Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
seine Beine aus. »Und? Bezweifelst du noch immer, dass wir auf der richtigen Spur sind?« Er grinste zufrieden und die Erleichterung war ihm deutlich anzuhören.
65| SAN FRANCISCO, GGP – JAPANISCHES TEEHAUS, 21:13 UHR
Sie kämpften sich abermals durch das Labyrinth aus Schilf, unzähligen Brücken und Stegen. In der Dunkelheit verloren sie jedoch mehrmals die Orientierung. Sie durchquerten den »Biblical Garden«, den »Succulent Garden« oder »Shakespeare Garden«, in dem 150 Pflanzen mit den dazugehörigen Textzitaten bewundert werden können, die in Shakespeares Dramen und Sonetten erwähnt werden. Als Ironie des Schicksals tasteten sie sich – als es bereits dunkel geworden war - durch den »Garden of Fragrance«, in dem die Pflanzen nach Duft und Tastsinn geordnet und eigens für Blinde entworfen worden waren. Über Umwege gelangten sie schließlich zur Dutch Windmill, deren Silhouette mit einer Höhe von über 20 Metern und einer Spannbreite von über 30 Metern wie ein gewaltiges Monster in den nachtschwarzen Himmel emporragte.
66| SAN FRANCISCO, GGP – DUTCH WINDMILL, 23:39 UHR
Vom Licht des Monds geleitet, eilten sie den düsteren Mittelweg zur Dutch Windmill hinauf. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Susan marschierte mit nahezu unbändiger Energie neben Wallace auf den in Blumenbeeten gebetteten Koloss zu, der wie eine aus Holland an die Westküste Kaliforniens verpflanzte Kuriosität anmutete.
Die niedrige hölzerne Tür am steinernen Sockel der Mühle war mit einem schweren Metallschloss verriegelt. »Das hab ich mir ja fast gedacht«, fluchte Wallace.
»Vielleicht gibt es einen anderen Eingang?«, sagte Susan gefasst und deutete auf einen schmalen Pfad, der um die Mühle herumführte.
»Ich werd mal schauen«, erwiderte Wallace und begann, die Mühle nach einem zweiten Zugang abzusuchen. Überall warnten Schilder: »Betreten verboten! Einsturzgefahr!« Wie Wallace wusste, erstrahlte die Mühle nach ihrer aufwendigen Restaurierung zwar in neuem Glanz. Jedoch nur auf den ersten Blick. Mittlerweile war die Fassade schon längst wieder von der salzigen Luft des Meeres zerfressen. Er schaute zur Kuppel mit dem herausragenden Mühlenbalken hoch. Kein Fenster. Keine Tür.
67| SAN FRANCISCO, GGP – JAPANISCHES TEEHAUS, 23:40 UHR
Fluchend kämpfte sich der Killer durch den Park. Er durfte nicht schon wieder versagen. Das wäre sein sicheres Todesurteil. Aber wo waren Barett und Wallace abgeblieben? Er hatte sie im Teehaus aus sicherer Entfernung beobachten können. Aber anders als erwartet, kam Wallace ohne Unterlagen aus dem Teehaus heraus. Es musste etwas schief gegangen sein. Oder es gab einen weiteren Winkelzug des alten Lears.
Als sich Susan und Colin durch das Schilf schlugen, hatte er sich zurück zur Drum-Bridge geschlichen, um ihnen von dort aus unbeobachtet folgen zu können. Nur tauchten die beiden nicht auf. Wo waren sie? Schweiß trat ihm auf die Stirn. Panik stieg in ihm auf.
Dann klingelte sein Handy. Gott sei Dank. Diese Nummer kannte er. »Dutch Windmill«, sagte eine ihm vertraute Stimme und legte sogleich wieder auf. Der Killer atmete erleichtert auf und schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
68| SAN FRANCISCO, GGP – DUTCH WINDMILL, 23:42 UHR
Als Wallace die Mühle einmal umkreist hatte und zu Susan zurückkehrte, erwartete sie ihn bereits mit einem triumphierenden Grinsen. »Wenn ich bitten darf, Dr. Wallace!« Mit einer einladenden Handbewegung wies sie auf die geöffnete Tür im steinernen Sockel der Mühle.
»Wie zum Teufel …«
Susan beantwortete Wallace´ Frage, indem sie sich zufrieden ihre Haare mit einer Haarnadel wieder zu einem Dutt hochsteckte. Natürlich. Ein Schloss und eine Haarnadel. Wie eine echte Agentin, dachte Wallace anerkennend. »Na dann mal los.«
Zaghaft trat Wallace in das schwarze Innere der Mühle. Es roch nach Blumenerde. Er tastete die Wände nach einem Lichtschalter ab. Vergeblich. Irgendwann bekam er einen rostigen Handlauf zu fassen und folgte diesem bis weit in den Raum hinein. Sein Kopf berührte etwas Leichtes, was von der Decke zu baumeln schien. Er griff nach dem Ding, eine Schnur, und zog vorsichtig daran. Eine Glühbirne am anderen Ende erhellte ein wenig den Raum. Das Innere der Mühle diente anscheinend der Aufbewahrung von Pflanzen, die hier auf den Winter vorbereitet wurden. Er schaute sich um, konnte aber auf den ersten Blick keinen Hinweis auf ein mögliches Versteck ausfindig machen. Eine schmale Stiege führte zu einem
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