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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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gekommen als das Kind im eigenen Haus? Seine Frau hatte nichts dagegen. Zuerst war Thorn vorsichtig, doch er war ein ehrgeiziger Mann. Er war auf eine mächtige Position bei Hofe aus und wollte alles über geheime Gespräche und politische Abmachungen wissen. Er wurde ungeduldig und ich krank. Wenn du mich anschaust, denkst du doch nicht, dass ich irgendetwas empfinde, oder? Schon als Letticia Thorn starb, habe ich mich gefreut. Doch als ihr Mann ermordet wurde, empfand ich eine grausame Genugtuung.«

    »Aber … Ihr seid doch nicht durchs Wahrsagen zerstört worden«, sagte Petra unsicher. »Kinder, die von Wahrsagern gebrochen werden, bleiben für immer verrückt.«
    »Ich war viele Jahre meines Lebens verrückt. Damals war mir noch nicht klar, dass ich ein magisches Talent hatte, aber damals war mir auch der Unterschied zwischen Tag und Nacht nicht klar. Nach dem Gesetz wurde ich erwachsen, doch wie konnte ich mein Erbe nutzen, um meine Freiheit zu erkaufen, wenn ich nicht einmal meinen eigenen Namen kannte? Die Thorns sperrten mich ein, und ich war leicht vor der Welt zu verstecken, denn ich hatte nie irgendwelche Freunde gehabt. Dann, als ich zwanzig war, kehrten Bruchstücke meiner Erinnerung zurück. Jeden Tag fand ich ein weiteres Teil meiner selbst. Ich erkannte, wer ich war, und allmählich konnte ich auch sehen, wer bei mir im Zimmer stand. Ein junger Mann war auf Gabriel Thorn zugekommen und hatte ihn gefragt, ob er versuchen könnte, seine vom Wahrsagen kranke Tochter zu heilen. Anfangs weigerte sich Thorn und sagte, er habe keine Ahnung, wovon der junge Mann redete. Doch dieser Mann, John Dee, war ein Spion. Er kannte die Wahrheit über mich und nebenbei auch noch andere Dinge und so willigte Thorn ein. John heilte mich, so gut, wie er konnte. Doch selbst wenn du etwas Zerbrochenes reparieren kannst, kannst du es nur selten wieder ganz machen. Manche Leute behaupten, ich hätte ihn aus Dankbarkeit geheiratet. Andere sagen, er habe sich in seinen Erfolg verliebt. In die Heilung, nicht in mich. Manchmal bin ich mir nicht ganz sicher, ob sie damit recht haben.Aber ich finde eigentlich nicht, dass das wichtig ist, denn ich bin mir unserer Liebe bewusst, aus welcher Quelle sie auch immer stammt.«
    Petra wusste nicht, was sie sagen sollte.

    »Du grollst meinem Mann. Vielleicht hast du ja einen Grund dafür. Aber er ist ein guter Mann und er meint es gut mit dir.« Agatha schwieg einen Moment. »Hast du noch irgendwelche weiteren Fragen an mich, Petra?«
    »Nein«, flüsterte Petra und floh.

    Aus Februar wurde März und der März zog sich in die Länge. Petra fuhr mit ihrem Unterricht fort, und obwohl sie Dee keineswegs irgendwie besser leiden konnte, veranlasste Agathas Geschichte sie doch, sich zu fragen, ob sie ihn nicht respektieren sollte. Sie tat es nicht - noch nicht -, aber sie wartete ab, ob sie es tun würde.

    »Wir haben Neuigkeiten für dich, Petra«, krähte Madinia. Petra saß mit den Zwillingen im Wohnzimmer, das mit Topfpflanzen dekoriert war.
    Oh, nein , sagte Astrophil. Wenn ich mir jetzt noch mal anhören muss, wie sie die Modelle der Frühlingskleider beschreibt, möchte ich schreien. Laut genug, dass es jeder hören kann. Das meine ich ernst, Petra. Ich mache dann meinen Zinnmund auf und sage ihr …
    »Robert Cotton ist tot!«, sagte Madinia.
    »Was?«, fragte Petra.
    »Das stimmt«, sagte Margaret. »Er ist in seiner Bibliothek gefunden worden.«
    »Mit eingeschlagenem Kopf«, fügte ihre Schwester hinzu. »Und weißt du, was noch? Er war schon seit Monaten tot.«
    »Seit ein paar Wochen«, verbesserte Margaret.
    »Seine Leiche muss ein ekliger, breiiger, aufgedunsener violetter Gestank gewesen sein.«
    Meine Güte , sagte Astrophil. Wie unerfreulich. Ich bin froh, dass ich nicht verfaule, wenn ich sterbe.

    »Astrophil!«
    »Was hast du gesagt?«, fragte Margaret.
    »Nichts«, sagte Petra. Dann schrie sie die Spinne an: Red nicht so! Du wirst nicht sterben!
    Die Schwestern starrten sie noch immer an.
    »Was ist denn?«, fauchte Petra.
    »Du hast gesagt ›Astrodingsbums‹«, sagte Madinia. »Was soll das heißen?«
    »Ich … ich hab ein tschechisches Wort benutzt.Tut mir leid. Ich hab mein Englisch vergessen.«
    »Die Nachricht über Robert Cotton ist aber auch wirklich bestürzend.« Margaret nickte.
    »Aber wir haben gedacht, du würdest das wissen wollen«, sagte Madinia. »Du hast Fragen über ihn gestellt, und ich bin immer gerne bereit, guten Tratsch

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