Das magische Portal - Weltennebel
als Darian losreiten wollte, kam Torgal aus der Unterkunft der Soldaten.
»Wartet, ich begleite Euch«, sagte er und winkte einem der Stallburschen, damit ihm dieser sein Pferd sattele.
»Ich will einmal in diesem verfluchten Leben alleine ausreiten«, schäumte Darian.
Torgal griff in die Zügel. »Ihr wisst, dass Ihr nicht nur Freunde habt. Ihr könnt nicht allein …«
Doch Darian schnaubte nur und trieb sein Pferd so heftig an, dass es stieg und Torgal die Zügel loslassen musste. Ohne auf die Menschen um sich herum zu achten, die zur Seite springen mussten, um nicht umgeritten zu werden, sprengte Darian zum Burghof hinaus, über die Brücke und galoppierte in halsbrecherischem Tempo über den steinigen Weg in Richtung Culmara. Doch er ritt nicht ins Dorf, sondern hinab zum Strand. Es herrschte Ebbe, und ein breiter Sandstreifen zog sich weit nach Osten.
Als er sich umdrehte, sah er die schattenhafte Silhouette der schwarzen Wölfin in den Dünen stehen, doch heute kümmerte er sich nicht um sie, er wollte nur eins – Geschwindigkeit.
Darian ließ Menhir in einer Wolke aus Sand und salzigem Wasser davonschießen. Die Hufe des Pferdes schienen den Boden kaum zu berühren. Darian beugte sich weit über den Hals des Hengstes, und beinahe schien es ihm, als würden seine wirren Gedanken mit dem heulenden Wind davonfliegen. Noch niemals zuvor war er so schnell geritten. Die Straßen Albanys waren meist schlecht befestigt, die Wiesen und Felder zu kurz und steinig für so einen rasenden Galopp.
Die dunklen Klippen von Northcliff waren bereits lange aus Darians Blickfeld verschwunden, als er Menhir zügelte. Das Pferd schnaubte und dampfte, aber Darian spürte Menhirs Erregung. Der Hengst tänzelte hin und her und warf herrisch den Kopf hoch; auch er hätte wohl noch ewig so weitergaloppieren können. Als Darian donnernden Hufschlag hinter sich hörte, drehte er sich um. Torgal kam auf seinem Fuchs angaloppiert, wobei sein Pferd deutlich erschöpfter wirkte als Menhir.
Obwohl sich Torgal eigentlich vorgenommen hatte, ein ernstes Wort mit dem jungen König zu reden, musste er sich eingestehen, dass ihm der rasante Ritt gefallen hatte. Darians strahlende Augen ließen seine Wut dann endgültig verrauchen.
»Menhir ist noch sehr viel besser, als ich jemals gedacht habe. Er ist beinahe so schnell wie die Elfenpferde.«
Mit deutlich entspanntem Lächeln klopfte Darian dem Hengst den Hals und hielt sein Gesicht in den Wind. »Noch vor weniger als vier Jahren konnte ich mich kaum im Sattel eines Ponys halten, und jetzt galoppiere ich mit diesem großartigen Pferd am Strand meines eigenen Königreiches entlang.«
»Ja, manchmal geht das Leben seltsame Wege.«
Die beiden ritten im Schritt zurück in Richtung der Sanddüne, welche hinauf zur Straße führte.
»Wart Ihr eigentlich jemals verheiratet, Torgal?«, fragte Darian plötzlich.
Der Hauptmann sah ihn überrascht an. »Nein, ich habe die ersten Sommer meiner Jugend ganz und gar meiner militärischen Ausbildung verschrieben.« In Erinnerung an die lange vergangenen Tage musste Torgal breit grinsen, etwas, das er äußerst selten tat. »Als ich mit Eurem Bruder durch das Land geritten bin, habe ich sehr viele Mädchen kennen gelernt, aber wir sind niemals lange genug geblieben, als dass daraus eine ernsthafte Bindung hätte werden können.«
»Dann war mein Bruder wohl ein Schwerenöter?«, lachte Darian, und der Wind fuhr ihm durch die dunkelblonden Haare.
»Er war beliebt bei den Damen«, gab Torgal schmunzelnd zu, dann wurde er wieder ernst. »Allerdings glaube ich, dass er insgeheim immer nur darauf gehofft hat, seine verstorbene Frau wiederzufinden.«
»Dann hoffe ich, dass sie jetzt vereint sind«, murmelte Darian traurig.
»Ich kannte Lorana nicht«, erzählte Torgal in Gedanken versunken, »aber Euer Bruder sprach auch nach beinahe achtzig Sommern noch immer voller Liebe und Leidenschaft von ihr. Ich wünsche Euch, dass Ihr Euer Glück mit Lady Elysia findet«, wandte sich Torgal dann an den jungen König.
Darian zuckte zusammen und trieb sein Pferd in einen leichten Galopp. »Kommt jetzt, ich habe noch nicht gefrühstückt.«
Zurück in den Stallungen – Darian bestand darauf, Menhir selbst abzusatteln und sein verschwitztes Fell zu striegeln – musste er über sein Gespräch mit Torgal nachdenken. Wie es aussah, hatte also tatsächlich auch Atorian darauf gehofft, dass seine Frau eines Tages wiedergeboren wurde, so wie Readonn es ihm schon
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