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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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seinen Ärger eine Art von Belohnung bekommt. Er war mir sehr nützlich. Als ich Gabriel Thorn mit einer Dosis Quecksilber vergiftet habe, war Kit da, um mir mit dem vergifteten Weinglas zu helfen. Er hat ein paar der Palastwachen abgelenkt und andere bestochen, und so hat nie jemand Wichtiges erfahren, dass ich Thorn kurz vor seinem Tod in der Bibliothek besucht habe. Und dann war
John Dee blöd genug, Kit zu engagieren, um dich zu unterrichten. Was für ein Glücksfall für mich. Ich kann eindeutig sagen, dass John Dee immer der Ratsherr war, den alle gefürchtet haben, aber in der letzten Zeit hat er ein bisschen nachgelassen. Ein paar Jahre früher hätte John gewusst, dass Kit noch für mich arbeitet, egal was die Leute gesagt hätten.«
    Walsingham stellte seine Fackel in einen Halter an der Wand und im flackernden Licht lag die Bibliothek vor ihnen. Der fensterlose große Raum roch nach Leder, Papier und Alter. Er war sechseckig, und an jeder der sechs Wände standen Regale mit zehn langen Fächern, in denen die Bücher aufgereiht waren. Einige der Bände waren neu, und die Goldbuchstaben schimmerten, andere hatten rissige Rücken. Oben auf jedem Regal stand eine Statue. Wie Wächter über die Bibliothek sahen sie aus.
    Diese Statuen …, murmelte Astrophil. Die würde ich mir gerne genauer anschauen.
    Petra nahm Walsinghams Fackel und beleuchtete nacheinander die steinernen Gesichter. Jedes hatte andere Gesichtszüge, aber alle schienen sie höhnisch anzugrinsen.
    Das sind Tyrannen , sagte Astrophil schließlich. Herrscher aus der alten Geschichte, die für ihre Grausamkeit bekannt waren. Der Erste links ist Phalaris, der seinen Spaß daran hatte, Menschen bei lebendigem Leib zu rösten.
    Und die anderen , fragte Petra, wer waren die?
    Astrophil zählte sie auf, als sie die Runde im Raum machten: Caligula, Nero, Dionysius, Domitian und Tarquin der Hochmütige.
    »Ich weiß, wo der Globus ist«, verkündete Petra.
    »Aber du hast ja noch nicht einmal auf die Titelseite geblickt«, sagte Walsingham.

    »Brauche ich nicht.« Petra erinnerte sich an die einzige Sache, die an der Titelseite besonders war: dieser geheimnisvolle Zusatz, N6.
    »Seht ihr?« Der Prinz war begeistert. »Außergewöhnlich! Ich habe gesagt, dass du das wärst, Petra, und ich irre mich nie. Nun gib mir den Himmelsglobus.«
    Petra zögerte. Was würde mit ihr, ihrem Vater und ihren Freunden passieren, wenn sie dem Befehl des Prinzen nachkam?
    Es gab zu viele Ungewissheiten und Petra hatte sich noch nie so unsicher gefühlt.
    Aber was konnte sie denn tun? Der Prinz hatte seine Wachen, Walsingham, ihr Schwert und ihre Freunde. Sie brauchte etwas, das er nicht hatte … eine Waffe oder einen Verbündeten oder beides.
    Sie schob die Hand in ihre Tasche und spürte die goldene Roma-Münze und den Glühstein.
    Petra, was machst du?
    Scht, Astro.
    Sie legte die Finger um die Münze und fuhr den Umrissen des Vogels nach, der darauf geprägt war. König der Luftschwimmer , hört sie Ariel wieder sagen. Dann dachte Petra an etwas anderes: wie Dee Sternstaub, Federn und Weihrauch benutzt hatte, um Ariel herbeizurufen. Dee hatte gesagt, dass der Luftgeist das nicht bräuchte, um ihn zu finden. Ich verwende diese Objekte, weil sie mir helfen, mich zu konzentrieren , hatte er gesagt. Sie sind nur deshalb hilfreich, weil ich der Meinung bin, dass sie mit der Luft verbündet sind.
    Ariel hatte gesagt, dass Petra eine Traumdenkerin wäre. Gut, dann würde Petra traumdenken. Sie erinnere sich an den Spatz, der an diesem verhängnisvollen Morgen vor vielen
Monaten zum Haus zum Kompass geflogen war. Sie stellte sich den Wind in seinen Federn vor. Sie tat so, als wäre sie der Vogel, würde durch die Luft schwimmen, abtauchen, atmen und sich treiben lassen. Petra fasste die goldene Vogelmünze fester und rief nach Ariel.
    Dann kam Ariel, und Petra konnte kaum fassen, was sie getan hatte.

Der Wind
    E IN BRUTALER Wind schmetterte gegen das Gewächshausdach. Jede einzelne Glasscheibe zersplitterte. Scherben peitschten durch den Raum und schnitten sich in Blätter und Haut ein. Äste brachen und Männer schrien. Kit schmiss sich in eine dicke Hecke, aber die Wachen im Gewächshaus waren weniger gut dran. Bald waren ihre Leichen mit zerbrochenem Glas übersät.
    Tomik stieß Neel zu Boden. Hinterher konnte er nicht sagen, wie er es gemacht hatte, doch Tomik bat das Glas, ihn nicht zu berühren, und das Glas gehorchte.
    Dann herrschte plötzliche Stille, und alles,

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