Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
reagieren. Noch immer begriff er nicht, was in diesem Augenblick eigentlich geschah. Susan, die Frau, in die er sich gerade verliebte, bedrohte ihn. Wollte sie ihn töten? Einfach so? Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein. Ungläubig schaute er zur Waffe und dann wieder auf Susan. Ihr Gesicht zeigte keine Regung. Das ist nicht Susan, dachte er. Er konnte sich doch nicht derart in einer Person getäuscht haben.
»Ich kapier es einfach nicht, Susan?«
Sie kniff die Augen zusammen und ihre Worte klangen auf einmal eisig. »Was gibt´s denn da nicht zu verstehen, Colin?«
»Willst du Green damit erpressen? Du hast doch keine Chance gegen ihn? Wir können nur zusammen …«
»Du verstehst wirklich nichts«, lachte Susan kalt.
»Dann hast du mich die ganze Zeit nach Strich und Faden belogen?« Wallace konnte es kaum fassen. Zorn kam in ihm hoch. »Das war alles nur ein nettes Spiel für dich?«
»Ein Spiel? Wohl kaum.«
»Was ist mit Tanses?«, schnaubte Wallace aufgebracht.
»Was soll mit Tanses sein?«
»Hattest du den Plan, mir die Unterlagen abzunehmen, bevor oder nachdem wir miteinander geschlafen haben?«
»Ist das so wichtig?«
»Für mich ja.«
»Hör zu: Wir hatten eine tolle Nacht in Tanses. Aber nur, weil ich mit jemandem ins Bett steige, muss ich ihn ja nicht gleich auf ewig lieben.«
»Das ist nicht die Antwort auf meine Frage.« Wut und Enttäuschung stiegen in Wallace auf und für eine Sekunde vergaß er sogar den Lauf der Pistole vor seinem Gesicht.
»Also gut«, antwortete Susan gelassen, »Ich muss dich enttäuschen. Hätte ich dich nicht gebraucht, wären wir nicht im Bett gelandet. - Und jetzt gib mir endlich die Forschungsergebnisse.«
»Niemals!«, stieß Wallace wild entschlossen hervor und umklammerte fest die Kiste in seinen Händen. Doch er wusste, dass seine Reaktion in dieser Situation lächerlich war.
Susan lachte nur kalt.
»Du bist ein tapferer Bursche«, sagte sie betont ruhig. »Aber die Unterlagen bekomme ich so oder so, nur hätte ich sie gerne, ohne dass dein Blut darauf verspritzt ist.«
Schlagartig wurde ihm klar, dass es hier nicht nur um die Unterlagen in seinem Arm ging. Susans Plan sah vor, dass sie die Unterlagen bekommen und er eliminiert werden sollte. Sein Leben stand hier nicht zur Diskussion. »Du wirst mich ohnehin töten, richtig?«, fragte er mit heiserer Stimme. Seine Gedanken liefen Amok. Wie konnte er heil aus dieser Sache herauskommen? Er könnte jetzt auf Susan losgehen. Er war zwar verletzt, aber viel kräftiger als sie. Dennoch standen seine Chancen ausgesprochen schlecht. Jedenfalls solange die Mündung der Waffe direkt auf sein Gesicht gerichtet war.
»Natürlich.« Ihre Miene verhärtete sich. Dann entsicherte sie ihre Pistole. »Du weißt zu viel. Du bist ein Sicherheitsrisiko.«
»Man wird den Schuss hören«, fiel er ihr ins Wort. Er musste sie hinhalten. Zeit gewinnen. Auf eine bessere Gelegenheit warten.
»Für einen so genialen Wissenschaftler erzählst du ziemlichen Stuss, Colin. Wer sollte den Schuss hören? Und selbst wenn, wer sollte uns gerade hier vermuten?!« Sie grinste selbstgefällig. »Nein, Colin, Lear hat einen perfekten Ort und du die perfekte Zeit für unser letztes Kapitel ausgewählt. Eine stillgelegte Mühle bei Nacht. Ich dachte, das abgelegene Ferienhaus Tanses wäre genial. Aber hier. Hier kommt man sich ja fast wie in einem Hollywood-Streifen vor.« Susan grinste und spannte den Hahn ihrer Waffe. Wallace konnte nicht fassen, mit welcher Abgebrühtheit Susan im Begriff war, sein Leben auszulöschen. Susan, ein kaltblütige Mörderin. Er wusste, dass er handeln musste. Jetzt. Es war zu spät, um auf eine bessere Situation zu warten. Es würde keine andere mehr geben.
»Ich wünsche euch viel Spaß mit Lears Bastelanleitung.« Wallace verlieh seiner Stimme einen festen abfälligen Ton. »Nur schade, dass euch der richtige Mann fehlen wird, das BCI auf Grundlage von Lears Aufzeichnungen zu adaptieren.«
Susan zögerte. Für den Bruchteil einer Sekunde senkte sie ihren Kopf und schaute auf die Metallkiste in Wallace´ Händen. Das war seine Chance. Die einzige.
Mit voller Wucht warf er ihr die Kiste mit den Unterlagen entgegen. Mündungsfeuer blitzte auf und ein ohrenbetäubender Knall schallte durch den Raum. Wallace sprang auf, doch sein Fuß gab nach, Schmerzen flammten auf und er stürzte zu Boden. Er blickte sich nach Susan um. Die Wucht der Kiste hatte Susan in Rückenlage und dann ins Stolpern
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