Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange
Wärme, jedoch keinen Frieden für Averils Geist. Während Mauritius auf dem Lehrerstuhl Platz nahm, ging sie rastlos hin und her, bevor sie mit rauschenden Röcken herumwirbelte und ihm ins Gesicht sah. »Nun?«, fragte sie.
»Eure Hoheit«, sagte Mauritius in einem Ton, in dem er ungebärdige Novizen zurechtwies, »dies hier ist kein Kloster. Wir halten ihn nicht von Euch fern. Aber ist es klug? Ihr wisst beide, was nach Gesetz und Sitte sein muss. Werdet Ihr sein Herz brechen oder nur sein Vertrauen?«
Averil schnappte nach Luft. Sie hatte keine Worte erwartet, die ihr so wehtaten — auch wenn sie sie selbst oft genug gedacht hatte. »Messire«, sagte sie, musste jedoch innehalten um Atem zu holen. »Messire, ich würde ihm niemals wehtun. Aber der König bedroht die Insel, und die Magie, die wir teilen, könnte sich als die Waffe erweisen, die die Priesterinnen brauchen, um ihn zurückzuschlagen.«
Mauritius' dunkle Brauen zogen sich zusammen. »Wilde Magie? Noch mehr Grund, Euch nicht zu trauen.«
»Es ist keine wilde Magie«, sagte Averil. »Vielleicht ist es etwas Neues auf der Welt. Oder vielleicht ist es so alt, dass es vor langer Zeit vergessen wurde. Nein, ich spreche nicht von Schlangenmagie! Es hat die Macht, sie zu bekämpfen. Vielleicht genug, um die Insel zu retten.«
»Und wenn es sich gegen Euch und uns alle wendet und alles zerstört, was es retten wollte?«
»Vertraut Ihr Gereint?«, fragte sie.
Er wirkte ein wenig bestürzt. »Er hat gelernt, sich selbst zu kontrollieren. Aber, Comtesse …«
»Werdet Ihr zumindest in Erwägung ziehen, was wir zu tun vermögen? Könnt Ihr Euren Geist von den Orden loslösen und die Welt sehen, die jenseits von ihnen existiert?«
Mauritius war mit Averil durch die Wildländer geritten, hatte die Scharen von Wildvolkwesen gesehen und ihre Magie geschmeckt. Es war für Averil nicht angenehm gewesen; für ihn musste es eine regelrechte Qual gewesen sein.
Nichtsdestotrotz hatte es ihm die Wahrheit gezeigt über die Welt, die er zu kennen geglaubt hatte. Daran musste er denken. Sie wollte, dass er hinschaute und versuchte zu verstehen.
Es war, als würde man gegen eine Festungsmauer anrennen. »Comtesse, es mag gut sein, dass Ihr die Antwort auf all unsere Gebete seid, aber wir müssen ganz sicher sein, bevor wir die Welt aufgeben, die wir kennen. Was mich angeht, so glaube ich, dass es einen Mittelweg gibt. Und vielleicht«, fuhr er fort, bevor sie ihm zuvorkommen konnte, »ist es das, was ihr beide in euch habt. Aber wir können uns bei dieser Sache nicht nur auf unseren Glauben verlassen.«
»Warum nicht? Die Paladine hatten auch nicht mehr als ihren Glauben, als sie in den Dienst des Jungen Gottes traten.«
Sein Atem ging zischend, dann wirkte er plötzlich verblüfft und begann zu lachen. »Gut pariert, Eure Hoheit! Aber versteht Ihr denn nicht? Wir befinden uns alle in schrecklicher Gefahr. Die Insel ist darauf vorbereitet, sich dem Zorn des Königs entgegenzustellen und ihn, wenn möglich, zu zerstören. Wir stehen hier als ihre Nachhut. Wenn er auf der Insel versagt, wird er hierherkommen. Dann werdet Ihr den Kampf bekommen, nach dem es Euch so sehr gelüstet.« »Ich will gar nicht …«Averil verstummte. Das stimmte nicht. Sie wollte einen Kampf. Sie wollte Feuer und Rache und dass Clodovec die Seele entrissen wurde, wie er es so vielen Söhnen von Lys angetan hatte. Er sollte wissen, wer ihn zerstört hatte und warum, er sollte dieselben Qualen erleiden, die er über sein Volk gebracht hatte.
Sie rief sich zur Ordnung. »Ihr seid hier gut platziert«, sagte sie, »aber ich könnte uns allen besser von der Insel aus dienen. Mit der Macht der Priesterinnen und der Kraft, die ich mit Gereint teile, können wir …« »Dafür ist es zu spät.«
Averil wirbelte herum. Gereint stand in der Tür. Sein helles Haar war feucht, als wäre er im Regen über den Hof gelaufen; sein Atem ging schnell. Er lächelte nicht. Ihr Anblick schien ihn nicht sonderlich zu erfreuen. Und dennoch war er in diesen Raum gerannt. Ademar kam hinter ihm her, rot im Gesicht und außer Atem, mit einem Gesichtsausdruck, der zugleich schuldbewusst und entschlossen war.
Averil würde später einen Weg finden, ihm zu danken. Fürs Erste richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Gereint. »Es wird nicht zu spät sein, wenn wir uns beeilen. Wir haben reichlich Zeit, die Insel vor dem nächsten Schwarzmond zu erreichen.«
»Die Insel ist für uns alle verschlossen, bis dieser Krieg zu
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