Lichts in einen Raum singender Stille.
Der blauäugige Ritter stand da, lebendig und atmend und allem Anschein nach unverletzt. Um ihn herum standen graugewandete Männer. Die Rose glühte blutrot auf jeder gepanzerten Brust.
»Knie nieder«, sagte der Ritter, von dem er geglaubt hatte, dass er durch seine Hand gestorben war.
Er hatte nicht den Willen,
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