Das Mal der Schlange
verstößt gegen unsere Gesetze!“
„ Das tue ich nicht. Wo steht geschrieben, dass ich das Oberhaupt um Erlaubnis bitten muss, bevor ich heirate?“
Sei Kopf schoss nach vorne, „Es gibt Regeln, an die wir uns alle halten, Emmaline. Regeln, die sich im Lauf der Jahrtausende als sinnvoll herausgestellt haben. Keine Beziehung mit Sterblichen einzugehen, ist eine davon.“
Emmaline verlor die Geduld, „Auch wenn ich ein Teil dieses Volkes bin, bin ich nach wie vor ein freier Mensch und treffe meine eigenen Entscheidungen. So lange ich meine Pflichten erfülle und mich an die Gesetze halte, erwarte ich von euch, dass ihr mich in Ruhe lasst! Es steht euch nicht zu, über mich zu urteilen! Also was willst du von mir, Massimo?“
„ Dein Wort, dass du unser Volk nicht verrätst! Geheimhaltung hat oberste Priorität. Und die Versicherung deiner Loyalität!“
Nun verbeugte sie sich tiefer vor ihm und machte auch die von ihr erwartete Geste mit der linken Hand, um ihm den vorgeschriebenen Respekt zu erweisen, „Ich gelobe dir beides.“
„ Dann ist ja alles in Ordnung“, warf Ilaria nervös ein, „Lass uns gehen, Bruder.“
Aber Massimo zischte, „Wie kannst du dich nur auf eine Stufe mit Sterblichen stellen? Hast du keinen Stolz? Dein junger Offizier wird bald wieder in seinen sinnlosen Krieg zurück müssen und wir wissen beide, wie schnell ein Menschenleben ausgelöscht ist.“
Die Funken in Emmalines Augen erloschen schlagartig und sie trat auf ihn zu, ihr Atem ging schnell. „Wage es nicht, ihm etwas anzutun! Ich schwöre bei Gott, wenn du Hand an ihn legst wirst du mit mehr fertig werden müssen, als ein paar Alpträumen. Ich werde dich bis ans Ende der Welt jagen und wenn es mich meine eigene Existenz kostet! Bruder!“ Wie konnte er ihr derartig drohen?
Massimos Adamsapfel hüpfte auf und ab. Anscheinend war er doch nicht so souverän, wie er vorgab zu sein. Am liebsten würde sie ihm seinen langen, dünnen Hals brechen, sein Gesicht nach hinten drehen, damit es sie nicht mehr ansehen musste.
Aber was würde das schon ändern – nichts. Innerhalb von Sekunden hatte Emmaline sich wieder unter Kontrolle, machte einen Schritt weg von Massimo und sah ihn eisig an. In ihrem Blick brannte wieder ein silberner Flammenkranz.
„ Sieh an. Dann stimmt es also, was man über die mit den kalten Augen sagt. Deine Selbstbeherrschung ist in der Tat bemerkenswert.“
„ Treib es nicht zu weit“, fauchte sie, drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort ins Haus zurück.
Eine großer Mann, der alles mit angehört hatte, trat hinter dem Stamm einer Platane hervor, „Es reicht!“, wies er Massimo zurecht, „Sie wird sich an unsere Gesetze halten. Es war nicht nötig, sie zu beleidigen oder ihr zu drohen!“
„ Ich dachte, ich spreche in deinem Sinne, Nathaniel? Es wäre nicht schwer, einen Novizen zu finden, der den Offizier aus dem Weg räumt.“
Nathaniel Stimme war schneidend, „Du hast Emmaline gehört. Wenn er vor seiner Zeit stirbt, hast du es auch mit mir zu tun. Und ich habe mächtige Freunde, vergiss das nicht.“
Ilaria räusperte sich, „Vergib mir, Bruder, aber warum stehst du auf der Seite des Soldaten?“
„ Weil er Emmaline offenbar glücklich macht.“ `Etwas, bei dem ich versagt habe´, dachte er bei sich, „Und ich will, dass es ihr gut geht. Nur das zählt für mich.“
„ Wie großzügig du bist“, meinte Massimo sarkastisch, „Wohl dem, der den mächtigen Nathaniel zum Freund hat.“
„ Richtig, Bruder“, Nathaniel war mehr als einen Kopf größer als Massimo. Er beugte sich zu dem kleinen Mann hinunter, so dass nur er seine nächsten Worte hören konnte und flüsterte mit samtiger Stimme, „Wohl dem, der mich zum Freund hat – denn meine Feinde reiße ich in Stücke!“
29.
Am Tisch von Danieles Großeltern dachte Emmaline an die Ereignisse der vergangenen Nacht zurück. Ihr Gespräch am Fluss hatte nur wenige Minuten gedauert und als sie zurück gekommen war, schlief Daniele noch immer. Sie hatte sich wieder ausgezogen und an ihn geschmiegt, den Duft seiner Haut tief einatmend.
Ärgerlich runzelte sie die Stirn. Sie war noch immer wütend auf Massimo und wusste, dass sie sich außerdem bald mit Ilaria treffen musste, um mit ihr zu jagen.
Eleonora und Carlo waren vor Freude außer sich gewesen, als die beiden frisch Vermählten später am Tag zu ihnen kamen. Man hätte meinen können, dass sie eine derartig überstürzte Heirat ablehnten, aber sie hatten
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