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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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Sommersprossen, die den milchweißen Teint verunzierten. Es war ein bisschen zu perfekt, aber die Menschen würden das so erwarten. Sie würden nicht die wahre Averil erwarten, die gekleidet war wie eine Dienerin und ihre Makel nicht zu vertuschen versuchte.
    Sie lächelte. Was Emma tat, war schrecklich gefährlich, aber Averil sah auch die Komik, die darin lag. Ihr Humor hielt sie davon ab, vor Angst zu verzweifeln — oder Emma den Talisman aus der Hand zu reißen und zu zerschmettern.
    Sie mussten alle bei diesem Spiel mitmachen, entweder aus freien Stücken oder aufgrund ihrer Geburt. Averil war durch beides gebunden.
    Sie öffnete den Mund, um die Ritter zu entlassen, aber das entsprach nicht länger ihrer Stellung. Stattdessen hob Emma die Hand, um sie von ihnen küssen zu lassen, was diese ihren Rang ehrend formvollendet taten. Die älteren Ritter empfahlen sich, ohne Averil zu beachten, was ebenso standesgemäß war, aber Mauritius hielt inne. Er lächelte. »Du wirst es schon schaffen«, sagte er.
    »Ich freue mich, Euren Ansprüchen zu genügen«, sagte Averil.
    Er grinste wie ein Junge. »Es wird Euch ganz bestimmt gelingen. Ändert nicht das kleinste bisschen an Euch, Comtesse. Narren werden Euch als das sehen, was Ihr zu sein scheint, und die Weisen werden die Wahrheit erkennen.« »Ist der König weise?«
    »Das ist eine gute Frage«, sagte Mauritius. Er grüßte sie, als sei sie ebenfalls ein Ritter. »Gute Nacht, Comtesse und Dienerin.«
    Erst nachdem er fort war, merkte Averil, dass er ihre Frage nicht beantwortet hatte. Das ließ ihr Herz gefrieren, aber ihr Lächeln weigerte sich zu verschwinden. Was auch immer geschehen würde, zumindest einer der Ritter fand, dass sie ihre Sache gut machte.

Kapitel 10
    Nach all der Eile, Morency zu erreichen, vertrödelten die Reisenden aus Sankt Emile drei Tage im Ordenshaus. Gereint nahm an, dass sie auf irgendetwas warteten, aber niemand war so freundlich, ihm zu verraten, worauf. Er hatte mit der Versorgung der Pferde und Maultiere alle Hände voll zu tun. Darüber hinaus erwartete man von ihm die Teilnahme an den Waffenübungen der sechs anderen Postulanten, die im Hause lebten. Sie hatten noch andere Unterrichtsstunden und Pflichten, aber von diesen war er entbunden. Die Lehrer im Mutterhaus würden ihn prüfen und entscheiden, wozu er geeignet war.
    Hier taugte er dazu, die Ställe zu säubern, Heu zu holen und bei den Übungen im bewaffneten Kampf Blutergüsse zu erwerben. Er hätte nicht gesagt, dass er zufrieden war, aber die Verzögerung hatte eine unverhoffte Nebenwirkung: Sie beruhigte ihn. Er hörte auf, nachts in Panik aufzuwachen. Er konnte über den Weg, der vor ihnen lag, nachdenken und dabei mehr Vorfreude als Grauen empfinden.
    Am Abend des dritten Tages kam eine neue Kompanie von Rittern angeritten. Diese kamen von der Insel, wie er hörte, und sie brachten einen großen Schatz mit.
    Sie schienen nicht mehr Reichtümer mit sich zu führen als jede andere Ritterkarawane, die Gereint bislang gesehen hatte - abgesehen von dem, was sie eskortierten: drei Frauen, verhüllt und verschleiert, auf Zeltern, die genauso edel waren wie ihre Reiterinnen. Gereint fragte sich, ob sie Priesterinnen von der Insel waren. Er hatte noch nie eine gesehen, ganz zu schweigen von dreien.
    Allerdings erspähte er herzlich wenig von ihnen wegen all der Schleier. Außerdem wurden sie augenblicklich ins Gästehaus gebracht. Er stand zufälligerweise am nächsten, um ihre Pferde in Empfang zu nehmen, was er gern tat. Wer weiß, vielleicht hatte er ja Glück und konnte doch noch einen Blick auf die sagenumwobenen Damen erhaschen.
    Die Pferde verrieten ihm wenig, außer, dass sie hungrig waren und müde und mit angemessenem Respekt geritten worden waren. Er nahm ihnen Sättel und Zaumzeug ab und rieb sie trocken. Dann brachte er sie in den Stall, versorgte sie mit Wässer und füllte die Futterkrippen. Schließlich reinigte er noch die Sättel, denn er war zur Gründlichkeit erzogen worden.
    In der Zwischenzeit war die Nacht hereingebrochen. Man hatte ihm ein Bett im Schlafraum der Postulanten zugewiesen, aber der Heuboden war näher und ruhiger. Er machte es sich dort bequem, gebadet im sanften Licht der Sterne und des Mondes, das durchs Dachfenster schien.
    Im Fenster war keine Glasscheibe, was ihm zunächst nicht sonderlich bemerkenswert schien, aber während er dort lag, ging ihm durch den Sinn, dass in den Ritterhäusern jede Öffnung mit Glas geschützt wurde.

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