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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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studiert. Ich werde Euch keine Schande machen.«
    »Es ist nicht die Schande, die mir Sorgen bereitet«, sagte Averil. » Aber du könntest sterben.«
    Emma schaute ihr ruhig in die Augen. »Ich weiß«, sagte sie. »Ich habe keine Angst.«
    Averil stellte sich eine Welt vor, in der eine derartige Täuschung nötig war, und verspürte plötzlich eine starke Sehnsucht nach der Abgeschiedenheit der Insel. Sie nahm die Schultern zurück und holte tief Luft. Ihre Hände zitterten. Sie faltete sie fest zusammen und zwang sich zur Ruhe.
    »Vielleicht ist es nichts«, sagte Bernardin. »Es ist eine Vorsichtsmaßnahme, weiter nichts. »Solltet Ihr Ziel eines Anschlags sein, wird sich das schnell herausstellen. Dann können wir Maßnahmen zu Eurer Verteidigung in die Wege leiten.«
    »Habt ihr denn noch keine ergriffen?«, fragte Averil immer noch ruhig, aber ihre Stimme hatte einen stahlharten Klang angenommen.
    »Selbstverständlich haben wir das, Comtesse«, antwortete Bernardin. »Aber die Umstände haben sich verschlimmert seit unserer Abreise zur Insel. Proensa ist unter die Herrschaft des Königs gefallen. Das Herzogspaar ist tot. Der einzige Erbe ist schwachsinnig und interessiert sich nur für seine Zinnsoldaten. Der König hat sich selbst zum Vormund des neuen Herzogs ernannt. Euer Vater, Comtesse, fürchtet, dass er hier einen ähnlichen Staatsstreich plant.«
    »Aber wir haben doch sicher noch Zeit«, meinte Averil. »Wenn Clodovec mit Proensa beschäftigt ist —«
    »Der König hat die Regierung bereits in die Hände seines treuen Generals Mauritius gelegt«, sagte der Ritter, der denselben Namen trug. »Ja, er ist mein Bruder. Aber wir haben wenig gemeinsam.«
    Averil nickte, während sie über das Gesagte nachdachte. »Dann kommt mein Onkel also hierher.«
    »Davon gehen wir aus«, sagte Bernardin. »Wenn er den Kurs beibehält, den er bisher verfolgt hat, wird er den alten Herzog aus dem Weg schaffen und versuchen, Euch zu seiner Marionette zu machen.«
    »Ihr glaubt nicht, dass er mich töten wird.«
    »Euer Vater hält es für möglich«, sagte Bernardin. »Ich glaube, er wird zuerst versuchen, Euch zu bestechen. Soweit er weiß, seid Ihr ein leichtgläubiges Mädchen, nicht viel gefährlicher als der bärtige Infant in Proensa.« »Meine Mutter war eine Akolythin der Insel«, sagte Averil. »Und sie war die Schwester des Königs. Er wird wissen, wessen ich fähig bin.« Sie war überrascht, dass sie so ruhig blieb. Es musste der Schock sein. Sie war auf das hier vorbereitet — sie war dafür erzogen worden —, aber die Wirklichkeit überwältigte sie.
    »Comtesse«, sagte Emma, »ich bin bereit, es zu tun, und ich weiß um die Gefahren. Wenn Euer Vater uns darum bittet, hat er gute Gründe dafür.« Averil hatte keinen Zweifel daran. »Ich werde dafür beten, dass seine Visionen Ängste sind, und keine Vorhersehungen.« Sie stand auf und verbeugte sich. »Comtesse.«
    Emma wirkte sichtlich verunsichert.
    Averil sah ihr in die Augen. »Wir werden sofort beginnen. Ein Tarnzauber kann Gesicht und Stimme verändern, aber das Verhalten lügt nicht. Ihr müsst die Thronfolgerin von Quitaine sein.« »Das ist richtig«, sagte Mauritius. »Und Ihr, Comtesse, könnt Ihr ihre ergebene Dienerin sein?«
    »Das fällt mir leichter, als ihre Herrin zu sein«, gab Averil zu.
    »Das ist nur allzu wahr«, sagte Jennet mit leichtem Spott in der Stimme. »Also gut«, sagte Meister Huguelin. »Morgen Früh brecht ihr auf — mit vertauschten Rollen.« Er holte ein hübsches Schmuckstück hervor: ein Amulett aus Emaille an einer silbernen Kette. Die Abbildung darauf war der silberne Schwan von Quitaine auf tiefblauem Hintergrund.
    Emma zitterte leicht, als sie den Schmuck entgegennahm. Averil blinzelte. Obwohl sie davor gewappnet war, starrte sie ungläubig auf das Trugbild. So sah sie also aus. Sie hatte sich nie die Mühe gemacht, in den Spiegel zu schauen, auch nicht wenn ihre Dienerinnen sie dazu überreden wollten. Sie hatte dieses Gesicht als Glasmalerei in der Kapelle der Priesterinnen gesehen. Es war das Gesicht der heiligen Magdalen, der Geliebten des Jungen Gottes. Ja, es war ein hübsches Gesicht, dachte sie nüchtern, von außerordentlicher Schönheit. Einer Schönheit, die dazu dienen sollte, ihr Volk zu begeistern und einen starken Ehemann anzulocken. Sie war von ebenso hoher Abstammung wie eine edle Stute, und ebenso wertvoll.
    Dieses Abbild von ihr hatte keine Schwielen an den Händen und keine

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