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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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schicken, um nachzusehen, ob es dort etwas zu lesen für sie gab. Irgendetwas Erbauliches und Sterbenslangweiliges würde ihr vollkommen reichen.
    Gerade als sie Jennet damit beauftragen wollte, klopfte ein Novize an die Tür und trat schüchtern in das Zimmer. Er schaute sie nicht an, sondern warf ihr nur flüchtige Blicke zu; es kostete sie Mühe, seine genuschelten Worte zu verstehen. »Comtesse, unser Meister bittet … Er ersucht Euch … Er fragt, ob Ihr gewillt seid, ihn zu empfangen.« »Selbstverständlich«, sagte Averil.
    Der Junge verbeugte sich, murmelte etwas vor sich hin und suchte das Weite. Averil schaute ihm missmutig nach. »Was ist bloß los mit diesen Männern? Haben sie noch nie eine Frau gesehen?«
    »Ab und zu schon«, sagte Jennet und schaute von ihrer Handarbeit auf, mit der sie sich beschäftigte, wenn sie nicht die Dienerin spielen musste. »Es ist die Schönheit, die ihnen die Sinne raubt.«
    »Aber ich bin doch nicht —«
    Jennets amüsierter Blick ließ sie innehalten. »Als kleines Mädchen wart Ihr sicher staksig, nicht wahr? Wie ein einjähriges Fohlen. Aber Fohlen wachsen, und Unbeholfenheit wandelt sich in Anmut. Eure Mutter war die schönste Frau in Lys. Ihr seid ihr Ebenbild. Noch ein wenig unfertig, schließlich müsst Ihr noch ein bisschen wachsen, aber in ein paar Jahren werdet Ihr sie vielleicht übertreffen.«
    Averil schaute auf ihre Hände hinab. Sie waren lang und dünn, und die kleinen Finger waren ein wenig krumm. Die Haut war hell, so wie es Mode war, aber mit blassgoldenen Sommersprossen übersät. Sie hatte Schwielen, über die ihre Dienerinnen klagten und die von der harten Arbeit auf den Feldern und Obstwiesen der Insel kündeten.
    All das würde sie nicht aufgeben. Sie mochten sie mit Zaubersprüchen und Tränken bearbeiten und in Eselsmilch baden, aber sie würde ihr aufrichtiges, schlichtes Wesen behalten. Die Welt konnte lernen, damit umzugehen. Der Herr des Hauses ließ sie nicht lange warten. Er war ein hagerer alter Mann, aber seine Magie war sehr stark: Sie konnte ihn spüren, lange bevor er zur Tür hereinkam. Bernardin war bei ihm, in Begleitung eines anderen, viel jüngeren Mannes, der dunkel und drahtig war, mit einem schmalen, klugen Gesicht und kühnem Blick. Sie verbeugten sich vor ihr.
    Averil empfing sie mit einem leichten Neigen des Kopfes.
    Zumindest konnten diese Männer sie ansehen, ohne zu erröten oder zu fliehen. Sie studierten sie, Bernardin ebenso wie die anderen, als würde das, was sie zu sagen hatten, von dem abhängen, was sie sahen. Es war ein Gefühl, wie sie es häufig auf der Insel gespürt hatte, wenn ihre Lehrerinnen sie geprüft hatten, um festzustellen, ob sie würdig oder unwürdig war, ihrem Unterricht weiter zu folgen.
    Sie wusste nicht, ob sie ihren Anforderungen genügte. Auch das war ihr vertraut. Sie wartete in höflichem Schweigen ab, wie sie es gelernt hatte. Schließlich sagte Meister Huguelin: »Wir haben eine Nachricht von Eurem Vater, Comtesse, und eine Bitte, die Ihr auch abschlagen dürft, allerdings bittet er Euch, sie zu erfüllen.«
    Averil war auf stundenlanges höfisches Drumherumgerede gefasst gewesen. Seine Direktheit überraschte sie.
    Sie konnte die Erheiterung der Ritter spüren. Besonders der dunkle, dessen Namen sie noch nicht kannte, schien den Verlauf der Zusammenkunft äußerst amüsant zu finden.
    Sie wandte die Handflächen nach oben und setzte ihre unschuldigste Miene auf. »Ja?«, sagte sie.
    Meister Huguelins Augen glitzerten unter den buschigen, grauen Brauen. »Er lässt Euch fragen, Comtesse, ob Ihr bereit seid, Euren Rang und Euren Putz an Eure Dienerin abzutreten, die er wegen ihrer Ähnlichkeit mit Euch ausgewählt hat. Wäret Ihr bereit, ihren Platz und ihre Stellung einzunehmen?« Die Luft schien kälter zu werden. Die heitere Leichtigkeit, die sie zuvor gespürt hatte, war verflogen. Selbst der dunkle Ritter wirkte ernst. »Darf ich fragen, warum?«, sagte Averil ruhig.
    Es war der dunkle Ritter, der antwortete und mit einer Verbeugung seinen Namen nannte: Mauritius. »Comtesse, Euer Vater glaubt, dass das Herzogtum in Gefahr ist. Es mag sein, dass es keinen Anlass für diese Täuschung gibt. In diesem Fall könnt Ihr ein zweites Mal die Rollen tauschen, und niemand wird etwas merken.«
    Averil wandte sich an Emma. »Wusstest du davon?«
    Emma zog die Schulter hoch. »Es war eine Möglichkeit«, sagte sie. »Ich werde natürlich einen Tarnzauber tragen. Ich habe Euch gründlich

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