Das magische Portal - Weltennebel
er sich zu seinem Meister, der ihn auf dem Gipfel des Berges erwartete.
»Darian, ich habe Wasser geholt«, hörte er wie aus weiter Ferne eine sanfte Stimme an sein Ohr dringen. Er war müde und wollte die Augen nicht öffnen, aber Mia rüttelte ihn energisch an der Schulter. Sie hielt ihm ein Stück Rinde hin und erzählte, dass sie aus einem nahe gelegenen Bach etwas Wasser geschöpft hatte. Darian hatte gar nicht bemerkt, wie durstig er gewesen war. Nun trank er gierig, verschüttete dabei jedoch die Hälfte.
»Hier, meine Decke.« Besorgt legte sie ihm die Wolldecke über.
Obwohl er am ganzen Körper bebte, wollte er sie jedoch nicht annehmen. »Dann hast du keine mehr«, sagte er mit klappernden Zähnen.
»In mir fließt Dunkelelfenblut, daher friere ich nicht so leicht«, behauptete sie und wischte ihm den kalten Schweiß von der Stirn. Darian musterte Mia aus fiebrigen Augen und bemerkte, wie viel Angst sie hatte. Er wusste selbst, dass er nicht mehr lange würde durchhalten können. Dann ruckte Mias Kopf herum und so etwas wie Erleichterung legte sich über ihr Gesicht.
»Sieh nur«, flüsterte sie voller Hoffnung in sein Ohr. »Es zieht Nebel auf, alles wird gut.«
Auch Samukal bemerkte den Nebel und grinste wölfisch. »Jetzt machen sich diese Narren sicher Hoffnungen«, sagte er. Dann wandte er sich an Rashkár. »Du wartest dort hinten auf ein Zeichen von mir.«
Der Dämon verbeugte sich und glitt hinter eine Gruppe Felsen.
»Komm, bald wird der Nebel dicht genug sein«, sagte Mia aufmunternd und bemühte sich, den schwankenden Darian auf die Füße zu bekommen. Sie küsste ihn auf den Mund. »Wir schaffen es, du wirst sehen.«
Darian hatte keine Ahnung, wie er die Strecke bis zum Stein überstehen sollte, dennoch nickte er. Selbst das Stehen kostete ihn unglaubliche Kraft, und er glaubte, jeden Augenblick umzukippen.
Gerade waren sie mühsam ein paar Schritte gegangen, als eine vertraute Stimme aus dem dichter werdenden Nebel ertönte.
»Darian, mein Junge, noch ist Zeit, umzukehren.« Samukal stand mit ausgebreiteten Armen vor dem Stein. »Komm zu mir, und ich gebe dir eine letzte Chance!«
»O nein.« Mia blickte erschrocken zu Darian auf, der resigniert seinen Kopf gegen den Stamm einer jungen Eiche legte. Jetzt war alles aus.
»Ich gehe zu ihm«, sagte Darian mit tonloser Stimme. »Entweder ich verblute, oder er bringt mich zu einem Arzt. Kehr du nach Hause zurück und sag ihnen, du hättest es versucht.«
»Nein!« Mia nahm Darians Gesicht in ihre Hände. »Ich kann dich nicht allein lassen.«
»Dich bringt er sicher um«, entgegnete Darian müde. Er hatte kaum noch die Kraft, sich über irgendetwas Gedanken zu machen. »Mich lässt er vielleicht am Leben, wenn ich nicht durch das Portal gehe.«
»Er wird auch dich töten«, flüsterte Mia, und eine Träne rollte über ihre Wange.
»Wenn ich noch lange hier bleibe, werde ich ohnehin verbluten«, vermutete Darian und umarmte Mia noch einmal. »Falls er mich am Leben lassen sollte, kann ich später noch mal versuchen, nach Albany zu gelangen.« Mit einiger Anstrengung zog er sich die Kette mit dem Amulett vom Kopf und wollte sich bücken, um sie am Fuße der Eiche zu vergraben. »Mach du das bitte«, bat er, als es ihm schwarz vor Augen wurde.
Unentschlossen hielt Mia die Kette in der Hand. Zunächst machte sie Anstalten, Darian seinen Wunsch zu erfüllen, dann schüttelte sie energisch den Kopf.
»Meinst du, du schaffst es bis zum Stein?« Im Augenblick war Samukal von Nebelschwaden verdeckt. »Ich habe eine Idee.«
»Mia, wir haben verloren«, murmelte er, doch als sie ihn langsam weiterführte, hatte er nicht mehr die Energie, ihr zu widersprechen.
Schon wieder rief Samukal Darians Namen, und sein Lachen hallte unheimlich durch das kleine Tal. Sie näherten sich dem vom Nebel verborgenen Stein.
»Ich spüre ein magisches Kribbeln, die Weltennebel sind tatsächlich aufgezogen«, stieß Mia hervor. Hinter einem Gebüsch hielt sie an. »Darian, hör mir bitte zu. Du musst das letzte Stück alleine schaffen, hörst du?« Als er schwankte, half sie ihm, sich auf einen dicken Felsbrocken zu setzen. »Ruh dich kurz aus. Ich werde versuchen, die Elementargeister der Umgebung zu beschwören. Sie werden Samukal so lange ablenken, bis wir das Portal durchschritten haben«, erklärte sie entschlossen.
»Was?« Gewaltsam riss Darian die Augen auf, die ihm immer wieder zuzufallen drohten.
»Es kann gelingen. Ich werde warten, bis du kurz
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