Das magische Portal - Weltennebel
ihm.«
Als Mia die verkrustete Platzwunde berührte und ihn fragend ansah, senkte er beschämt den Blick. »Eigentlich wollte ich ihn töten, aber das ist mir nicht gelungen. Er hat mich zu einem Schwertkampf herausgefordert, und gesagt, wenn ich gewinne, lässt er dich frei. Wenn nicht, muss ich an dieser dämlichen Party teilnehmen.« Er grinste verlegen. »Er hat gesagt, wenn ich mich länger als drei Minuten auf den Beinen halte, darfst du mich an diesem Tag als meine Tischdame begleiten.«
»Wie konntest du dich auf so etwas einlassen?«, zischte Mia entsetzt. »Er ist ein Zauberer und der beste Schwertkämpfer des ganzen Landes! Du hättest nicht einmal gegen ihn bestehen können, wenn ich in den letzten zwanzig Jahren täglich mit dir geübt hätte. Verdammt, Samukal hatte neunundachtzig Sommer und Winter Zeit, seine Kampfkünste zu perfektionieren.«
»Neunundachtzig Jahre?« Verwirrt blickte Darian auf seinen Ziehvater, der aussah, als wäre er noch nicht einmal fünfzig.
»Durch ihren Umgang mit Magie ist menschlichen Zauberern meist ein längeres Leben vergönnt. Sie können bis zu dreihundert Sommer alt werden. Nordhalan ist, soweit ich mich erinnere, etwa einhundertfünfzig.«
»Ich war ein Idiot«, stöhnte Darian, und wieder einmal wurde ihm schmerzlich bewusst, wie wenig er von den Bewohnern dieser anderen Welt wusste. Dann zuckte er unglücklich mit den Schultern. »Aber ich musste doch irgendwie versuchen, dich zu befreien.«
»Ach, Darian!« Hilflos, aber auch sichtlich gerührt streichelte Mia über seine Wange.
»Heute ist eine einmalige Chance«, flüsterte Darian, wurde jedoch unterbrochen, als Samukal mit aufgesetztem Lächeln auf sie zusteuerte.
»Wir werden nun zu Tisch gehen«, verkündete Samukal und schob Mia und Darian in Richtung der langen Tafel, die in der Halle aufgebaut war. Er setzte sich den beiden gegenüber und beobachtete sie scharf.
Ein fetter, aufgeblasener Amerikaner namens Bush, der eine eigene Ölquelle besaß, redete pausenlos darüber, welch eine Schönheit Darians neue Freundin sei und dass man doch sicher bald auf eine rauschende Hochzeit hoffen könne. Schmatzend biss Mr. Bush in eine Fasankeule, und der Bratensaft rann über sein feistes Doppelkinn. Oft hatte Samukal erzählt, dass Mr. Bush überall herumposaunte, mit dem ehemaligen Präsidenten verwandt zu sein, doch böse Zungen behaupteten, er hätte nur seinen Namen ändern lassen, um sich wichtig zu machen.
»Dieser Fummel ist ganz nett«, verkündete er mit breitem texanischen Dialekt. »Könnte meiner Meredith auch stehen. Wirkt direkt etwas mittelalterlich.« Vertraulich legte er Mia seine fetttriefende Pranke auf den Oberschenkel.
Besagte Meredith unterhielt sich gerade mit gackernder Stimme mit einem Waffenhändler, und Darian dachte, dass Meredith Bush sicher die vierfache Menge von jenem Stoff benötigen würde, aus dem Mias Kleid gefertigt war. Der antike Stuhl bog sich unter ihrem Gewicht wie eine reife Banane.
Wiederholt versuchte Darian mit Mia zu reden, doch entweder ein wichtiger Geschäftsmann belaberte ihn mit belanglosem Zeug, oder Samukal hielt sich in seiner unmittelbaren Nähe auf. Als Samukal darauf bestand, den Ball mit Mia zu eröffnen, kochte Darian vor Zorn.
»Na, na, dein Vater wird dir die Kleine kaum wegnehmen«, meinte ein Scheich mit hartem arabischen Akzent, der schon lange mit Samukal Geschäfte machte. Mittlerweile wollte Darian lieber nicht mehr wissen, welcher Art diese Geschäfte waren. »Samuel ist ein ehrenhafter Mann.«
»So ehrenhaft wie der Rest dieser Gesellschaft«, entgegnete Darian mit so viel Abscheu in der Stimme, dass Scheich Abdul-Hakim verwirrt zurückwich. Darian stürzte ein Glas Wein hinunter und nahm Mia dann in Empfang, als Samukal sie zu ihm führte.
»Amüsiert euch, es wird für lange Zeit der letzte Abend für euch sein«, sagte er leise und führte anschließend eine mit Juwelen behängte Milliardärin auf die Tanzfläche.
Während Mia und Darian zum Takt der Musik tanzten, redete er eindringlich auf sie ein, denn es war bereits Anfang Dezember und ihnen blieben nicht viel mehr als drei Wochen, um nach Albany und auf die Dracheninsel zu gelangen. Heute war vielleicht die einzige Gelegenheit für sie zu entkommen.
»Und Samukal weiß das«, entgegnete Mia gereizt, als er ihr von seinen Fluchtgedanken erzählte.
»Ich habe einen Plan.« Darian wirbelte sie herum. »Ich habe Schlafmittel besorgt. Wir suchen das Amulett und
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