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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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zog das Schwert zurück. Schmerz durchzuckte sie. Das war kein kleiner Schnitt. Blut quoll aus der Wunde. Innerhalb einer Sekunde war ihr Hemd klebrig und nass. Petra blickte nach unten und sah rote Rinnsale zwischen ihren Fingern durchrieseln. Sie schnappte nach Luft und merkte erst dann, dass sie den Atem angehalten hatte. Das machte den Schmerz schlimmer, scharf und stechend.
    Sie taumelte zurück, lehnte sich gegen eine Palme und blickte nach oben in die grünen Wedel.
    »Ergib dich«, bat Kit.
    Astrophils Beine streichelten ihr Ohrläppchen. Vielleicht ist es besser, du machst das , sagte er besorgt.
    »Es ist doch bloß ein Globus«, sagte Kit. »Ein runder bunter Ball. Du weißt doch, wo er ist?«
    »Nein«, flüsterte sie.
    »Na, dann könntest du mir doch helfen, ihn zu finden? Ich würde ihn Meister Walsingham übergeben und ich wäre reich und abgesichert mein Leben lang.Warum zurück nach Böhmen gehen, wenn du mit mir in London bleiben kannst?«

    Alles war völlig durcheinander. Warum sollte sie sich um den Globus kümmern? Das hatte etwas mit Thorn, Cotton und Dee zu tun. Aber sie verstand nicht, wie es zusammenpasste. Sie hatte es einmal verstanden, aber das war, bevor ihr Verstand vom Schmerz überwältigt wurde.
    Sie blickte auf das Schwert, als ob ihr das eine Antwort geben könnte.Wie gewöhnlich sah sie nichts.
    Aber sie hörte die Stimme ihres Vaters: Dieses Schwert soll verletzen, Petra, und ich meine damit, dass du jeden verletzen sollst, der versucht, dir etwas anzutun.Wirklich jeden.
    Petra hob den Blick zu Kits Gesicht. Sie hatte keine Angst. Warum sollte sie Angst haben? Sie wusste, was Angst war: Sie war kalt, grau und grausam. Sie war eine Schuppenhaut mit Menschenaugen. Sie stank nach Tod.
    Kit war nur ein Junge.
    Petra atmete tief ein. Sie stand auf und machte einen Bogen um die Bäume. Kit folgte ihr, spiegelte jede Bewegung.
    Erlaube mir, dir zu erklären, wer du bist , hatte Dee zu ihr gesagt, denn es gibt wahrhaftig nur wenige von deiner Art auf der Welt.
    Eine Schimäre. War Petra nicht eine Seltenheit? Mächtig sogar?
    Petra fiel der Unterricht bei Dee ein, die Stunden, die sie damit zugebracht hatte abzuschätzen, welche Hand er heben würde. Sie blickte Kit an. Links, entschied sie.
    Sein Schwert flog nach links.
    Sie blockte ab.
    Sie drang mit halb geschlossenen Augen vor. Sie brauchte nicht zu sehen. Sie konnte spüren, wie Kits Schläge kamen. Sie erkannte seine Finten als die Lügen, die sie waren, und konterte jeden einzelnen seiner Züge.
    Sein Schwert schlug und stach. Sie tanzte davon. Sie floss
wie Wasser, neigte sich, um ihm den Dolch aus der Hand zu treten. Ihr Geist erreichte Kits Dolch, der auf ihren Stiefel gerichtet war. Falle , befahl sie, und er tat es.
    Petra glitt, fegte herum, beugte sich und sprang. Sie bemühte sich gar nicht erst, die wachsende Angst in Kits Augen zu bemerken. Nicht bevor ihr Schwert um seines herumzuckte. Ihr Geist spürte die Klingen, als wären sie verknotete Seidenstränge. Petra zog und Kit ließ sein Schwert fallen.
    »Ergib du dich«, sagte sie und hielt die Spitze ihrer Waffe an seine Kehle.

Tyrannen
    D AS WAR höchst unterhaltsam, Petra Kronos.Wir sind alle beeindruckt. Doch jetzt ist es an der Zeit, ein braves Mädchen zu sein und deine faszinierende Waffe niederzulegen.«
    Petra riss ihren Blick von Kits Augen. Da, nicht weit entfernt in einer offenen Tür, die in die Bibliothek führen musste, stand Franzis Walsingham mit einer lodernden Fackel in der Hand. Er fuhr fort: »Kit gehört zu mir, verstehst du, und ich wäre doch verärgert, wenn du ihn verletzen würdest. Deine kleinen Freunde würden das auch nicht mögen. Oder doch, Euer Hoheit?«
    »Nein, es sei denn, sie würden es genießen, tot zu sein«, sagte jemand hinter Petra. Diese Stimme kannte sie nur allzu gut.
    Sie wirbelte herum und sah Prinz Rodolfo, der sie von der anderen Seite des Gewächshauses her beobachtete. Er stand neben der Glastür, durch die sie und Kit nur kurz zuvor gekommen waren. Das Lächeln des Prinzen war glatt wie Marmor und ebenso kalt. Ein Dutzend Wachen waren hinter ihm aufgereiht. Einige davon hielten Fackeln. Die anderen Tomik und Neel.
    »Ich frage mich«, sagte der Prinz, »um welchen der beiden
du am meisten weinen wirst. Ich bezweifele, dass ich der Einzige bin, der das gerne wissen würde. Sollen wir es herausfinden? Nein? Dann komm zu mir, Petra Kronos.«
    Wie benommen zog Petra das Schwert von Kit zurück, ging hinüber und stand

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