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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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Gold umgeben. Als Petra genauer hinsah, entdeckte sie geschwungene Holzbalken, die sich über ihnen wölbten, und einen zu beiden Seiten aufgehäuften Schatz. Da gab es Schilde, die mit blinkendem Granat verziert waren, und Anstecknadeln in der Gestalt von Adlern. Sie sah Schwertscheiden mit goldenen, sich windenden Drachen. Es gab jede Menge Waffen, doch die meisten von ihnen waren aus Eisen und verrostet.
    Petra musterte die Wände und bemerkte Stangen, die aus dem Gold hervorragten. Sie trat näher, um eine davon zu prüfen. »Sind das … Ruder? Sind wir in einer Art von Boot?«
    »Ja«, sagte Dee. »Die früheren Könige von England wurden in Schiffen beerdigt. Tritt vorsichtig auf, Petra. Das Holz ist Hunderte von Jahren alt und brüchig. Eine falsche Bewegung kann das Schiffsdach auf uns niederstürzen lassen.«

    Doch Petra war noch nicht weit gegangen, als sie einen erstickten Schrei ausstieß.
    Direkt vor ihrem Gesicht befand sich ein Schädel.
    Ein Geist! , schrie Astrophil.
    Die Grauen Männer! Petra sah ihre knochigen Gesichter, spürte ihre brennenden Zungen.
    Petra stolperte und fiel hin. Ihre Kerze ging aus, und sie hörte, wie sich etwas Metallisches über den Boden ergoss. Voller Entsetzen drehte sie sich um. Dees vom Kerzenlicht erleuchtetes Gesicht tauchte vor ihr auf. »Ich hab gesagt, du sollst vorsichtig sein.« Er fasste sie am Ellbogen und zog sie auf die Beine. »Willst du lebend von verrottetem Holz begraben werden?«
    »Ich hab was gese…«
    »Das hier?« Dee kam mit der Kerze näher und beleuchtete ein Skelett. Es stand vor ihnen, die Arme vor der Brust verschränkt, und trug einen goldenen Helm. Der Unterkiefer war abgefallen und lag bei den Knochen seiner Füße. »Das ist ein Skelett, nichts mehr. Lerne, deine Angst zu beherrschen, sonst beherrscht sie dich.«
    Doch Petra konnte den Blick nicht von dem Kieferknochen wenden. Dann sah sie, dass er auf einem Häufchen Münzen lag, die mit aufgelösten Stoffteilen vermengt waren. Noch mehr Münzen lagen verstreut im Halbschatten, und ihr wurde klar, dass sie die Reste eines Geldbeutels abgerissen hatte. Mit immer noch hämmerndem Herzen bückte sie sich und hob eine Handvoll Münzen auf.
    Sie hielt die Kerze dicht an ihre Hand.
    Jede Münze ist ein Einzelstück , bemerkte Astrophil sofort. Jede hat eine andere Prägung und eine andere Sprache.
    »Die kommen aus den verschiedensten Ländern«, sagte
Dee. »Sie sind Hunderte von Jahren alt. Einige sind in Königreichen geprägt worden, die schon lange nicht mehr existieren.«
    Petra verschob die Münzen mit dem Finger und dann erstarrte sie.
    Mitten auf ihrer Hand lag eine kleine runde Scheibe, deren Prägung einen wilden Vogel zeigte. Seine Schwingen waren ausgebreitet und mit Strichen schraffiert. Sie berührte den Vogel. »Ein Luftschwimmer?«, murmelte sie. »Ist ein Luftschwimmer … ein Vogel? Vielleicht ist für Ariel fliegen wie durch die Luft schwimmen.«
    »König der Luftschwimmer.« Dee nickte. »Verwandelt in Gold. Sag mir, Petra, was für eine Geschichte hat diese Münze?«
    Mit dem Finger noch immer auf dem Bild des Vogels, schloss Petra die Augen. Nur ein paar Sekunden waren vergangen, als sie sie erschrocken wieder aufriss.
    »Was ist?«, fragte Dee.
    »Nichts«, sagte sie, doch sie sah, dass er ihr nicht glaubte. »Es ist … Jede dieser Münzen kommt aus einem anderen Land, wie Ihr gesagt habt. Sie waren von Herrschern aus der ganzen Welt als ein Zeichen der Freundschaft zu ihm geschickt worden.« Sie deutete auf das Skelett.
    Das ist nicht die ganze Geschichte , sagte Astrophil. Was hast du noch gesehen?
    Ich erzähl es dir später.
    »Behalte die Münze«, sagte Dee. »Sie muss es sein, weshalb wir gekommen sind, und sie gehört eindeutig dir.«
    Petra ließ sie in ihre rechte Hosentasche gleiten und hörte das Klicken, als sie gegen den Glühstein stieß.
    Petra und Dee erklommen das Seil. Als sie wieder in der
Sonne waren, lehnte sich Petra an den Hügel, sog die Frühlingsluft ein und grübelte über das nach, was sie gerade über die Münze erfahren hatte.
    Dee befestigte ein neues Schloss an der Tür, von der Petra jetzt wusste, dass sie eine Schiffsluke war. Er fragte: »Wie sind die Übungen mit Christopher vorangeschritten?«
    »Was? Äh … gut.«
    »Hmm.« Er packte das aufgewickelte Seil in die Tasche. »Hast du ihn lieb gewonnen?«
    Das Letzte, was Petra sagen wollte, war die Wahrheit. »Nein.«
    »Gut. Ich habe ihn nämlich gefeuert.«
    Dann wandte er sich

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