Das magische Portal - Weltennebel
Mondes tasteten sich durchs Fenster und liebkosten Mias nackten Körper. Verzaubert strich er ihr ganz vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Mit Mia hier zu liegen erschien ihm als der Gipfel allen Glücks. Obwohl er sie erst seit kurzer Zeit kannte, hatte er noch niemals derart tiefe Gefühle für irgendein Mädchen gehegt. Mia gehörte zu ihm, das spürte er tief in sich, hatte es vielleicht schon immer gespürt.
»Ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand jemals wieder etwas Schlechtes über dich sagt«, versprach er und streichelte ihr über die Wange. »Ich werde dich vor allem Bösen beschützen.«
Unverhofft spürte er so etwas wie Vorfreude auf sein neues Leben in sich aufsteigen. Abenteuerlust erfasste ihn. Ihm war widerfahren, was sonst nur in Abenteuerfilmen, Büchern oder Legenden Platz hatte. Es war verrückt, es war unrealistisch, aber dennoch hatte er es gesehen. Das Portal, der Nebel, die andere Welt – das alles konnte er nicht mehr leugnen, und plötzlich erschien es ihm deutlich aufregender als ein Leben in irgendeiner Firma seines Vaters zu führen, gefangen zwischen Aktenbergen und von der Nachwelt vergessen, wenn seine Zeit abgelaufen war. Sicher, König eines Landes zu werden, einer anderen Welt, die er sich nicht einmal vorstellen konnte, das alles erfüllte ihn nach wie vor mit Unbehagen. Aber mit dieser wunderbaren Frau an seiner Seite würde er jede Herausforderung meistern.
Kapitel 4
Enthüllungen
Das Morgenlicht brachte Mias Schuldgefühle zurück. Verlegen raffte sie die Bettdecke vor ihrer Brust zusammen und sah Darian an wie ein verschreckter kleiner Vogel.
»Wir hätten das nicht tun dürfen.«
»Hat es dir nicht gefallen?«
»Doch«, widersprach sie eilig und lächelte ihn zögernd an, »aber es ist mir verboten.«
»Ist es nicht.« Darian küsste sie und richtete sich dann stolz auf. »Ich bin der König von Albany, und meine erste Tat wird es sein, alle Nebelhexen als vollwertige Mitglieder des Landes auszurufen.«
»Ich habe dir schon einmal erklärt, dass ich in meiner Welt als etwas Minderwertiges gelte.«
»Dann komm doch einfach in meine Welt.«
»Du musst zurückkehren!«, protestierte sie erschrocken.
»Damit meinte ich weder diese Welt hier noch Albany.« Zärtlich strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich kann nicht verstehen, wie irgendjemand ein so wunderbares Wesen wie dich für minderwertig halten kann.«
»Niemals würde dein Volk eine Nebelhexe an deiner Seite akzeptieren. Darian, es geht nicht. Wenn wir Kinder hätten, würden sie höchstwahrscheinlich magische Fähigkeiten besitzen. Es ist nicht erlaubt, gleichzeitig Magier und König zu sein, mal ganz abgesehen davon, dass es Nebelhexen sowieso strengstens verboten ist, sich fortzupflanzen.«
Das wollte Darian nicht gelten lassen und blickte ihr fest in die Augen. »Wenn ich wirklich König werde, dann lasse ich die Gesetze eben ändern, und wir müssen ja auch nicht gleich Kinder bekommen.«
Mit einem bitteren Lachen wand sich Mia aus seiner Umarmung. »Du kannst zweitausend Sommer Hass und Vorurteile nicht einfach per Gesetz aus der Welt schaffen.«
»Mia, gemeinsam können wir alles schaffen!«
»Wenn das nur so einfach wäre«, seufzte Mia, ließ sich dann aber doch wieder von Darian zurück in seine Arme ziehen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück machten sie sich erneut auf die Suche nach Nordhalan. »Eins musst du mir versprechen«, verlangte Mia unterwegs.
»Was denn?«, fragte Darian und befürchtete, sie wolle ihre gerade erst begonnene, zarte Beziehung schon wieder im Keim ersticken.
»Nordhalan darf nichts von uns wissen, und wenn wir erst in Albany sind, müssen wir unsere Liebe geheim halten, so lange, bis deine Position gefestigt ist – und vermutlich auch noch darüber hinaus.«
»Von mir aus. Wenn du nur bei mir bleibst, verspreche ich dir alles.«
Nachdem sie den halben Tag lang erneut durch Edinburghs Gassen gewandert waren, kamen sie zu einem kleinen Platz, auf dem sich eine Menschenmenge gebildet hatte. Auch Darian und Mia blieben stehen, um den klagenden Tönen des Dudelsacks zu lauschen.
»Ein ähnliches Instrument gibt es auch in Albany«, flüsterte Mia ihm zu.
Als der Dudelsackspieler sein Lied beendet hatte, warf Darian ihm zehn Pfund in den Hut und fragte ihn, ob er nicht einen alten Mann mit langen schwarz-grauen Haaren gesehen hätte.
Der Dudelsackspieler kratzte sich am Kopf. »Der alte Norman? Ich glaube, der ist vor etwa einer
Weitere Kostenlose Bücher