Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
gebracht. Das Projektil der Waffe war nur um wenige Zentimeter an Wallace´ Kopf vorbei geflogen und hatte sich in die steinerne Wand gebohrt. Susan rappelte sich auf. Wallace suchte nach einem Fluchtweg. An Susan würde er nicht vorbeikommen. Er entdeckte im Halbdunkel der Stube eine weitere Leiter, die in die Kuppel führen musste. Hastig kroch er unter dem Sekretär hindurch. Sein Fuß brannte heftig und auf seinem linken Ohr hörte er einen unendlich hohen Piepton, der von dem lauten Knall der Pistole direkt vor seinem Gesicht herrühren musste. Mit größter Kraftanstrengung erreichte er die Leiter und zog sich die ersten Sprossen hinauf. Wie durch eine Nebelwand hörte er Susan hinter sich laut auflachen.
»Raus geht es in die andere Richtung, mein Schatz.«
Er biss die Zähne zusammen und kletterte trotz seines gebrochenen Fußes unbeirrt Sprosse für Sprosse die Leiter weiter hinauf. Susan stand mittlerweile wieder auf den Beinen. Sie schlenderte gemächlich zum Fuße der Leiter und legte erneut auf Wallace an. Wallace wusste, dass er direkt in eine Sackgasse lief. Trotzdem versuchte er, Susan zu ignorieren. Er musste sich jetzt erst einmal darauf konzentrieren, ihr zu entkommen. Wohin war egal.
»Für eine Sekunde hatte ich dir tatsächlich geglaubt, Colin.« Susans Stimme war eiskalt - und erschreckend nahe. »So einen Schachzug hätte ich dir gar nicht zugetraut.«
Wallace erreichte das Ende der Leiter. Vielleicht hatte er doch noch eine Chance?
»Hat nur leider nichts genutzt, Colin. Also: Machs gut, mein Schatz.«
Er schmiss sich mit letzter Kraft gegen die Luke, stieß sie auf, zeitgleich ertönte ein lauter Knall hinter ihm. Im gleichen Augenblick durchzog ein beißender Schmerz seinen Rücken. Keuchend zog er sich in das Kuppeldach der Mühle hinauf, und mit einem Krachen fiel die Luke hinter ihm zu. Um ihn herum war es absolut dunkel. Sein Rücken brannte wie Feuer, er spürte eine quälende Hitze in ihm aufsteigen. Das Hemd begann an seinem Rücken zu kleben.
Er rollte sich zur Seite und suchte nach einer Möglichkeit, die Luke zu fixieren. Zu seiner Erleichterung ertastete er einen am Boden montierten Stahlbügel, mit dessen Hilfe er die Luke verschließen konnte. Er schob den Riegel über die Tür des Einstiegs und wälzte sich kurzatmig zur Seite. Sein Rücken wurde urplötzlich feuchtkalt. Das war kein Schweiß. Das war Blut.
Entsetzen durchschüttelte ihn. Langsam realisierte er, was passiert war. Susan hatte ein zweites Mal auf ihn geschossen. Und dieses Mal hatte sie ihn getroffen. Er biss die Zähne zusammen und tastete nach der Wunde auf seinem Rücken. Blut. Es klebte so viel Blut an seinen Fingern! Soviel Blut in so kurzer Zeit!
Plötzlich dröhnten dumpfe Schläge unter dem Lukenboden hervor. Susan versuchte anscheinend, die Klappe zu öffnen. Dann Stille. Wallace hielt den Atem an. Unerwartet durchschnitt ein dritter Schuss die Stille. Holz splitterte. Wallace erstarrte. Direkt neben ihm war das Holz in tausend Stücke zerborsten und durch ein beachtliches Loch schimmerte zaghaft das Licht der Glühbirne. Susan schießt sich den Weg frei. Wie ein gehetztes Tier sondierte er seine Umgebung. Es gab keinen Ausweg. Er saß in einer Stahlkuppel ohne Fenster, ohne Türen fest. Aber eines war sicher. Er weigerte sich, jetzt einfach kampflos aufzugeben. Solange er noch am Leben war, bestand auch Hoffnung. Wieder knallte es ein paar Zentimeter neben ihm und wieder wurden Holzsplitter quer durch den Raum gesprengt.
Ohne Türen?, ging es Wallace schlagartig durch den Kopf. Er versuchte, sich die besondere Konstruktion dieser Mühle zu vergegenwärtigen. Wenn er sich richtig erinnerte, ragte der Mühlenbalken auf einen kleinen Holzbalkon hinaus. Einen Balkon? Wenn es einen solchen Vorbau gab, musste es auch einen Zugang geben. Er tastete gehetzt die Wände ab. Es musste eine Tür geben. Seine blutverschmierten Hände fanden zwei rostige Scharniere.
Susan erkannte den Grund, warum sie die Luke nicht öffnen konnte. Durch das zweite Einschussloch konnte sie einen Stahlriegel entdecken, der mittlerweile ziemlich locker auf der Luke lag. Sie drückte gegen die Deckenluke, aber dieser verdammte Riegel hielt hartnäckig.
Fast so hartnäckig wie Colin, dachte sie und zielte auf die letzte Stelle im Holz, die dem Riegel noch genug Halt gab. Sie kniff ihre Augen zusammen, wendete den Kopf leicht ab und schoss ein weiteres Loch in die Decke. Wieder rieselte Holz auf sie herab. Aber jetzt war der
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