Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange
Refugium, jenseits von Zeit und Raum, und träumte kalte und schuppenartige Träume. Er blickte auf in Averils Augen. Sie sah, weil er sah: Die Magie hatte sich in beiden erhoben, verlieh ihm Sehkraft und ihr Erkenntnis.
Sehr, sehr behutsam löste sie die Kette von ihrem Hals und legte das Amulett auf den Tisch. Es lag schimmernd da, rot und golden und silbern und blau, so harmlos anzusehen wie irgendein beliebiges Schmuckstück aus der Kiepe eines Hausierers.
»Ich glaube nicht, dass ich es haben sollte«, sagte sie. »Der alte Ritter hat es dir gegeben.«
»Nein«, sagte Gereint. »Es gehört Euch. Habt Ihr nicht gehört, was Messire Perrin sagte? Eure Vorfahren hatten es als Erste. Es ist Euer Erbe.« »Eines, um das ich nie gebeten habe«, sagte sie.
»Das ist häufig so«, sagte Perrin. »Ich glaube wirklich, dass es dazu bestimmt war, in Eure Hände zu gelangen — oder, zu euch beiden. Was ihr zwischen euch habt, ähnelt sehr dem, was ich zwischen Longinus und Melusine beobachtet habe.«
Averil erschauerte. Auch Gereint überkam ein leichtes Frösteln bei der Vorstellung, dass sie durch die Verräterin an das Amulett gekommen war — selbst wenn Perrin gesagt hatte, dass die Wahrheit ganz anders aussah. Es erklärte trotzdem nicht, woher Gereint es bekommen hatte; aber an der ganzen Sache war das Meiste unerklärlich.
Gereint griff etwas auf, das er noch nicht gewusst hatte. »Es hat andere gegeben, die so waren wie wir? War es dasselbe wie bei uns?«
»Es war etwas sehr Ähnliches«, sagte Perrin, »und keiner von uns hatte dergleichen jemals gesehen oder gedacht, es ein zweites Mal zu sehen. Es mag ein Omen sein, dass es in diesem Zeitalter der Welt zurückgekehrt ist.«
»Ein Omen wofür?«, fragte Averil fast unhörbar leise. »Dass ich zur Verräterin werde und mich dem Tod in die Arme werfe?«
»Das will ich nicht hoffen«, sagte Gereint so heftig, dass sie zusammenschreckte. Er versuchte, seiner Stimme einen sanfteren Tonfall zu geben. »Ihr seid nicht Melusine, und dies ist nicht das Zeitalter, in dem sie lebte. Wir sind in einigen Dingen weiser geworden. Wir haben zwar einiges vergessen, jedoch mehr als das hinzugewonnen. Die Magie ist anders geworden. Ihr könnt sie nutzen, um Eure Seele zu schützen.«
»Vielleicht«, sagte sie, aber was ist, wenn ich dieselbe Schwäche in mir habe, die sie hatte? Selbst wenn ich glauben würde, dass der Junge Gott sie bat, ihn zu betrügen, so willigte sie darin ein. Sie diente der Schlange. Sie starb an ihrem Gift.«
»Melusine starb, als die Schlange verstand, was sie getan hatte«, sagte Perrin. Sie hatten fast vergessen, dass er anwesend war. »Der Junge Gott war fast besiegt. Durch ihren Tod gelang es ihm, seine Kräfte zu sammeln und den entscheidenden Schlag auszuführen. Der Ausbruch von Magie aus Melusines sterbendem Körper errichtete das Gefängnis; die übrigen Priesterinnen sicherten es und sperrten die Schlange darin ein. Wenn sie nicht getan hätte, was sie tat und nicht gestorben wäre, hätte es keinen Sieg gegeben, kein Gefängnis, und keine Welt, wie wir sie kennen.« Er hielt inne, um sich zu fassen. »Wenn das Schwäche ist, Comtesse, dann bete ich darum, dass wir alle so kraftlos sein mögen.«
Averil senkte den Blick. Es war interessant zu beobachten, wie gut sie auf die Zurechtweisung reagierte: Sie war ein bisschen über sich selbst hinausgewachsen, seit Gereint ihr zum ersten Mal begegnet war. Bescheidenheit stand ihr besser zu Gesicht als königlicher Hochmut. Gereint hätte diese Gedanken nicht laut ausgesprochen, aber er hatte das Gefühl, Perrin würde dasselbe denken. Der Magier wirkte fast ein wenig amüsiert und überaus milde. Seine Leidenschaft war verflogen.
»Wie war Euer Name?«, fragte Gereint ihn.
»Peredur«, antwortete er ohne Zögern.
Gereints Herz setzte kurz aus. »Doch nicht etwa — der —?«
»Doch, genau dieser Peredur bin ich«, sagte der Mann, den er als Perrin gekannt hatte - zumindest ähnelten sich die Namen.
Der jüngste Paladin, der Liebling des Jungen Gottes. Lebendig, hier vor ihnen, und er zeigte höchstens dreißig seiner zweitausend Jahre.
»Wie?«, fragte Gereint. Es klang wie ein Luftstoß, kaum wie ein Wort. »Ein Geburtsunfall«, erklärte Peredur. »Mein Vater war ein unbedeutender Gott. Meine Mutter war eine Meisterin der wilden Magie, wie Ihr es nennen würdet.«
»Nein«, rief Averil und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Genug davon. Die Paladine waren sterbliche Magier.
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