Das magische Portal - Weltennebel
der junge Mann genickt, der kaum älter als siebzehn sein konnte. »Von dem Gold wollte ich uns eine Hütte am Rande Culmaras bauen und Vieh kaufen, deshalb brauche ich es unbedingt.«
»Was meinst du – würde es der hübschen jungen Dame nicht gefallen, als Lady auf einem großen Landsitz weiter im Süden zu leben?«
Verständnislos hatte Arden den Regenten angegafft. »Ja, äh … schon!«
»Gib mir den Brief, halt dich für einige Tage in den Wäldern versteckt, und übergib König Darian dann diese Antwort.« Er reichte dem Jungen eine Schriftrolle.
»Aber mein Lord …«
»Du bekommst die doppelte Menge an Gold, zum nächsten Neumond werde ich dich zum Lord ernennen, und ihr erhaltet einen Landsitz südlich von Culmara.«
Arden war der Mund offen stehen geblieben. »König Darian wird …«, hatte er begonnen, doch Fehenius hatte ihn unterbrochen.
»… nichts von unserem kleinen Handel bemerken. Was ist, Junge?« Fehenius hatte ihm einen weiteren Beutel mit klimpernden Goldmünzen übergeben. »Das muss unter uns bleiben, erzähle weder deiner Familie noch deiner Angebeteten davon. Und wage ja nicht, das Schriftstück zu öffnen! Wenn du erst eine Weile im Süden gelebt hast, werden wir behaupten, ein betagter Lord hätte dich an Kindes statt angenommen, dann stellt niemand Fragen, und ihr könnt den Rest eures Leben in Wohlstand leben.«
Kurz hatten in Ardens Gesicht Pflichtbewusstsein mit Gier gerungen, dann hatte er den Brief aus seiner Tasche gezogen, ihn Fehenius schweigend übergeben und war rasch davongaloppiert. Mit leiser Belustigung hatte Fehenius den Brief gelesen, ihn dann zusammengeknüllt und in den aufkommenden Ostwind geworfen, und so war Darians Hoffnung aufs aufgewühlte Meer hinausgeweht, wo sie einen Moment lang zwischen den Schaumkronen hin und her geworfen worden, und dann in den kalten Tiefen des Ozeans versunken war.
Noch immer musste Fehenius schmunzeln, als er an damals dachte. Wenig später hatte er Arden in einer kalten Nacht persönlich verabschiedet und ihm einen Wagen und ein Pferd geschenkt. In den Wäldern südlich von Culmara waren Arden und seine Verlobte dann von verhüllten Männern niedergemetzelt worden und lautlos vom Angesicht dieser Welt verschwunden. Mit einer solchen Entlohnung hatte der Junge ganz sicher nicht gerechnet. Ihren Verwandten hatte er die Kunde überbringen lassen, es sei ein Dunkelelfenangriff gewesen, den Wagen und das Pferd hatte er ihnen großzügig überlassen.
Als ein Windstoß die Tür zu dem kleinen Balkon aufriss, zuckte Fehenius zusammen. Wahrscheinlich hatte einer der dummen Diener sie offen gelassen, und er nahm sich vor, einige von ihnen zur Abschreckung auspeitschen zu lassen. Den schweren Wein im Blut erhob er sich seufzend und schloss die Tür wieder. Als er sich umdrehte und plötzlich eine große Gestalt in einem Umhang vor ihm stand, ließ er vor Schreck seinen Weinkelch fallen, und ein roter Fleck breitete sich auf dem Marmorboden aus.
»Schade um den guten Wein«, flüsterte eine Stimme.
»Ich werde die Wachen rufen lassen«, keuchte Fehenius voller Angst und wich zurück.
»Nicht doch.« Der Mann schlug mit einer betont langsamen und eleganten Bewegung seine Kapuze zurück. Ein wohlbekanntes Gesicht grinste Fehenius spöttisch an.
»Samukal.« Fehenius torkelte nach hinten. Er hatte nicht geglaubt, seinen Halbbruder jemals wiederzusehen.
»Wie ich sehe, hast du es dir hier gemütlich gemacht.« Samukal goss sich ein Glas Rotwein ein, dann setzte er sich wie selbstverständlich auf den Thron.
»Was … was tust du hier?«
Seine Frage ignorierend schlug Samukal die Beine übereinander, lehnte sich zurück und trank mit sichtlichem Genuss. »Wo befindet sich mein hochgeschätzter Ziehsohn, der König von Northcliff?«
Völlig konsterniert starrte Fehenius auf seinen Halbbruder. »Wo warst du? Wo kommst du so plötzlich her?«
»Mein lieber Fehenius, zuerst muss ich erfahren, was in Albany vor sich geht. Also, zügle deine Ungeduld, auch wenn das noch nie deine Stärke war.«
Mit säuerlicher Miene hob Fehenius seinen Kelch auf und goss sich neuen Wein ein. Noch niemals war es ihm gelungen, sich gegen seinen Bruder durchzusetzen, daher erzählte er nun aus reiner Gewohnheit bereitwillig, was während der letzten Sommer und Winter geschehen war. »Darian ist mal wieder unterwegs und spielt den edlen Krieger, so ein Narr.« Dann grinste er wölfisch. »Aber er wird wahrscheinlich in wenigen Tagen eintreffen.«
»Ich
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