Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
Häusern, die gespenstisch im Dunkel des frühen Morgens ruhten. Die letzten Jahrzehnte waren nicht spurlos an dem Wüstennest vorbeigegangen. Die Fassaden der Häuser waren marode und auch ein neuer Coca Cola-Automat auf der Veranda der Bar konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass New Palmbridge seine besten Jahre längst hinter sich hatte – wenn dieses Dörfchen überhaupt jemals so etwas wie »beste Jahre« gehabt hatte.
Als er auf den sandigen Parkplatz neben der Bushaltestelle fuhr, standen dort bereits drei weitere Jeeps und ein alter Ford Mustang. In Anbetracht des winzigen Wüstennestes waren dies mit großer Wahrscheinlichkeit die Autos der übrigen Wissenschaftler seines Inspektionsteams. Wallace parkte neben einem dieser Jeeps. Er schaltete den Motor und das Licht seines Wagens aus und schaute erneut in den Rückspiegel. Der Jeep Cherokee war verschwunden. Erleichtert schnallte er sich ab. In dem Wagen neben ihm saß ein etwas untersetzter Mann mit schwarzem, kurzen Haar und einem leicht mexikanischen Einschlag. Er hatte die Innenraum-Beleuchtung seines Wagens eingeschaltet, las eine Zeitung und aß ein Käsebrötchen. Wallace sah einen Moment lang gedankenverloren in das Nachbarauto. Als der Fremde bemerkte, dass er beobachtet wurde, schaute er kurz auf, nickte ihm höflich zu, biss in sein Brötchen und vertiefte sich erneut in seine Zeitung. Wallace grüßte ebenfalls und überlegte kurz, ob er vielleicht aussteigen und sich ein paar Schritte die Füße vertreten sollte. Da es jedoch all die anderen Wissenschaftler vorzogen, jeder für sich in ihren Autos sitzenzubleiben, verwarf er rasch den Gedanken und entschied sich ebenfalls dafür, im Wagen auf das Shuttle zu warten. Im Grunde war es ihm auch viel lieber, nicht einmal in die Gefahr eines oberflächlichen Kontaktes mit einem der anderen aus dem Team zu kommen – und so womöglich seine Tarnung zu gefährden.
Die nächsten zwanzig Minuten saß er in seinem dunklen Wagen und würgte einen Energieriegel hinunter. Er betrachtete die ebene Wüstenlandschaft und wartete auf die aufgehende Sonne. Die Ruhe an jenem Ort war beinahe beängstigend in ihrer Perfektion. Nichts, außer dem leisen Quietschen eines rostigen Schildes, das an der Bushaltestelle im leichten Wind baumelte. Manchmal glimmte im Fahrzeug neben ihm eine Zigarette auf oder er hörte dumpfe Musik aus einem der Autoradios.
Dann endlich näherte sich das Motorengeräusch eines Busses. Der Mann aus dem Nachbarauto hatte seine Zeitung bereits zusammengefaltet und stieg aus dem Wagen. Wallace griff rasch seine Tasche und stieg ebenfalls aus dem Jeep. Er ging dicht hinter dem Mexikaner aus dem Nachbarauto, der sich weder umdrehte, ihn grüßte oder sonst irgendein Wort sprach. Stumm gingen sie hinüber zur Haltestelle, an der die übrigen Mitglieder des Teams wie drei gespenstische Schatten warteten. Einer neben dem anderen, mit circa einem Meter Abstand. Als Wallace zu ihnen aufschloss, nickten auch diese kurz – sprachen aber ebenfalls kein einziges Wort.
»Ihre Karte«, flüsterte sein Autonachbar.
Wallace zuckte zusammen. »Was?«
Sein Nachbar tippte mit dem Zeigefinger auf sein Revers, an dem eine Identifikationskarte mit einem Foto und der Aufschrift Prof. Dr. Cruz/ Wartungsteam B-2-E2 steckte. Der Mann lächelte und drehte sich wieder um.
Wallace begriff. Er hatte vergessen, seine ID-Karte anzustecken. Er überlegte kurz, ob er sich bedanken sollte. Ließ es aber lieber bleiben. In diesem Augenblick hielt auch schon der Bus in einer Staubwolke und mit einem Zischen öffnete sich die Vordertür. Wallace kramte rasch in seinem Mantel nach seiner Identifikationskarte. Ohne Erfolg. Wo war seine ID-Karte? Die Männer stiegen nacheinander schweigend in den Bus. Es ging nur schleppend voran. Zu Wallace Erleichterung. Eilig öffnete er seinen Koffer, durchwühlte die Unterlagen. Nichts.
»Wo ist diese verdammte Karte abgeblieben?«, fluchte er leise vor sich hin. Kurz schaute er zu seiner Gruppe auf. Ein schlanker Mann um die fünfzig verschwand gerade im Bus. Jetzt wartete nur noch der Mexikaner vor ihm. Er spürte das Adrenalin in seine Adern schießen. »Das darf doch nicht wahr sein!«, zischte er nun etwas lauter. Hektisch schüttelte er eine Mappe nach der anderen in seinem Koffer aus. Aber die Karte tauchte nicht auf. »Okay. - Jetzt ganz ruhig!«, beschwor er sich und zwang sich tief durchzuatmen. Wo hatte er die ID-Card zuletzt gesehen? In Greens Ferienhaus. Es durchfuhr
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