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Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)

Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)

Titel: Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Linck
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öffnete.
    Eine überraschend kleine Dame in einem blauen, mit rosa Blumen übersäten Kleid schaute freundlich einladend zu Wallace auf. Ihr graues Haar war zu einem etwas zerzausten Zopf zusammengebunden und ihr von tiefen Falten zerfurchtes Gesicht ließ sie beinahe hundertjährig oder älter aussehen. Sofort begann sie aufgeregt auf Italienisch zu reden. In faszinierender Geschwindigkeit sprudelten die Wörter ohne Punkt und Komma aus ihr heraus. Wallace versuchte mehrmals, sie an einer möglichst passenden Stelle zu unterbrechen, obwohl er keine Ahnung hatte, was sie erzählte, um ihr verständlich zu machen, dass er kein Italienisch sprach. Aber es schien bald so, als benötigte sie keine Pause zwischen den Sätzen, als bräuchte sie kein einziges Mal Luft zu holen. Überhaupt schien sie es auch nicht zu interessieren, ob er nun ein Wort verstand oder nicht. Stattdessen lächelte sie Wallace ohne Unterlass freundlich an.
    Nach einem weiteren Schwall unzähliger Worte packte sie ihn am Arm und zog ihn in den Hausflur. Bis zu diesem Augenblick hatte er gar nicht bemerkt, dass Susan der Dame immer wieder eifrig zunickte, ihren Kopf schüttelte oder zustimmend schmunzelte. Dann aber begann auch Susan draufloszureden, und die beiden Frauen schienen sich köstlich zu amüsieren.
    Nach weiteren fünf Minuten drückte Susan Wallace einen Zimmerschlüssel in die Hand und zeigte auf eine breite Treppe am Ende des Flurs.
    »Sie können Italienisch?«, fragte Wallace, als er die ausgetretenen Dielen hinter Susan hoch stapfte. Im gleichen Augenblick merkte er, wie blöd seine Frage war.
    »Nicht gut. Nur ein bisschen«, antwortete Susan und sah nun weitaus entspannter aus, als noch vor einer halben Stunde.
    »Was hat die Dame denn alles erzählt?«
    »Ach. Nichts Wichtiges. Nur dies und das.«
    »Aha. – Was denn so?«
    Susan tat so, als hätte sie ihn nicht gehört und stieg stumm die Treppe weiter in den zweiten Stock hinauf. Das obere Stockwerk war nur schwach beleuchtet. Eine goldene Tischlampe stand auf einem Holzschrank in der Ecke und spendete gerade genug Licht, um ein Stolpern zu verhindern. Mit Mühe entzifferten sie die Zimmernummern an den Türen. Susan drehte sich zu Wallace herum. »Sie haben Zimmer 203. Ich die 204, gleich daneben. Eine Dusche finden Sie am Ende des Flurs. Fürs Fernsehen müssen Sie sich eine Karte am Empfang holen. Ich habe der Dame aber gesagt, dass wir heute sicherlich kein Fernsehen mehr brauchen.«
    »Ja. Gut. Vielen Dank.«
    »Keine Ursache. Na dann …« Sie drehte sich um und zeigte auf ihr Zimmer. »Buona notte, Colin.« Wallace stand ein wenig unschlüssig da und antwortete schwach: »Ja. – Gute Nacht.« Er steckte seinen recht klobigen Schlüssel in das verzierte Türschloss und lächelte noch einmal zu Susan hinüber. Er war sich nicht sicher, ob er noch irgendetwas sagen sollte. Er hätte gerne noch etwas gesagt. Nur wusste er nicht was. Und schon war Susan in ihrem Zimmer verschwunden.
    26| FLORENZ, HOTEL VECCHIO, 09:10 UHR (ORTSZEIT)
    Am nächsten Morgen fühlte sich Wallace schon bedeutend wohler. Fernab von zuhause, fernab von schwarzen Pick-Ups und fernab von wem auch immer. Er hatte seit Tagen das erste Mal geschlafen wie ein Stein – und das, obwohl sich die Geräusche des italienischen Nachtlebens lautstark einen Weg durch die Fensterläden gebahnt hatten. Für den Augenblick hatte er sogar Ethan und den Admiral verdrängt. Die Sonne schien, er saß mit einer Zeitung, deren Abbildungen er flüchtig studierte, am Frühstückstisch und hatte sich bereits eine Tasse Kaffee verdient. Denn um in den Genuss des ersehnten Morgenkaffees zu gelangen, hatte er sich ausgiebig mit der kleinen Dame »unterhalten« müssen. Nachdem er ihr in allen möglichen Varianten signalisiert hatte, dass er sie nicht verstehen könne, hatte er es schließlich aufgegeben, sein Seminar-Lächeln aufgesetzt und einfach abgewartet, bis der kleinen Dame die Luft ausgehen würde. Dies geschah zwar nicht, aber ein anderer Gast schlich schon bald schlaftrunken in den Frühstücksraum und schien ihr ein weitaus reizvolleres Gesprächsopfer zu sein. Jedenfalls stellte sie prompt die Kanne Kaffee auf den Tisch, lächelte Wallace noch einmal kurz an und ging zielstrebig auf den noch sichtlich müden Gast zu. Wallace hatte sich ein schadenfrohes Lächeln nicht verkneifen können.
    Susan kam eine halbe Stunde später hereinstolziert, mit einem Stapel Papiere unter dem Arm und einem nicht zu übersehenden

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