Das magische Portal - Weltennebel
Fiasko. Er musste den Abend mit gackernden jungen Mädchen verbringen, die, wie er sehr wohl wusste, nur daran interessiert waren, Königin von Northcliff zu werden. Da ihm nicht eine einzige der aufgeregt um ihn werbenden Damen sympathisch war, wollte er das Ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen und sagte zu Fehenius einfach, seine Wahl wäre auf Elysia von Rodvin, eine Blonde mit hoch aufgetürmten Haaren und spitzem Gesicht gefallen. Während des Festes hatte Elysia kaum gesprochen und sich nicht ganz so heftig zur Schau gestellt wie die anderen jungen Damen; vielleicht wäre sie von allen noch die angenehmste Partnerin, so hoffte Darian zumindest.
»Ihr müsst mit Eurer Entscheidung mindestens vier Tage warten«, sagte der Regent entschieden, »sonst sind die anderen Lords beleidigt.«
Genervt rollte Darian die Augen und betrank sich aus Frust fast bis zur Besinnungslosigkeit, was auch dabei half, dem aufgeregten Gerede seiner potentiellen Schwiegermütter in spe zu entgehen.
Kurz vor Mitternacht wurde er von zwei Dienern in sein Gemach geschleppt und schlief auf der Stelle ein, aber viel Ruhe war ihm nicht vergönnt. Nachdem er sich mehrfach heftig übergeben hatte, brauchte er dringend etwas frisches Wasser, um den ekelhaften Geschmack aus seinem Mund zu vertreiben. Daher schlich er nun mitten in der Nacht durch das Schloss. Auf dem Weg zur Küche kam Darian an Fehenius’ Gemach vorbei und verzog angewidert den Mund.
Mehr eine Ahnung als ein tatsächlich hörbares Geräusch ließ Darian innehalten. Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine schattenhafte Bewegung. Irgendjemand drückte sich in die Nische hinter der nächsten Ecke. Alarmiert nahm Darian eines der alten Schwerter von der Halterung an der Wand und schlich vorsichtig weiter. In der Absicht, den Eindringling zu stellen, trat er vor – und ehe er sich’s versah, wurde ihm sein Schwert aus der Hand gerissen und wirbelte durch die Luft. Bevor es jedoch auf dem Boden aufschlug, fing es eine schlanke, in einen schwarzen Umhang gekleidete Gestalt auf, und mit der gleichen behänden Bewegung hatte Darian einen Dolch an der Kehle.
»Ein Wort, und du bist tot«, zischte eine leise Stimme.
Darian verfluchte seine langsamen Reflexe. Hätte er sich nicht so betrunken, wäre er schneller gewesen.
Der Fremde zerrte ihn mit sich in eines der leeren Gästezimmer, und Darian überlegte fieberhaft. Der kalte Stahl des Dolches drückte unangenehm in seine Kehle.
»Ich bin König Darian, und wenn Ihr mich umbringt, seid Ihr verflucht«, stieß er hervor.
Kurz zögerte der Angreifer. »Es geht hier nicht um Euch.« Er drängte Darian gegen die Wand. »Wenn Ihr still seid, geschieht Euch nichts.«
Offensichtlich suchte der Eindringling nach etwas, mit dem er Darian fesseln konnte. Als sich die verhüllte Gestalt kurz umdrehte, wagte Darian einen riskanten Angriff. Er trat seinem Gegner gegen das Knie, tauchte dann blitzschnell ab und rollte sich zur Seite. Sofort setzte der andere ihm nach. Darian gelang es, seinen Widersacher zum Stolpern zu bringen, und im Dunkeln begannen sie miteinander zu ringen. Sich der Gefahr durch den Dolch bewusst, schlug Darian die Hand, welche die Waffe hielt, mehrfach gegen einen alten Holzschrank. Er hörte einen unterdrückten Schmerzenslaut, dann fiel der Dolch klappernd zu Boden. Der andere biss Darian in die Hand, dennoch gelang es dem König, seinen leichteren, schmaleren Gegner auf den Rücken zu werfen. Schon wollte er triumphieren, da ließ der Eindringling seinen Kopf gegen Darians Nase krachen, dass er glaubte, Knochen splittern zu hören. Fluchend und mit blutender Nase drückte er seinem Gegner das Knie auf die Brust. Dann ließ er seine Faust gegen die Schläfe des Vermummten krachen, welcher kurz darauf erschlaffte.
»So ein verdammter Mist«, schimpfte Darian und hielt sich den Ärmel seines Hemdes unter die Nase. Im Dunkeln riss er sich die Kordel aus seinem Hemd und fesselte damit die Hände des Fremden. Kurz erwägte er, die Wachen zu holen, sah dann aber davon ab. Zunächst wollte er wissen, wen er da vor sich hatte, denn der Kerl hatte verdammt gut gekämpft. Schwankend tastete er sich zur Tür und holte von draußen eine Fackel. Nachdem er die Kerzen im Zimmer entzündet hatte, hob er seinen überraschend leichten Gegner hoch und riss ihm die Kapuze vom Kopf. Zu seinem Entsetzen kam ihm eine Flut von dunklen Haaren entgegen, und er blickte in das hübsche Gesicht einer jungen Frau. An ihrer Schläfe
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