Das magische Portal - Weltennebel
über das Land.
»Wie sollen wir denn in der Nacht den Weg finden?«, fragte Darian leise und zuckte zusammen, als es hinter ihm knackte.
Blitzschnell hielt Mia das von Samukal gestohlene Schwert in der Hand und stellte sich kampfbereit vor das Gebüsch. Atemlose Sekunden vergingen, doch es war wohl nur ein Vogel gewesen. »Mein Dunkelelfenblut ermöglicht mir doch auch bei Nacht zu sehen«, erklärte sie, senkte das Schwert und nahm ihn an der Hand.
»Sag bloß noch einmal, dein Blut sei von Nachteil!«, murmelte er und stolperte halb blind hinter ihr her.
Dank der Hilfe seines Bodyguards und seiner eigenen Rücksichtslosigkeit am Steuer hatte Samukal einiges an Zeit gutgemacht. Daher erreichte er Altnaharra nur etwa eine Dreiviertelstunde nach Mia und Darian. Mit grimmigem Blick griff er sich seine Armbrust und wanderte in die Hügel hinein. Ein magisches Licht anzuzünden wagte er nicht, da er keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. Ein Ärgernis – doch der Gedanke an Rashkár, der den beiden in der Dunkelheit sicher schon auflauerte, wog dies mehr als auf.
Angespannt eilten Mia und Darian durch die Finsternis. Im Gegensatz zu Mia stolperte Darian ständig, und einmal fiel er der Länge nach hin, als er an einer Wurzel hängen blieb.
»Verdammt, ich halte dich auf«, schimpfte er, erhob sich rasch wieder und wischte sich die Nässe aus dem Gesicht.
»Das macht nichts.« Mia spähte nervös hinter sich. »Ich hoffe nur, dass die Nebel heute auch aufziehen.«
»Und was, wenn nicht?«, fragte Darian gereizt. Er selbst konnte überhaupt nichts sehen, und die nächtlichen Geräusche zerrten an seinem ohnehin schon zerrütteten Nervenkostüm. Geisterhaft rauschte der Wind durch die Gräser und Bäume, und obwohl es stockdunkel war, glaubte Darian immer wieder schattenhafte Bewegungen zu erahnen.
»Dann müssen wir uns in der Nähe des Steins verstecken und warten.«
Darian holte tief Luft, blies die Backen auf und schüttelte den Kopf. »Dann findet dieser Verrückte uns mit Sicherheit.«
Keuchend folgte er Mia weiter bergauf, und zuckte jedes Mal zusammen, wenn sie stehen blieb, weil sie etwas zu sehen geglaubt hatte.
Hinzu kam, dass Darian seit kurzer Zeit eine nicht in Worte zu fassende Unruhe verspürte, die nicht nur etwas mit der kalten Dunkelheit und der schaurigen Faszination des herbstlichen, einsamen Hochlands bei Nacht zu tun hatte. Nicht einmal die Ahnung, dass Samukal sie höchstwahrscheinlich verfolgte, war Ursache der bedrückenden Stimmung. Irgendetwas schien seine eiskalten Hände um seine Seele gelegt zu haben und immer fester zuzudrücken.
Von dem raschen Aufstieg waren beide erschöpft. Noch immer war es stockdunkel, und der eiskalte Wind pfiff ihnen immer heftiger durch die Kleider. Wieder einmal blieb Mia stehen.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, zischte Darian in die Dunkelheit, doch da stieß ihn Mia auch schon zurück, und er hörte Schwerter klirren.
»Mia!«, rief er hilflos und hielt sein eigenes Schwert nervös vor sich. Er hatte keine Ahnung, was um ihn herum geschah.
Nur ganz schemenhaft konnte er die Umrisse zweier kämpfender Gestalten sehen, die sich links von ihm bewegten.
»Halte dich zurück!«, hörte er Mias Stimme, die einen leicht hektischen Unterton angenommen hatte.
Blind tastete Darian mit seinem Schwert den Boden ab. Dann riss der Himmel plötzlich auf und ein beinahe voller Mond kam zum Vorschein. Im fahlen Mondlicht sah er Mia mit einer in einen Umhang gehüllten Gestalt kämpfen, und der Tanz ihrer Schwerter ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Er hatte mit Mia trainiert, und er wusste, dass sie gut war, aber nun focht sie mit solch einer Eleganz und Leidenschaft, dass er daran zweifelte, die gleiche Frau vor sich zu haben.
Immer wieder schoben sich Wolken vor den Mond, sodass Darian nur schemenhafte Ausschnitte des Kampfes zu Gesicht bekam. Die Phasen der Dunkelheit erfüllten ihn mit hilflosem Entsetzen, denn er hörte nur Schwerterklirren, keuchenden Atem und ein Rascheln im Gras. Zu gern hätte er Mia geholfen, alles in ihm schrie danach, sich ebenfalls in den Kampf zu stürzen. Doch gleichzeitig war ihm bewusst, dass er ohne die Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen, nur im Weg sein würde.
Wieder einmal riss die Wolkendecke auf, und der Mond warf seinen sanften Schein auf die Kämpfenden. Mia war ganz in seiner Nähe, und es gelang Darian, einen Blick auf ihr Gesicht zu werfen, während sie mit ihrem unheimlichen Gegner focht. Was er
Weitere Kostenlose Bücher