Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
Vom Netzwerk:
ein wenig verschieden. Die Unterschiede waren kaum merklich, aber für Gereint waren sie offensichtlich. Es mochte das Licht sein oder die Luft oder die Lage der Ländereien; obwohl sich die einzelnen Häuser in Form und Struktur glichen, gab es bei den Schutzzaubern und der Magie, von denen die Gebäude erfüllt waren, mehr oder weniger deutliche Abweichungen.
    Allmählich kam Gereint der Gedanke, irrtümlicherweise, wie er hoffte, dass andere Menschen die Dinge nicht so wahrnahmen, wie er es tat. Selbst diese starken Magier schienen sich der Magieströmungen nicht bewusst zu sein, die ihn hin und wieder zu überwältigen drohten. Es musste an seiner mangelnden Ausbildung liegen und an seiner immer noch lächerlich dürftigen Disziplin. Er hielt durch. Daran klammerte er sich. Schon seit sechzehn Tagen hatte er kein einziges Mal die Kontrolle verloren. Das letzte Mal war es kaum mehr als ein kleiner Ausrutscher gewesen, eine zerbrochene Schüssel in der Küche, deren Inhalt im Äther verraucht war.
    Als sie etwa einen guten Tagesritt von Fontevrai entfernt waren, kam ihnen ein Reiter auf der Straße entgegen. Es war ein Knappe, gut bewaffnet und auf einem schnellen Pferd. Er ritt direkt auf Mauritius und Odilo, den zweiten Ritter, zu. Sie entfernten sich ein wenig von den Übrigen und sprachen mit gedämpften Stimmen.
    Gereint versuchte zuzuhören, aber ihre Stimmen waren wie Bienengesumm. Als er ein wenig näher treten wollte, wurde er von einem plötzlichen bohrenden Kopfschmerz davon abgehalten. Er ging zurück zu den Pferden und versuchte, nicht aufzustöhnen, obwohl sein schmerzender Schädel von seinen Schritten erschüttert wurde.
    Die Unterredung der Ritter war bald zu Ende. Der Botschafter ritt weiter. Sie taten es ihm gleich, weder schneller noch langsamer als zuvor.
    Und doch hatte sich die Stimmung der Ritter verändert, eine sorgfältig unterdrückte Dringlichkeit war zu spüren. Was auch immer am Abend auf sie wartete, sie konnten kaum erwarten, sich ihm zu stellen.
    Er holte ein paar Mal tief Luft und mahnte sich zur Ruhe. Die ganze Zeit hatte er darauf gewartet, dass etwas geschah, irgendein Ausbruch von Magie oder ein Überfall von Räubern. Es hatte ihn enttäuscht, dass das Leben eines Ritters größtenteils überwältigend normal war.
    Dies hier mochte auch nicht viel anders sein: eine neue Weinlieferung oder ein feineres Essen als sonst. Aber dazu hätte es weder einen Botschafter noch Geheimnistuerei gebraucht. Je näher der Sonnenuntergang rückte, desto länger schien die Straße vor ihnen zu werden. Die Stadt, auf die sie zuritten, hieß Morency; das dortige Ordenshaus war sehr groß. Abgesehen vom Mutterhaus in Fontevrai war es das größte von allen.
    Gereint spürte seine Präsenz, lange bevor sie es erreichten. Es fühlte sich an wie ein Bauwerk aus Licht, das hinter dem Horizont schwebte. Nach und nach wurde es für Augen und Sinne wahrnehmbar: eine Reihe von gedrungenen, grauen Türmen, die sich aus einer Baumgruppe erhoben.
    Die Ortschaft, die dazwischen lag, war eher eine Stadt. Bei ihrem Anblick wurde Gereint klar, dass ihre Karawane bis jetzt auf Nebenstraßen und -wegen unterwegs gewesen war und nur in abgelegenen Dörfern Halt gemacht hatte. Er ahnte, dass diese Vorsichtmaßnahme zu seinem Schutz getroffen worden war. Er hatte noch nie eine größere Ortschaft als Remy gesehen, und diese Stadt war ein großer Schock für ihn.
    Wäre er nicht durch den Schutzzauber innerhalb der Karawane gesichert gewesen, wäre er unter all den neuen, auf ihn einstürmenden Sinneseindrücken zusammengebrochen: so viele Mauern, so viele Menschen, so viele Geräusche und Gerüche.
    Er spürte die Magie in sich aufsteigen wie das Donnergrollen eines Sommergewitters. Verzweifelt klammerte er sich an die Disziplin, die er erlernt hatte: die geordnete Schönheit der Abendoffizien, bei denen jedes Wort sich kunstvoll an das nächste fügte, eingebettet in eine Matrix heiliger Musik. Lautlos sang er die endlosen Melismen des Gott, erbarme dich unser, Note für Note und Wort für Wort, bis der Sturm sich legte und die Magie unter der Oberfläche seines Bewusstseins zurücksank.
    Er sackte zusammen und lehnte sich an den Hals seines Pferdes. Der Wallach trottete ruhig weiter und folgte den anderen Tieren.
    Gereint riss sich zusammen, so gut es ging. Das Ordenshaus war nicht mehr weit, und versprach ihm Zuflucht. Er tat einen langen Atemzug, dann noch einen. Das beruhigte ihn ein wenig.
    Fontevrai würde

Weitere Kostenlose Bücher