Das magische Schwert
Ratsherren ehren Euch nur mit ihrer Anwesenheit«, erwiderte Königin Elizabeth.
»Natürlich.« Der Prinz zappelte auf dem unbequemen (wenn auch prächtigen) Sitz neben der Königin herum. »Ich glaube, dass es irgendwo in Eurem großen Reich ein Mädchen gibt …«
»Ich möchte mir erlauben zu sagen, dass es Tausende von Mädchen in England gibt.Welches davon?«
»Dieses spezielle Mädchen gehört mir. Sie ist Böhmin, was
sie zu meiner Untertanin macht. Ihr Name ist Petra Kronos, und ich bitte darum, dass sie mir übergeben wird.«
»Wenn sie sich zufällig in meinem Land befindet.«
»Das tut sie.«
»Unterstellt Ihr, dass ich nicht weiß, wo sie sich befindet oder nicht?« Die Königin klang gefährlich.
»Gewiss werdet Ihr das wissen«, antwortete der Prinz.
»Dann beschuldigt Ihr mich, sie vor Euch zu verbergen?«
Der Prinz wirkte verwirrt. »Nein. Doch wenn sie hier ist, verlange ich, dass sie mir übergeben wird.«
»Verlangen?« Die Königin wandte sich an die Ratsherren und suchte den Blickkontakt mit Dee. »Muss ich mich von einem Grünschnabel von Jungen herumkommandieren lassen? Ihr« - die Königin zeigte mit einem gichtgekrümmten, aber ruhigen Finger auf den Prinzen -, »was seid Ihr denn, Prinz Rodolfo? Ein dritter Sohn. Herrscher über ein Land, das man vergessen kann. Glaubt Ihr wahrhaftig, dass Kaiser Karl Euch auswählen wird, ihm nachzufolgen? Geht, Ihr politisches Nichts, und kehrt erst wieder, um mir Forderungen zu stellen, wenn es auch eine Wahrscheinlichkeit gibt, dass ich zuhöre.«
Weiß vor Wut, stand der Prinz auf. »Dann werde ich sie selbst finden.« Er stolzierte aus dem Saal.
Als er weg war, schürzte Königin Elizabeth die Lippen. »Die Vorstellung ist vorbei«, sagte sie ihren Ratsherren. »Ihr mögt Euch entfernen.«
Sie erhoben sich.
»Dee«, rief sie. »Bleibt.«
Er näherte sich dem Thron. Als letzter Ratsherr, der das Zimmer verließ, warf Walsingham ihnen noch einen Blick zu, bevor er die Tür hinter sich schloss.
»Nun?«, fragte sie.
»Ich bin natürlich erfreut und dankbar.«
»Aber?«
»Ihr hättet den Prinzen nicht beleidigen müssen«, sagte er leise.
»Das stimmt. Aber es zu tun, hat mich außerordentlich amüsiert. Und jetzt, habt Ihr irgendwelche Neuigkeiten über den Himmelsglobus?«
»Bald, Eure Majestät. Bald.«
An diesem Nachmittag wirkte Petra irgendwie anderes.Vielleicht bildete sich Dee das nur ein, aber sie schien zu glühen … vor Glück? Ja, das fand er. Er gestattete sich die Hoffnung, dass sie sich langsam an das Leben in der Throgmorton Street gewöhnt hatte. Immerhin war das jetzt ihr Zuhause.
Noch bevor er mit seinem Unterricht beginnen konnte, fragte Petra: »Welche Art von Person würde immer Quecksilber bei sich tragen?«
Dee war nicht leicht aufzuschrecken, doch jetzt war er es. Er überlegte. Es wäre das Beste, ihr die Wahrheit zu erzählen. Sie könnte die Antwort auch aus anderer Quelle erfahren … Dee bereute es, Christopher jemals engagiert zu haben. Das war eine schlechte Idee gewesen.Aber wenn es um Petra Kronos ging, machte Dee so oft Fehler.
Sie wartete mit zusammengekniffenen Augen.
Dee griff in eine Tasche und zog ein kleines Fläschchen heraus. Er schüttelte es und seinen silbrigen Inhalt. »Jeder, der für die Königin spioniert, hat das bei sich für den Fall von Gefangennahme und Folter. Ein Spion würde eher Quecksilber trinken, als die Geheimnisse Ihrer Majestät zu verraten. Doch meine Liebe, bevor du mich beschuldigst,Thorn ermordet zu
haben, möchte ich deine Aufmerksamkeit darauf lenken, dass mein Fläschchen noch voll ist.«
»Das spielt keine Rolle. Ihr könntet es aufgefüllt haben.«
»Stimmt«, gab er zu. Er beschloss, sie den nächsten Zug machen zu lassen.
Wieder tat sie etwas Unerwartetes. Sie näherte sich ihm und sagte mit einer Bescheidenheit, die gar nicht zu ihr passte. »Ich finde, da ist etwas Seltsames mit der Münze, die wir in Sutton Hoo gefunden haben.Würdet Ihr sie Euch einmal ansehen?« Sie hielt sie ihm hin.
Er nahm sie. Er hätte zweimal darüber nachdenken sollen, warum sie plötzlich so freundlich war. Er betrachtete die goldene Münze, weil er neugierig war. Und weil er außerdem gründlich war, ließ er sich Zeit.
Ein Friede überkam ihn wie das Gefühl kurz vor dem Einschlafen.
Sein Kopf fuhr hoch. Er sah, dass Petra ihn mit großer Intensität anblickte, und obwohl Dee wusste, dass dies wieder ein Fehler war, lachte er.
Er warf die Münze hoch, und sie
Weitere Kostenlose Bücher