Das magische Portal - Weltennebel
Fehenius seine schmeichelnden Worte nicht glauben. Im Augenblick wagt er nicht, irgendetwas gegen Euch zu unternehmen, aber er will noch immer König werden, da bin ich mir sicher. Leider haben wir zu wenige Verbündete, um Euch gefahrlos von hier fortzubringen. Aber Nordhalan wird sicher bald kommen, und wenn Ihr erst die Weihe empfangen habt, werden sich die Menschen zu Eurem Königshaus bekennen.«
Nachdem Lilith gegangen war, lag Darian noch lange wach. Obwohl ihn Fehenius und all das andere im Augenblick nicht interessierten und er eigentlich nur nach Rache an Samukal dürstete, hatten ihn Liliths Worte berührt. Es stimmte, Mia hatte gewollt, dass er König wurde, und ihr Leben dafür gegeben. Wenn er jetzt seinen persönlichen Rachefeldzug durchführte, wäre alles umsonst gewesen. Der Gedanke daran, seine Weihe zu empfangen und bald zu regieren, überforderte ihn, aber Mia zuliebe wollte er es versuchen. Trotzdem ließen ihn die Sorgen um die Zukunft und ganz besonders die Schuldgefühle, dass Mia nur seinetwegen gestorben war, nicht los. Unruhig warf sich Darian im Bett herum. Zu gern hätte er jetzt etwas von Edvans Heiltrank genommen, der ihm in den Stunden vor Liliths Auftauchen kostbares Vergessen geschenkt hatte. Jetzt war nichts mehr da, und der alte Heiler wachte auch dann nicht auf, als Darian ihn energisch rüttelte.
Am Morgen war Darian unausgeschlafen und gereizt.
»Ich brauche etwas von diesem Heiltrank«, sagte er bestimmt, als Edvan endlich blinzelnd erwachte. Der Heiler wunderte sich offenbar selbst darüber, wie fest er geschlafen hatte, doch dann zuckte er mit den Achseln und holte Darian etwas von dem Trank.
Gierig streckte Darian die Hand aus, zögerte dann jedoch. »Ich darf aber nicht einschlafen, ich muss zur Dracheninsel.«
»Aber Euer Bein«, protestierte Edvan nervös. »Lord Fehenius …«
Mit einer wütenden Handbewegung wischte Darian alle Bedenken zur Seite. »Ich schaffe das, und nicht Fehenius ist der König, sondern ich bin es.«
Edvan trat von einem Bein aufs andere. »Ähm, natürlich. Trinkt etwas weniger von dem Trank, dann schlaft Ihr nicht ein.«
Darian nahm nur ein paar kleine Schlucke und legte sich wieder aufs Bett. Nach kurzer Zeit setzte die Wirkung ein. Er fühlte sich irgendwie leichter, musste nicht mehr ständig grübeln und machte sich keine Gedanken mehr um die Zukunft.
Als Fehenius etwas später zu ihm kam und ihn zu überreden versuchte, nicht auf die Dracheninsel zu gehen – angeblich, weil er besorgt um seine Gesundheit war –, reagierte Darian kaum. Er war in seiner eigenen Welt gefangen, und da gab es keine Sorgen.
Fehenius war wütend und bedrängte Edvan, den Trank zu verändern. Darian müsse ansprechbar bleiben, sonst gebe es Schwierigkeiten.
Mit besorgtem Gesicht versprach der alte Heiler, sein Bestes zu tun.
Ohaman nahm Liliths Nachricht, dass Darian nun doch zur Dracheninsel gehen wollte, mit großer Erleichterung entgegen. Den ganzen Vormittag lang war er damit beschäftigt gewesen, Anweisungen zu geben. Den Großteil der Verbündeten hatte er in der Hoffnung fortgeschickt, dass sie Nordhalan möglichst bald fanden. Dieser würde dann Darians sichere Reise in den Norden organisieren. Die fahle Wintersonne hatte daher ihren höchsten Punkt bereits weit überschritten, als er zu dem jungen König ging.
Mit angespanntem Gesicht saß Darian auf seinem Bett und starrte gegen die Wand. Edvan hatte ihm den restlichen Trank weggenommen, angeblich, um neuen zu brauen. Jetzt war Darian gereizt und hatte Kopfschmerzen.
»Geht es Euch gut, König Darian?«
»Natürlich«, antwortete dieser zynisch. »Die Frau die ich liebte, ist tot, ich bin in einer Welt gelandet, die ich nicht kenne, und soll König werden, obwohl ich keine Ahnung davon habe. Es ging mir niemals besser.«
Mit besorgtem Blick setzte sich Ohaman auf den Holzstuhl neben dem Bett. »Ihr seid nicht allein, Nordhalan und ich werden Euch zur Seite stehen, und wir haben einigeVerbündete.«
Ohne auf den Zauberer zu achten, stand Darian auf und humpelte langsam zur Tür. Draußen war alles tief verschneit, fünf kleine Hütten standen auf einer Lichtung mitten im Wald. Im Zwielicht des schwindenden Tages konnte er einige Soldaten ausmachen, die wahrscheinlich Wache hielten. Darian wollte noch einmal in die Hütte gehen, in der Mia lag, sie noch ein letztes Mal betrachten.
»Wo wollt Ihr denn hin?«, verfolgte ihn Ohamans besorgt klingende Stimme.
Ohne zu antworten humpelte
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