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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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noch durch ihre vereinigte Magie. Er mied sie — was klug von ihm war, aber in ihrer derzeitigen Stimmung hatte sie das Gefühl, als hätte er sie verlassen. Einer der königlichen Wachen folgte Averil aus dem Palast, machte jedoch keinerlei Anstalten, sie aufzuhalten. Sie fühlte sich nicht als Gefangene, dennoch war es eine Erleichterung, dass man sie gehen ließ, wohin sie wollte. Der Regen hatte nicht nachgelassen. Trotz der dicht gewebten Wolle ihres Umhangs war sie durchnässt, als sie die Tür des Ordenshauses erreichte. Eine ganze Weile gab es keinerlei Reaktion auf ihr Klopfen. Sie fragte sich schon, ob sie das falsche Haus erwischt hatte; über dem Türsturz befand sich zwar eine geschnitzte Rose und die Mauern verströmten vertraute Magie, aber das mochte Täuschung sein.
    Dann öffnete sich das Guckloch des Pförtners und zwei Augen spähten hindurch. Sie wurden groß, als Averil ihre Kapuze ein Stück zurückschob, um ihr Gesicht zu zeigen. Ohne dass sie etwas sagen musste, schob der Mann den Riegel zurück und öffnete die Tür. Er war ein Novize, und Averil erkannte ihn wieder. »Ademar«, sagte sie. »Ich bin hergekommen, weil ich mit …«
    »Ja, Comtesse«, sagte er ein wenig atemlos. Er war ein weltverdrossener junger Dachs gewesen, als sie ihn kennen gelernt hatte, aber der Sturz der Rose und die Flucht ins Exil hatten ihm seine Überheblichkeit ausgetrieben. »Folgt mir, Comtesse. In der Pförtnerloge brennt ein Feuer. Dort könnt Ihr Euch aufwärmen.«
    Die Pförtnerloge war ein kleiner, schmuckloser Raum, aber warm und trocken, wie Ademar es versprochen hatte. Vor dem Feuer standen zwei stabile Sessel, und dazwischen befand sich ein Tisch, auf dem ein Korb mit Brot, Käse und Äpfeln und ein Krug Bier bereitstanden. Averil lehnte dankend ab, als Ademar ihr etwas von seinem Essen anbot, genoss jedoch das wärmende Feuer. Ademar nahm Averils Umhang und legte ihn zum Trocknen über einen der Sessel. Am liebsten hätte sie Platz genommen, aber die Dringlichkeit ihres Anliegens und eine Prise Zorn verscheuchten ihre Mattigkeit. »Messire«, sagte sie, »ich danke Euch hierfür, aber ich muss mit Gereint sprechen. Ist er im Haus?«
    Ademar machte ein verlegenes Gesicht. »Ich glaube schon, Comtesse. Aber …« »Wirst du mich zu ihm bringen?«
    Offensichtlich war er hin und her gerissen. »Comtesse, wenn Euer Mann meinen Posten übernimmt, kann ich — aber …«
    »Also gut«, sagte sie und steuerte die Tür an.
    Er sprang auf, um sie zu versperren. »Comtesse, seid Ihr sicher, dass Ihr das tun solltet? Wollt Ihr nicht lieber zuerst mit Mauritius reden?«
    »Warum?«, fragte sie. »Stimmt etwas nicht? Ist ihm etwas zugestoßen?«
    »Nein, Comtesse«, sagte Ademar. »Aber ihm wurde strengste Disziplin auferlegt, und er kann nicht selbst über seine Zeit verfügen.«
    »Dann will er mich also nicht sehen?«
    Ademar schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Comtesse. Das stimmt nicht. Er hat gar nichts über Euch gesagt. Darf ich Euch zu Mauritius führen? Bitte!« Averil seufzte. »Also gut«, sagte sie. Sie dachte bewusst nicht darüber nach, was es bedeuten mochte, dass Gereint nicht von ihr gesprochen hatte. Er war klug, wieder einmal. Und sie war eine Närrin.
    Obwohl er Großritter der Rose und Großmeister aller noch lebenden Rosenritter aus Lys war, war Mauritius sofort dazu bereit, mit Averil zu sprechen — im Unterschied zu dem neuesten seiner Knappen. Als Ademar sie zu ihm brachte, kam er gerade aus einem Raum voller Novizen. Er brachte einen ausgeprägten Geruch nach Feuermagie mit, und als er sich bewegte, war ein leichtes Knistern zu hören.
    Averil schnipste mit den Fingern und wirkte einen Gegenzauber, der Feuer in Luft und Wasser verwandelte, bevor alles im Äther verdampfte. Es war anmaßend, dennoch dankte der Ritter ihr höflich und fragte: »Was verschafft uns die Ehre, Comtesse?«
    Ademar war verschwunden. Nachdem Averil genug davon hatte, Gereint ohrfeigen zu wollen, hätte er als Nächster ihren Zorn zu spüren bekommen. »Messire«, sagte sie und hoffte, dass ihr Tonfall nicht zu scharf war, »ich möchte Euch um eine Audienz mit Eurem neuesten Knappen ersuchen.« »In der Tat«, erwiderte Mauritius. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Er führte sie ein paar Stufen hinab in einen leeren Unterrichtsraum. Es war feucht und kalt und das Licht war trübe, aber auf sein Fingerschnipsen hin brannten die Lampen über den Bänken und Tischen.
    Das Licht brachte willkommene

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