Das magische Portal - Weltennebel
auf Eurer Seite«, schnurrte Fehenius. »Hätte ich Euch etwas Böses gewollt, hätte ich Euch gleich am Stein töten lassen. All diese dummen Gerüchte, ich hätte Eure Eltern auf dem Gewissen, das ist üble Verleumdung.«
Darian wandte sich ab. Fehenius’ Worte verwirrten ihn. Nordhalan und Mia hatten schlecht von ihm geredet, andererseits schienen seine Erklärungen im Moment glaubwürdig. Doch im Grunde genommen interessierte das alles Darian im Augenblick nicht wirklich. Mia war tot, an etwas anderes konnte er kaum denken. Albany oder die andere Welt, beide waren ihm gleichgültig. Ohne Mia war er nirgends zuhause.
»Hier, trinkt das, es beschleunigt die Heilung und hilft Euch, alles zu vergessen.«
Alles vergessen. Diese Aussicht klang für Darian zu verlockend, als dass er weiter darüber nachgedacht hätte. Er nahm den Becher und stürzte die seltsam metallisch schmeckende Flüssigkeit hinunter. Ihm wäre auch egal gewesen, wenn Fehenius ihn jetzt umgebracht hätte.
Lauernd beobachtete der Regent Darian, dessen Gesicht sich plötzlich entspannte. Fehenius war wütend, dass die Nebelhexe gestorben war, denn nur zu gerne hätte er Aramia als Druckmittel gegen Darian eingesetzt. Aber gestern erst hatte dieses andere, hässliche Geschöpf, das sich Lilith nannte, ihm berichtet, Aramias Verletzungen wären zu schwer gewesen. Auch Edvan, sein Heiler, hatte nur noch ihren Tod feststellen können.
Der Gedanke, dass Darian zurück durch das Portal ging, gefiel Fehenius jedoch außerordentlich. Entweder Samukal tötete den Jungen, oder er würde nicht rechtzeitig auf die Dracheninsel gelangen, um seine Weihe zu empfangen. Beides würde Fehenius’Thronanspruch festigen.
Ein Blick auf das Bett zeigte dem Regenten, dass Darian eingeschlafen war.
»Könnt Ihr mehr von dem Trank herstellen?«, fragte Fehenius an den Heiler gewandt.
Edvan räusperte sich und fuhr sich nervös über den weißen Spitzbart. »Ja, mein Herr«, antwortete er schließlich.
»Und Ihr seid sicher, dass er wirkt?« Der lauernde Blick des Regenten ließ Edvan nicht los.
»Ja, Lord Fehenius, ich gehe davon aus.«
Die Antwort stellte Fehenius zwar nicht vollständig zufrieden, denn er wusste, dass Edvan nur ein einfacher Heiler war, dem er eine schwierige Aufgabe gestellt hatte. Doch eine bessere Alternative hatte er im Augenblick nicht. »Nun gut.« Bevor Fehenius ging, drehte er sich noch einmal um. »Und Edvan, die Tatsache, dass Samukal mein Halbbruder ist, bleibt unter uns, sonst wirst du eines Tages ohne Kopf aufwachen.«
Edvan riss die Augen auf, nickte dann aber eilig und verbeugte sich. Fehenius entging der mitleidige Blick des Heilers auf Darian nicht, aber er baute darauf, dass der kleine Mann ebenso wie die meisten anderen Menschen genügend Angst vor der Macht hatte, die ihm seine Regentschaft verlieh.
Während der nächsten zwei Tage wollte Darian niemanden sehen. Er war müde und erschöpft und noch immer schockiert darüber, dass Mia nicht mehr bei ihm war. Der Trank, den Edvan ihm mehrmals am Tag gab, ließ ihn für einige Zeit alles vergessen. Eine merkwürdige Welt aus bunten Farben und Formen lullte ihn ein und gewährte ihm seliges Vergessen. Wenn er dann allerdings aufwachte, war alles umso schlimmer. Er war hier in einer fremden Welt, sollte König eines Reiches werden, das er gar nicht kannte, und man würde Entscheidungen von ihm verlangen, die er nicht fällen konnte und wollte. Und Mia, das einzige Wesen, dem er vertraut hätte, war nicht mehr an seiner Seite.
Lilith und Ohaman machten sich große Sorgen, denn noch immer war Nordhalan nicht aufgetaucht. Sie selbst hatten nur ein paar wenige Soldaten und Darian war in Fehenius’ Gewalt.
»Ich muss zurück auf die Nebelinsel«, verkündete Lilith an diesem Abend, als sie alleine mit dem Zauberer in der kleinen Scheune saß. Es war so kalt, dass sich Eiskristalle an Ohamans Bart gebildet hatten. »Kannst du versuchen, mit Darian zu sprechen? Es ist wichtig, dass jemand für ihn da ist, dem er vertrauen kann«, fügte sie noch hinzu.
Bedächtig wiegte Ohaman seinen breiten Kopf hin und her. »Sicher, aber er will niemanden sehen, und Fehenius lässt keinen von uns allein zu ihm.« Er fluchte leise. »Warum ist alles so schlecht für uns gelaufen?«
Lilith legte ihm ihre zarte Hand auf den Arm. »Nordhalan wird kommen, so bald es geht. Ich werde heute Nacht zu Darian gehen, niemand wird mich bemerken.«
»Wie willst du das denn anstellen?«
Ihre weißen Zähne
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