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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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folgte. Sie ging so schnell, dass Gereint beinahe zurückgelassen worden wäre. Als die beiden in den Überresten des Feuers verschwanden, trat auch er in die Asche. Einen Moment lang befand er sich in einem Schwindel erregenden Nichts, dann fiel er in graues Licht und wurde von einem Geruch nach Regen und der Kühle des Spätherbstes umfangen.

Kapitel 22
    erneut lag das Amulett schimmernd auf einem Tisch und wurde von einem Kreis aus Augenpaaren inspiziert. Der Tisch stand im Privatgemach der Königin, und das Licht, das dort brannte, war sterbliches Lampenlicht. Die Wildländer waren weit entfernt, jenseits des Meeres, in einer anderen Welt und vielleicht in einer anderen Zeit.
    Schweigend lauschten Mauritius, Owain und Eiluned dem Bericht. Averil musste erzählen: Peredur wollte nicht und Gereint hatte es in der königlichen Gesellschaft die Sprache verschlagen.
    Mit den beiden würde sie später reden. An diesem dunklen, verregneten Abend erzählte sie den Rittern und der Königin alles, was sie über das Geschenk des alten Ritters wusste, behielt jedoch ihr Wissen über Peredur für sich. Dann schwieg sie und ließ die anderen in Ruhe über alles nachdenken.
    Selbst ohne die Tatsache, dass der Myrddin von Prydain der letzte der Paladine war, hatten die Zuhörer eine Menge zu verarbeiten. Sie taten es ohne Hast bei einem Krug Wein und einem Teller mit Speisen aus der Küche: handfeste Verpflegung, die die Mägen füllte und den Geist erfrischte. Averil merkte, dass sie schläfrig wurde. Sie hatte seit dem vorgestrigen Tag nicht mehr geschlafen; sie war zwischen den Welten gewandert und hatte Dinge erfahren, die sie niemals hatte erfahren wollen. Jetzt, in dem warmen stillen Gemach der Königin, hatte sie alle Mühe, gegen den Schlaf anzukämpfen.
    Als der Schlummer sie übermannte, spülten Träume über sie hinweg wie langsame Meereswogen. Sie sah Schiffe dahinsegeln — schwarze Schiffe von ungeheurer Zahl — und Priesterinnen, die beim gläsernen See tanzten, und Ritter bei einem Turnier, einem Tumult aus brechenden Lanzen, klirrendem Stahl und zersplitterndem Holz.
    Unter all den Dingen war nichts, das sie nicht schon wusste; nichts, das sie als Prophezeiung bezeichnet hätte. Sie stützte den Kopf auf die Hand und ließ die Augen zufallen.
    Blätter fielen durch die dämmerige, dunstige Luft und raschelten auf dem kaum auszumachenden Boden. Sie waren seltsam geformt und viel größer als gewöhnliche Blätter, sogar größer als die breiten Blätter des Lindenbaums, und ihre Farbe sah aus wie versilbertes Eisen.
    Es waren Schuppen, jede so groß wie ein kleines Schild. Sie türmten sich vor den Stämmen großer steinerner Bäume. Seltsame Gestalten bewegten sich in diesem sonderbaren Wald, schattenhafte Wesen mit blass schimmernden Augen.
    Eines davon erkannte sie wieder. Es war Esteban. Der Traum hatte ihn in einen Teufel von der Kirchturmzinne mit gespaltenen Hufen und klauenartigen Händen verwandelt, das Gesicht schwarz gebrannt vom Höllenfeuer.
    Selbst im Traum war ihr bewusst, wie absurd das Ganze war. Esteban war kein Dämon. Er war fehlgeleitet, ja, gefährlich, sicher. Aber er diente nicht dem Fürsten der Hölle.
    Er diente einer Sache, die noch tödlicher war. Deshalb verlieh ihre Fantasie ihm diese Gestalt. Er trappelte auf seinen Ziegenfüßen über Schuppenhaufen auf der Suche nach der einen Besonderen unter all den vielen.
    Bevor sie herausfand, was es war, das er suchte, sprach Gereints Stimme in ihr Ohr. »Comtesse.« Er sagte es leise, dann jedoch vernehmlicher: »Comtesse!« Sie schreckte aus ihrem Traum hoch. Die Königin und die Ritter waren noch tief in Gedanken versunken, aber Gereint kniete an ihrer Seite. Er umfasste ihre Hände. Wieder.
    Er musste damit aufhören. Aber sie brachte nicht die Kraft auf, sich aus seinem Griff zu lösen.
    »Ihr begannt dahinzuschwinden«, sagte er. »Wo wolltet Ihr hingehen?« »Es war nur ein Traum«, erwiderte sie.
    »Träume verwandeln eine Frau nicht in Glas. Ich konnte durch Euch hindurch auf den Tisch sehen.«
    Averils Magen krampfte sich zusammen. Sie wusste nichts von einer Magie, die so etwas bewirken konnte. »Wilde Magie«, sagte sie und spuckte die Worte fast aus. »Sie steckt in mir auf irgendeine Weise und tut Dinge, die ich nicht verstehen kann.«
    »Damit kenne ich mich ein bisschen aus«, sagte er. »Sagt mir, was Ihr träumtet.«
    »Nichts, das einen Sinn ergab«, sagte sie. »Erzählt es mir.«
    »Alles, was ich sah, war ein

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