Das magische Portal - Weltennebel
Ausschnitt ihres Kleides verschwanden. Dann legte sie einen festen Druckverband an. »Kannst du laufen?«
Obwohl ihm schwindlig war, nickte er; als er jedoch das Bein belastete, musste er krampfhaft ein Stöhnen unterdrücken. Mia legte ihm einen Arm um die Hüfte und führte ihn vorsichtig weiter.
»Warum hast du dich nur eingemischt?«, fragte sie mit einem wütenden Unterton in der Stimme, der ihre Angst allerdings kaum verbergen konnte.
»Das Wesen hat dich immer weiter auf den Abhang zugetrieben«, antwortete Darian zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch und konzentrierte sich eisern darauf weiterzugehen. »Ist es tot?«
»Ich bin mir nicht sicher. Ich habe keine Ahnung, was das für eine Kreatur war. Nicht einmal bei den Dunkelelfen, die zu den besten Schwertkämpfern zählen, habe ich jemals solch einen Kampfstil beobachten können. Es kann nicht mehr weit bis zum Stein sein«, versuchte sie ihn zu trösten, während er neben ihr herhumpelte.
Endlich hatten sie den Gipfel des kleinen Berges erklommen. Der Mond wanderte unaufhaltsam nach Westen, und in der Dunkelheit konnte Aramia Darians schmerzverzerrtes Gesicht sehen.
»Komm, wir ruhen uns kurz aus.« Sie führte ihn in den Schutz eines Felsens.
Mit einem leisen Stöhnen ließ er sich auf den Boden sinken. »Was ist mit dem Nebel?« Darian drückte eine Hand auf seinen durchgeweichten Verband.
»Er wird sicher aufziehen.« Unruhig blickte Aramia sich um. Sie hoffte inständig, dass sie Recht behielt. »Schmerzt dein Bein sehr?«
»Es geht schon«, behauptete er und deutete auf ihre Stirn. »Was ist mit dir?«
»Das Schwert hat mich nur gestreift.« Mit einer ungeduldigen Bewegung wischte sie sich das Blut aus dem Gesicht. Dann stand sie auf und sah sich um. Hinter dem nächsten Hügel lag der Stein, aber hier waren sie zu ungeschützt und leicht zu entdecken. Vielleicht sollten sie in dem kleinen Wäldchen warten bis – hoffentlich – der Nebel aufzog. Ganz schwach glaubte man, im Osten einen Streifen der herannahenden Dämmerung zu erahnen.
»Darian«,Aramia rüttelte ihn sanft an der Schulter, »wir müssen noch ein Stück laufen.«
Gewaltsam riss er die Augen wieder auf, die ihm gerade zugefallen waren.
»Hmm«, murmelte er und erhob sich mit einiger Mühe. Aramia stützte ihn so gut sie konnte, aber schon nach wenigen Schritten schwankte er verdächtig. Die anstrengende Flucht, der Schlafmangel, der kräftezehrende Marsch auf den Berg und vor allem der Blutverlust forderten ihren Tribut.
»Ich schaff das schon«, behauptete er, als die besorgte Aramia mitten auf offenem Feld vorschlug, eine kurze Pause einzulegen.
Langsam gingen sie weiter, und als Darian endlich den Stein in der fahlen Dämmerung erkannte, seufzte er erleichtert.
»Wir haben es geschafft.«
Aramia lächelte zögernd, denn ohne den Nebel würde ihnen der Stein nicht viel bringen. Samukal war ihnen dicht auf den Fersen, und dann war da noch dieses merkwürdige Wesen, von dem sich Aramia nicht sicher war, ob es nicht zurückkehren würde.
Als Darian sich hinter einem von Büschen umgebenen Felsen vorsichtig niederließ, tastete sie nach seinem Bein. Aramia konnte spüren, wie er zitterte, und glaubte zu erahnen, welche Ängste er ausstehen musste. Sie zog den Verband noch einmal fest und umarmte Darian dann.
»Auf der anderen Seite wartet Lilith auf uns. Für sie ist so eine Verletzung überhaupt kein Problem«, versprach sie.
»Dann ist es ja gut«, murmelte er und lehnte den Kopf gegen den kalten Felsen. Aramia drückte seine kalte Hand und blickte angespannt um sich.
Rashkár war verletzt. Das Mädchen hatte ihn mit ihrer Klinge verwundet, und auch wenn er keinen festen Körper besaß, so konnte er doch, seitdem Samukal ihn aus seinem Zwischenreich beschworen hatte, Schmerzen spüren. Viel mehr störte ihn allerdings seine Niederlage. Beinahe hätte er den Sohn seines Meisters getötet, doch dann war ihm dieser Dunkelelfenmischling in die Quere gekommen. Der Dämon würde einige Zeit brauchen, um seine Schwäche zu überwinden Noch während er neue Kraft schöpfte, leuchtete der Kristall, den er in seinem Umhang verborgen trug, auf, und sein Meister sprach zu ihm.
»Wo bist du?«
»In der Nähe des Steines«, zischte Rashkár.
»Überlass sie mir«, verlangte Samukal. »Und warte auf mich.«
Lautlos fluchend und seine Mordlust unterdrückend verbeugte sich der Dämon. Zu gern hätte er die beiden auf seiner Klinge aufgespießt. Doch stattdessen schleppte
Weitere Kostenlose Bücher