Das magische Portal - Weltennebel
Hand gegen den dicken Stahlschrank.
Sie versuchten Melissas Geburtstag, den Tag, an dem sie vermuteten, dass Darian durch das Tor gegangen war, zumindest, soweit man das auf diese Zeit hier umrechnen konnte.
Nach beinahe einer Stunde waren sie drauf und dran aufzugeben.
»Darian, ich muss ihn töten, bevor er zu sich kommt«, sagte Mia plötzlich und nahm eines der Schwerter von der Wand.
Obwohl Darian seit Tagen nur noch Hass empfand, bekam er plötzlich Skrupel. »Ich weiß nicht, ob das Mittel so lange wirkt. Am Ende hat die Betäubung schon nachgelassen.«
Eine Falte erschien auf Mias glatter Stirn, und sie schimpfte, dass sie nicht sofort zurückgegangen war. Es war ein Fehler gewesen, denn selbst ein leicht betäubter Samukal wäre noch immer eine zu große Gefahr.
»Dann müssen wir ohne das Amulett gehen«, beschloss Darian. »Er weiß, wohin wir wollen. So haben wir zumindest einen kleinen Vorsprung.«
»Ich will dich nicht hier zurücklassen«, sagte Mia heiser und nahm sein Gesicht in ihre Hände.
»Ich weiß«, erwiderte Darian traurig und wollte schon losstürmen.
»Warte! Wann ist in diesem Jahr die Wintersonnenwende?«, stieß sie aufgeregt hervor.
Darian zuckte mit den Achseln, dann eilte er ins Arbeitszimmer von Samukal zurück und ergriff den Kalender, der auf dem Schreibtisch stand.
»Am einundzwanzigsten Dezember«, sagte er und blickte Mia erwartungsvoll an.
»Du wurdest vor fünfundzwanzig Wintern zur Sonnenwende geboren. Dieser Tag zählt. Nach diesem Tag verlierst du deine Unsterblichkeit.«
Die beiden stürzten zurück zum Tresor, und Darian tippte mit zitternden Händen 2112 ein. Mit einem leisen Knacken öffnete sich das Schloss, und die beiden fielen sich vor Glück in die Arme. Dann räumten sie dicke Bündel mit Geld zur Seite, einige Goldbarren, und schließlich hielt Darian eine Silberkette mit einem kleinen Amulett in der Hand. Mit unverhohlenem Staunen betrachtete er das kunstvoll gearbeitete Schmuckstück. Es war nur etwa fünf Zentimeter groß, und die ovale Silberplatte war mit fremden Runen und keltisch wirkenden Knotenmustern verziert. In der Mitte schimmerte ein leuchtend roter Rubin.
»Wir haben es«, flüsterte er ergriffen. Hastig steckte er einige Geldbündel in seine Hosentasche und nahm anschließend Mia an der Hand. »Schnell jetzt!«
»Warte, nimm auch ein Schwert mit«, schlug sie vor.
Beide ergriffen jeweils eine der scharfen Klingen, die an der Wand hingen, dann rannten sie die Treppe hinab. Die verwirrten Gesichter der Gäste beachteten sie nicht.
Durch leichten Nieselregen eilten sie auf die große Garage zu, in der Samukal seine zahlreichen Autos aufbewahrte.
»Den Jaguar«, keuchte Darian. In aller Eile schnitt er im Vorbeilaufen mit dem Schwert den anderen Autos die Reifen durch und nahm den Schlüssel für den nagelneuen Jaguar seines Vaters in die Hand.
Er setzte sich hinters Steuer und öffnete das elektrische Tor. Mit quietschenden Reifen raste er bis zur Einfahrt.
»Wir müssen noch mal weg«, sagte er lässig zu den Leibwächtern.
Die nickten mit unbewegten Gesichtern und machten das eiserne Tor auf.
In rasendem Tempo fuhr Darian durch das nächtliche London. Unterwegs öffnete er das Fenster und warf bündelweise Geldscheine hinaus.
»Kennst du die Redensart, Geld zum Fenster hinauswerfen?«, fragte er grinsend.
Mia betrachtete ihn nur fragend mit hochgezogenen Augenbrauen. »Ich habe ohnehin nie verstanden, wieso sich die Menschen in dieser Welt wegen bedruckter Papierfetzen zum Narren machen.« Mit freudigem Gesicht beförderte er nach und nach die englische Landeswährung aus dem Fenster.
»Morgen früh werden sich einige Menschen sehr freuen«, lachte Darian und lenkte sein Auto auf die M1 nach Norden.
Etwa zweieinhalb Stunden nachdem Samukal das Schlafmittel bekommen hatte, öffnete er zögernd die Augen. Im ersten Augenblick wusste er nicht, was geschehen war. Er lag auf dem glatten Fußboden eines unbenutzten Gästezimmers und ihm war schwindlig. Stöhnend richtete er sich auf, dann durchzuckte ihn die Erinnerung wie ein Schwertstich – Darian und die Nebelhexe hatten ihn hereingelegt. Halb stolpernd, halb laufend schwankte er auf die Tür zu, die jedoch von außen verschlossen war. Rasend vor Wut hämmerte Samukal dagegen, doch sie öffnete sich nicht. Schließlich warf er einen, wie er zugeben musste, recht unbeholfenen Zauber auf die Tür. Nachdem er ein Stück aus der Wand gesprengt hatte, zerbarst die alte Holztür
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