Das magische Portal - Weltennebel
Steuereintreiber gewesen, und im Grunde genommen war ihm auch Fehenius im Augenblick gleichgültig. Er ging hinauf in sein Arbeitszimmer und ließ nach dem Regenten rufen, welcher kurz darauf, gut gekleidet wie immer, hereinkam. Mit abschätzendem Blick betrachtete er Darians heruntergekommene Erscheinung.
»Der verlorene Sohn ist zurück.«
»Spart Euch Euer dummes Gerede, und gebt mir die Flasche«, erwiderte Darian müde.
»Ich hätte da noch ein kleines Anliegen.«
»Was wollt Ihr denn noch?«, fragte Darian hitzig. Sein Kopf tat weh, und er spürte schon wieder glühenden Hass in sich aufsteigen. Während der letzten Tage hatte er seinen Trank stark einschränken müssen, und seit gestern Abend hatte er gar nichts mehr gehabt. »Ihr trefft alle Entscheidungen, lebt in meiner Burg wie die Made im Speck, und ich rede Euch in nichts mehr hinein.«
Abwehrend hob Fehenius die Hände und brachte sich rasch hinter einem der hohen Lehnstühle in Sicherheit.
»Es ist nichts Schlimmes, und mich selbst kümmert es kaum, aber die Adligen und das Volk wünschen eine Königin an Eurer Seite zu sehen.«
Darians Augen verengten sich zu Schlitzen. Hatte er doch gehofft, mit wachsendem Einfluss würde Fehenius ihn endlich damit in Ruhe lassen.
»Ich will nicht heiraten«, sagte er gefährlich ruhig, und Fehenius schluckte hörbar.
»Ihr wisst, dass Ihr in gewissem Maße von mir abhängig …«
Bevor der Regent den Satz beenden konnte, fegte Darian mit einer wütenden Bewegung sämtliche Papiere und Bücher vom Tisch.
»Ja, das weiß ich«, schrie er. »Es gibt keinen Tag, an dem ich Euch und auch mich selbst nicht dafür verfluche.« Dann riss er sich zusammen. Darian wollte einfach nur den Trank und seine Ruhe haben. Langsam sank er in den bequemen, weichen Sessel, der schon seinem Vater gehört hatte und seufzte schließlich. »In Ordnung, ich werde heiraten. Gebt mir jetzt die verfluchte Flasche.«
Fehenius hatte die Luft angehalten. Nun holte er mit deutlich zitternden Händen eine kleine Phiole aus einer Innentasche seines Umhangs. »Später werde ich Euch mehr bringen lassen.«
Mit bewegungslosem Gesicht nahm Darian das Gefäß an sich und ließ die so dringend benötigte Flüssigkeit seine Kehle hinunterlaufen. Wenn er heiratete, würde Fehenius endlich Ruhe geben. Nur eines würde er ganz sicher nicht tun: mit dieser Frau, wer auch immer sie sein mochte, ein Kind zeugen.
»Zum nächsten Halbmond findet ein Fest statt«, verkündete Fehenius steif. »Dort werdet Ihr eine der adligen Ladys wählen können.«
»Sucht einfach eine aus, ich habe doch ohnehin nichts zu sagen.«
»Es wird erwartet, dass Ihr Euch alle jungen Damen im heiratsfähigen Alter anseht.«
Mit einer müden Handbewegung winkte Darian ab. »Auch egal, lasst mich jetzt in Ruhe.«
Fehenius verließ den Raum, jedoch nicht ohne ein triumphierendes Lachen auf dem Gesicht – die Dinge nahmen ihren Lauf. Gleich würde er Samukal, der sich in seinem alten Herrenhaus in Culmara versteckt hielt, eine Nachricht zukommen lassen.
An diesem Abend, allein in seinem Zimmer, wanderten Darians Gedanken zu einem seltsamen Erlebnis. Ein paar Tage vor ihrer Rückkehr zur Burg hatten Darian wieder Träume heimgesucht, in denen er Mia ganz deutlich vor sich gesehen hatte, und als er mitten in der Nacht aufgewacht war, hatte er auf einer vom Mond beschienenen Lichtung einen schwarzen Wolf gesehen. Die Männer hatten ihn abschießen wollen, als er langsam auf Darian zugetrottet war, doch er hatte sie davon abgehalten. Irgendetwas in den Augen des Wolfes war ihm seltsam vorgekommen, beinahe menschlich. Torgal war der Meinung, es handle sich um eine Wölfin, und hatte ihn gewarnt, da Wölfinnen, sofern sie Junge hatten, ausgesprochen aggressiv waren.
Dennoch war Darian langsam näher herangegangen, und seltsamerweise war er dabei sicher gewesen, dass die Wölfin ihm nichts tun würde. Tatsächlich war er bis auf wenige Schritte an sie herangekommen. Ein paar kleine, bräunliche Gnome waren aus ihren Baumhöhlen herausgekrochen und hatten neugierig zugesehen.
Als Darian die Hand nach dem Tier ausgestreckt hatte, war es wie ein Schatten in der Nacht verschwunden, doch von diesem Augenblick an begleitete die Wölfin ihn ständig, immer in sicherer Entfernung und außerhalb der Reichweite von Pfeil und Bogen. Eines Nachts hatte sie ihn sogar vor einem hinterhältigen Waldtroll gerettet, was nicht nur Darian verwunderte.
Das Fest wurde für Darian ein einziges
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